Manche bereiten sich auf die Oldtimer-Saison vor, studieren Veranstaltungskalender oder haben sich längst bei den für sie wichtigsten Veranstaltungen angemeldet. Etliche sind ja heiß begehrt, die Teilnehmeranzahl limitiert. Andere fiebern vielleicht einer Oldtimer-Auktion entgegen und bangen, ob das Objekt der Begierde zu ersteigern sein wird.

Was auch immer Sie umtreibt im neuen Jahr auf dem Gebiet von Old-, Youngtimer und Automobilhistorie, es wird ein reichhaltiges werden. Es gibt viel zu feiern, viele runde, auch halbrunde Jubiläen, und wir beginnen unsere willkürliche Auswahl gleich mit einer Kultmarke, mit Alfa Romeo.

Der A.L.F.A. 24 HP war ein Erstling von 110 Jahren.
Foto: Wirtschaftskammer/Anna Rauchenberger

1910 gilt als Startschuss, am 4. Juni wurde die Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili ins Leben gerufen, Kurzform: A.L.F.A., und weil Tempomachen von Anfang an zum Metier gehörte, Cuore Sportivo und so, kam noch gleichen Jahres das Modell 24 HP auf den Markt – Motorisierung: 4,1-Liter-Reihen-4-Zylinder mit 42, ab 1912 dann 45 PS. Mit zwei solchen Autos als Teilnehmer bei der Targa Florio setzte man 1911 auch umgehend eine erste Duftnote im Motorsport.

Nicht Verona, sondern Neapel

Romeo kam übrigens nicht aus Verona, sondern Neapel: Im Ersten Weltkrieg, Ende 1915, ging Alfa, das wie viele Betriebe in ganz Europa auf Rüstung umgestellt hatte (Munition, Flugmotoren etc.), gleich einmal Pleite, der Ingenieur Nicola Romeo stieg ein und übernahm die Führung des (Rüstungs-)Betriebs. So kam der zweite Name zum ersten.

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Vor jeweils 70 Jahren schlugen die Geburtsstunden vom VW Bus und Lancia Aurelia. Ersterer verkaufte sich bisher in sechs Generationen fast zwölf Millionen Mal.
Foto: Wirtschaftskammer/Anna Rauchenberger

RL Targa Florio und 8C 2900 Berlinetta aus der Zwischenkriegszeit (auch der herzförmige Scudetto-Kühlergrill kam in den 1930ern auf), 1900 (Produktionsbeginn 1950), Giulietta (1954), Giulia (1962), Spider (1966), GTV (1974): Das Wasser rinnt einem im Munde zusammen, aber begänne man da auszuholen, der Platz auf der Seite würde bei weitem nicht reichen. Hoffen wir nur, dass Alfa auch die nächsten 110 Jahre durchhält, so rosig stehen sie ja nicht da, wir sind gespannt, was bei der Fusion mit dem französischen PSA-Konzern daraus wird.

Leider bereits Geschichte ist eine andere Italo-Legende, Lancia, doch das Auto von gestern ist das Sammlerobjekt von heute: 70 Jahre Lancia Aurelia! 60 Jahre Flavia! Die Aurelia, namensgleich mit Caesars Frau Mama, gab es als Limousine, Coupé und Cabrio, eines umwerfend schöner als das andere. Und die Flavia (Limousine, Coupé und "Flavia Zagato"), auch hier wetterleuchtet römisch-imperiales Erbe (drei flavische Kaiser, 69 bis 96 n. Chr.), war Italiens erster Serien-Fronttriebler.

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Auf 65 Jahre bringen es Alpine und BMW Isetta.
Foto: Wirtschaftskammer/Anna Rauchenberger

Wertwandel

Weniger imperial, aber ebenfalls 70 Jahre alt – jung, möchte man angesichts der ungebrochenen Begehrlichkeit fast sagen – wird heuer der VW-Bus vulgo Bulli. Ab 1950 ergänzte der Urahn aller Minivans den Käfer um ein praktisches, geräumiges, transportfreudiges Pendant, Exemplare der ersten Generation (T1), noch vor der Jahrtausendwende massenhaft und achtlos verschrottet, kosten heute eine Lawine, die weltweite Sammlerklientel stört sich nicht daran.

