Bitte, bitte, bitte. Sie liegen mir seit Jahren in den Ohren, alle drei, permanent. Aber ich bin ja nicht wahnsinnig. Ein neues Haustier? Niemals! Ganz egal, ob Katze oder Hund, es ist mir völlig klar, an wem letztlich alles hängenbleiben würde, sei es das Gassigehen, sei es das Kisterlausräumen. Erst seit kurzem gehen sie mir damit etwas weniger auf die Nerven, seit nämlich Buster, der wunderbare Mops von wunderbaren Freunden, ein paar Mal bei uns gastiert hat. Da haben sie gemerkt, alle drei, dass so ein Haustier nicht immer nur der allerreinste Spaß ist – sondern halt auch Bedürfnisse hat.

Mit dem Seat Tarraco zur Vierschanzentournee zu fahren und ihn dann wieder herzugeben taugt nicht allen.
Foto: Fritz Neumann
Grafik: der Standard

Bitte, bitte, bitte. Jetzt geht das schon wieder los. Diesmal ist, wie an so vielem, der STANDARD schuld, der nämlich wie vor jeder Vierschanzentournee einen Testwagen aufgestellt hat. Dieser Wagen ist im Lauf von, nun ja, auch schon wieder 25 Tourneejahren immer größer geworden. Das liegt an einer familiären Situation, die sich von trauriger Einsamkeit über traute Zweisamkeit in – gesucht ist ein trau-Wort! – jawohl, traumhafte Viersamkeit verändert hat. So sind wir also beim Seat Tarraco Xcellence 2,0 TDI DSG 4Drive angekommen – und beim nächsten "Bitte, bitte, bitte".

Niemals!

Den Seat hätten sie, alle drei, am liebsten gar nicht mehr hergegeben. "Wo ist unser neues Auto?", hieß es am Tag nach der vierten Schanze, als der Seat wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt war. "Bitte, können wir auch so einen haben?" Niemals! Ich bin ja nicht wahnsinnig. Weil. Der. Kostet. Das. Doppelte. Von. "Unserem". Und es ist mir völlig klar, an wem letztlich alles hängenbleiben würde.

Neben dem Spanier Seat Tarraco war der Pole Dawid Kubacki Gesamtsieger der 68. Vierschanzentournee.
Foto: CHRISTOF STACHE

Lange Gesichter, die Enttäuschung ist fast so groß wie jene von ÖSV-Skispringern, die auf vier Schanzen und auch im Tournee-Klassement keinen einzigen Stockerlplatz schaffen. Zugegeben, die zwei Wochen haben richtig Spaß gemacht. Ja, klar, der Seat ist ein SUV, und allein für Stadtfahrten braucht man so einen nicht unbedingt. Aber wenn man öfter zu dritt bis viert und mit einer Menge Sportsachen unterwegs ist, zahlt sich zum Beispiel der große Kofferraum schon aus. Allein, was da noch unter der Abdeckung neben das Reserverad passt: Helme, Handschuhe, Schals, Skibrillen, you name it.

Platz gibt es im Tarraco ausreichend.
Foto: Fritz Neumann

Allrounder

Bei einer Tournee sind Allrounderqualitäten gefragt, neben Skizeug muss Eislaufzeug und Badezeug mit, von den Spielsachen ganz zu schweigen. Verschwindet alles im Kofferraum. Dabei ist der Seat mit 4,74 Metern nicht überlang, kaum länger als "Unserer", das Kofferraumvolumen lebt natürlich auch von der Fahrzeughöhe (1,66). Jedenfalls bleibt vorn wie hinten viel Beinfreiheit, die zigfach verstellbaren Sitze sind ein echtes Plus, sogar ein sonst oft gepeinigter Rücken steckt eine fünfstündige Fahrt weg wie nichts. Der Verbrauch hält sich durchaus im Rahmen, das mag auch einer relativ gemütlichen Fahrweise geschuldet sein, weder ein SUV an sich noch ein Automatikgetriebe müssen zum Tempobolzen anregen.

Die Armaturen des Seat Tarraco.
Foto: Andreas Stockinger

Gestern bin ich das erste Mal wieder in "Unseren" eingestiegen. Es war ungewohnt, ich musste mich hineinzwängen und hab mir den Kopf angehaut. Und jetzt denk ich schon ein bisserl nach. Über das nächste Auto. Beim Haustier lass ich aber nicht mit mir reden. Buster ist natürlich immer gerne gesehen. Vielleicht kommt er ja irgendwann in den Genuss einer Seat-Tarraco-Probefahrt. Im Kofferraum könnte und würde er Purzelbäume schlagen. Ja, die Kostenfrage. Der Benziner wäre freilich um einiges günstiger als der Diesel. Und vielleicht liest das ja auch jemand aus der Chefetage des STANDARD, der eh schon an so vielem schuld ist, und hat ein Einsehen. Bitte, bitte, bitte. (Fritz Neumann, 17.1.2020)