Grübeln.

Foto: EPA/BRUNA

Eine Umarmung.

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Das beginnende Ende einer Ära? Nicht die zweite Slalom-Niederlage von Mikaela Shiffrin in Folge ließen beim Nachtslalom in Flachau diese Frage aufkommen, sondern die Selbstzweifel der US-Seriensiegerin nach Platz drei hinter Petra Vlhova und der Schwedin Anna Swenn Larsson. "Wir sind in der Realität angekommen", erklärte die Rekord-Gewinnerin von 43 Weltcupslaloms zwei Stunden vor Mitternacht.

Shiffrin meinte damit, dass sie derzeit nicht so Ski fahre wie gewünscht. Und dass ihr über viele Siege aufgebautes Selbstvertrauen momentan offenbar unauffindbar ist. "Der Eindruck täuscht nicht", vermittelte Shiffrin noch im Zielraum den Eindruck froh zu sein, sich endlich etwas von der Seele reden zu können. "Ich bin jemand, der nicht immer so fest an sich selbst glaubt. Nur selten war ich so selbstbewusst dass ich sicher war, alle zu schlagen", erklärte sie. "Ich war vor allem deshalb so lange oben, weil ich härter gearbeitet habe, als die anderen. Aber Siege können schnell vorbei sein. Auch ich muss ständig Schritte nach vorne machen."

Grübeln

Die gelingen derzeit offenbar aber nicht. "Anfang der Saison hat sie noch locker gewonnen. Jetzt grübelt sie", analysierte Hermann Maier. "Unter Druck macht Mikaela Fehler, die ihr normal nicht passieren", ergänzte die von Shiffrin Ende 2018 als Slalom Rekordlerin abgelöste Marlies Raich. Atomic-Rennchef Christian Höflehner glaubt: "Zagreb, der Sturz in Zauchensee und die Vorjahres-Niederlage haben Auswirkungen. Aber es kommen wieder Tage, an denen Mika Vlhova was zum Nachdenken gibt."

Die 24-jährige Shiffrin dominiert den Skiweltcup der Frauen trotz einiger "Wackler" seit Jahren vor allem über den Slalom, wo sie lange Zeit unschlagbar zu sein schien. Doch das Momentum liegt seit kurzem eher bei Vlhova. Der einzigen Läuferin, die Shiffrin – selten aber doch – in den vergangen drei Jahren bezwungen hat. Nicht das zuletzt wieder hoch gekochte "Spygate" sondern der von ihrem Coach Mike Day bewusst eckig gesteckte zweite Lauf war aber das, was Shiffrin zu nächtlicher Stunde am meisten am Herzen lag.

Konkurrenz

"Heute ist mir wichtig klarzustellen, dass Mikes Kurssetzung nicht gegen Petra ausgerichtet war. So etwas tun wir nicht", betonte Shiffrin. "Zweitens kannst du gegen sie ohnehin nichts setzen, so wie sie derzeit Ski fährt. Petra macht derzeit alles besser als ich, ihre Technik ist perfekt. Deshalb ist sie derzeit die Beste und kann jeden Kurs gut fahren. Das wollte ich nur klarstellen."

"Gut, das von ihr zu hören", nahm Vlhova das kurz darauf erfreut zur Kenntnis. Noch im Zielraum hatte es eine Umarmung zwischen den beiden Kontrahentinnen gegeben. "Der Kampf zwischen uns ist gut und ich verstehe, wenn Mika sauer ist. Auch sie will immer gewinnen", sagte die gleichaltrige Slowakin. "Ich habe Riesenrespekt, sie ist ein Champion." Gerne würde sie mit ihrer Rivalin auch befreundet sein. "Aber wir sind beide gerade ganz oben und Jede will gewinnen. Vielleicht können wir ja später Freunde werden."

Die vom Italiener Livio Magoni gecoachte sowie von Vater Igor und Bruder Boris Vlha betreute Vlhova hat sich damit endgültig als Shiffrins größte Rivalin emanzipiert. Dass ihr Flachau-Sieg relativ knapp ausgefallen war, erklärte sie mit Kurs zwei sowie einigen Fahrfehlern. "So ist zumindest mein Gefühl", erklärte die Riesentorlauf-Weltmeisterin aus der Liptau, die erstmals für die Slowakei auch Weltcup-Kristall holen will. (APA, red, 15.1.2020)