In einem Hörsaal der Universität Wien kam es am Dienstag zu einer Auseinandersetzung zwischen linken Studierenden und Vertretern des RFS und der Identitären.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Studierendenvertreter der ÖH an der Uni Wien und linke Aktivisten haben am Dienstag die Vorlesung des FPÖ-nahen Historikers Lothar Höbelt blockiert. Die Lehrveranstaltung wurde abgesagt, nachdem rund 200 Demonstranten die Eingänge zum Hörsaal im Hauptgebäude der Uni Wien versperrt hatten.

Foto von der Blockade am Dienstag.

Nachdem es auf der Stiege vor dem Hörsaaleingang zu vereinzelten Auseinandersetzungen gekommen und einige rohe Eier geflogen seien, habe der Sicherheitsdienst die Polizei gerufen, berichtete eine Sprecherin der Universität. Um eine Eskalation zu verhindern, sei die Vorlesung schließlich abgesagt worden. Im Rektorat hofft man darauf, dass die Tumulte vom Dienstag ein einmaliges Ereignis bleiben. "Protest und Protestaktionen sind Teil der Universitätskultur – Vermummung und Gewaltbereitschaft dürfen dies aber niemals sein." Die Universität suche nun nach einem Weg, wie die Vorlesung in Zukunft "ungestört stattfinden" könne.

ÖH: Teil einer antifaschistischen Kampagne

Bei der Geschichtslehrveranstaltung Höbelts gab es beinahe wöchentlich Störaktionen linker Protestierender, erst im Dezember wurde etwa ein Banner mit der Aufschrift "Kein Raum für Nazis an der Uni" hochgehalten. Gleichzeitig riefen auch rechtsextreme Gruppen wie die Identitären dazu auf, die Störaktionen zu verhindern und der Vorlesung Saalschutz zu geben.

Die Studierendenvertretung der ÖH an der Uni Wien stellte sich am Mittwoch in einer Aussendung hinter die Proteste. Die Blockade sei Teil einer "antifaschistischen Kampagne". Die ÖH kritisierte erneut Höbelts "rechtsextremes Gedankengut" und warf ihm Holocaust-Verharmlosung vor. Sie erneuerte auch ihre Forderung nach Höbelts Entlassung.

Antisemitische Rufe

FPÖ-Politiker stellen sich hingegen hinter Höbelt. Klubobmann Herbert Kickl nimmt Wissenschaftsminister Heinz Faßman (ÖVP) in die Pflicht. In einer Pressekonferenz richtete Kickl am Mittwoch den "dringenden Appell" an Faßmann, dem "Treiben linksextremistischer Kräfte" ein Ende zu setzen. RFS-Obmann Lukas Heim, einer der Hörer der Höbelt-Vorlesung, berichtete in einer Aussendung, er sei mit rohen Eiern beworfen worden. Ein Video, auf dem ein junger Mann von einem Ei getroffen wird, wurde auch von der "autonomen Antifa" auf Twitter geteilt.

Noah Scheer, Präsident der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH), berichtete unterdessen, dass ein Besucher der Höbelt-Vorlesung während der Protestaktion "Juden raus" skandiert habe. Die linken Demonstranten hätten ihn mit "Nazis raus!" übertönt.

Zissy Fritsche vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien sagte im Gespräch mit dem STANDARD, dass es sich um einen friedlichen Protest gehandelt habe. Protestierende hätten die beiden Eingänge zum Hörsaal blockiert. Nachdem auch Anhänger der Identitären, Burschenschafter und Mitglieder des RFS aufgetaucht seien, habe die Polizei eingegriffen und die rechten Studierenden abgeführt, um die Gruppen zu trennen. Der Protest sei grundsätzlich friedlich gewesen, beim gewaltsamen Versuch, die Blockade zu trennen, sei es allerdings zu Rangeleien gekommen, meinte Fritsche. Sie bestätigte auch, dass Heim am Becken mit einem rohen Ei getroffen wurde. Die Eier habe man aber nur zur Verteidigung geworfen, um zu verhindern, dass die Blockade aufgelöst werde.

Umstrittener Historiker

Die Studierendenvertreterin meinte weiter, man wolle nun abwarten, was die Uni sage. Wenn Höbelt die Vorlesung aber weiter halten dürfe, wolle man auch die kommenden Termine verhindern – dabei handelt es sich um die letzte Vorlesungseinheit in der kommenden Woche und die abschließende Prüfung in der darauffolgenden Woche.

Höbelt ist im Umfeld der FPÖ äußerst aktiv. Er war einst Berater der Partei und Mitautor des Parteiprogramms von 1997. Außerdem ist er Mitautor des FPÖ-Historikerberichts, er verfasste einen Beitrag über den ersten blauen Parteichef Anton Reinthaller und einen über den VdU und die FPÖ in Oberösterreich. (APA, red, 15.1.2020)