Ein Springaffen-Vater mit seinem Sohn.
Foto: Sofya Dolotovskaya

Während eine ganze Reihe von Vogelarten für lebenslange Treue bekannt ist, ist die Bildung fester Paare in der Säugetierwelt ein Minderheitenprogramm. Weniger als zehn Prozent aller Säugetierarten würden in Paarbeziehungen leben, berichtet das Deutsche Primatenzentrum (DPZ). Zudem sei der Begriff schwer zu definieren: Teilen sich die Tiere lediglich ein Territorium oder handelt es sich um eine langfristige, auf gegenseitigem Kontakt beruhende Beziehung?

Der monogame Primat

Um mehr darüber zu erfahren, was ein Paar zusammenhalten könnte, haben sich DPZ-Forscher eine der Spezies vorgenommen, die aus dem Säugetier-Mainstream ausbricht: Rote Springaffen (Plecturocebus cupreus). Diese gut 30 Zentimeter langen Primaten leben in weiten Teilen Südamerikas, ernähren sich vorwiegend von Früchten und gelten nicht als gefährdet. Und sie sind monogam.

Springaffen-Paare bleiben viele Jahre zusammen, und die Männchen bringen sich intensiv in die Jungenaufzucht ein. Die Jungen werden nahezu ausschließlich vom Vater getragen und werden der Mutter nur zum Säugen übergeben. Außerdem spielen die Väter mit ihren Kindern und teilen ihr Futter häufiger mit ihnen, als es die Mütter tun.

"Männer-Service"

Für seine Studie hat das Team um Erstautorin Sofya Dolotovskaya sieben an die Gegenwart von Menschen gewöhnte Gruppen von Roten Springaffen im peruanischen Amazonasregenwald nahe der DPZ-Forschungsstation Quebrada Blanco untersucht. Über einen Zeitraum von zwei Mal sieben Monaten wurden die Affen von morgens bis abends beobachtet. Dabei wurde penibel festgehalten, welches Tier die Nähe seines Partners suchte, wer bei wem Fellpflege betrieb und welche Tiere sich an Auseinandersetzungen mit Eindringlingen beteiligten.

Ihre Ergebnisse werten die Forscher als Beleg für die sogenannte "Männer-Service-Hypothese": Die Männchen liefern einen nützlichen Service, indem sie sich mehr um die Kinder kümmern und das Territorium gegen Eindringlinge verteidigen, während die Weibchen mehr die Beziehungspflege übernehmen und beispielsweise die Nähe ihres Partners suchen.

"Wir haben beobachtet, dass die Weibchen sich insbesondere nach der Geburt eines Jungtiers verstärkt um die Beziehungspflege kümmern, also aktiv die Nähe ihres Partners suchen und bei ihm Fellpflege betreiben", sagt Dolotovskaya. Die Männchen hingegen bringen sich laut den Beobachtungen verstärkt in Auseinandersetzungen mit Eindringlingen ein. "Dieses Verhalten entspricht der 'Männchen-Service-Hypothese‘", sagt Eckhard W. Heymann, Leiter von Quebrada Blanco. "Unsere Ergebnisse untermauern die Hypothese, dass der Einsatz der Männchen für die Jungenaufzucht ein wichtiger Faktor für die Aufrechterhaltung von Paarbeziehungen ist." (red, 15. 1. 2020)