Ein anderes Jubiläum steht in Wolfsburg selbst an: Der damalige Konzernchef Ferdinand Piëch eröffnete im Jahr 2000 die "Autostadt" – auf 25 Hektar Park- und Lagunenlandschaft direkt auf dem Werksgelände präsentieren sich seitdem Audi, Bentley, Bugatti Lamborghini, Seat, Škoda, VW und Co in Markenpavillons. "Millionengrab!", titelten deutsche Medien angesichts der 430-Millionen-Euro-Investition – doch der Erfolg strafte alle Unkenrufer Lügen. Das Großprojekt belebte die ganze Region, schon 2010 zählte man über 20 Millionen Besucher, inzwischen sind es weit über 40.

Foto: Wirtschaftskammer/Anna Rauchenberger
Auf 50 Jahre kommen Range Rover und Opel Manta.
Foto: Wirtschaftskammer/Anna Rauchenberger

Damit Schwenk zurück, anzureißen gilt es in unserer Auswahl noch: 65 Jahre BMW Isetta und 20 Jahre Z8, 65 Jahre Alpine, 55 Jahre Audi F103 und 40 Jahre quattro, 50 Jahre Range Rover und Opel Manta, 40 Jahre Fiat Panda.

Isetta: BMW-Lizenzbau der Iso Isetta aus Italien. Zweisitzer mit Fronttür, ermöglichte erste spartanische Nachkriegs-Massenmobilität in bescheidensten Abmessungen, ähnlich Goggomobil (auch ab 1955) und Messerschmitt Kabinenroller (ab 1953). Des einen Freud, des anderen Gaudi: Die Amis werden sich totgelacht haben in ihren Straßenkreuzern, als Cary Grant 1956 in der "Knutschkugel" auf der Park Avenue in New York posierte. 20 Jahre Z8: Wunderbare Hommage auf den nur ein Jahr nach der Isetta vorgestellten Designgeniestreich von Albrecht Graf von Goertz, den 507. Mit dem Z8 probte BMW vor allem Leichtbau-Materialmix für die Großserie, längst ist auch er begehrtes Sammlerstück.

Geboren in Frankreich

1955 war weiters das Geburtsjahr des französischen Sportwagenbastlers Alpine, der gleichjährige Erstling A106 Coach verriet eine gewisse Nähe zu Porsche, die bekannteste Alpine war die A110 von 1961, die ihrerseits vor drei Jahren unter Renault-Dach gekonnt hommagiert wurde und wieder auf A110 hört.

Foto: Wirtschaftskammer/Anna Rauchenberger
Fiat Panda und Audi Ur-quattro tragen 40 Jahre auf dem Buckel.
Foto: Wirtschaftskammer/Anna Rauchenberger

Bei Audi lief 1965 mit dem F103 der erste Nachkriegs-Audi vom Band, eine Weiterentwicklung des DKW F102, 1980 schuf der Ur-quattro die Basis für den Aufstieg zur Premiummarke, 25 Jahre RS unterstreichen noch einmal die Sportaffinität der Vierringemarke. Und zu Opel Manta (1970) und Fiat Panda (1980) nur ganz kurz: Beide brachten es zu Kultstatus. Opels Massensportler ist aber leider längst schon tot, Fiats kultige Kiste hingegen quicklebendig.

Und dass vor 90 Jahren Manfred von Ardenne im Deutschen Reich das Fernsehen erfand, am Weihnachtsabend 1930 das erste Fernsehprogramm gesendet wurde: das ist ein anderes, wenn auch nicht minder bewegendes Kapitel. (Andreas Stockinger, 24.01.2020)