Wien – Das sechste Jahr in Folge gibt es einen neuen Rekord bei den Gründungszahlen heimischer Unternehmen. 32.386 Firmen wurden im Vorjahr hierzulande gegründet. Das entspricht einem Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr, da waren es 30.901. "Der Trend geht in Richtung Unternehmertum", sagte Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Mahrer lobte den abermals gestiegenen Frauenanteil bei den Gründungen und die hohe Überlebensquote bei von Frauen gegründeten Unternehmen. Mit 45,5 Prozent wurde auch hier ein Rekordwert erzielt. Zum Vergleich: 2006 lag die Quote bei 37,2 Prozent. Überdies kündigte Mahrer an, heuer weibliche Gründungen genauer zu beobachten, um "deren Rezept zum Erfolg" noch besser nachvollziehen zu können. Das Ergebnis werde Anfang 2021 präsentiert. Selbstständige Pflegerinnen wurden in die Statistik nicht eingerechnet, sonst wäre der Anteil noch deutlich höher.

Rund zwei Drittel der neugegründeten Unternehmen sind nach fünf Jahren immer noch am Markt tätig. Damit liege man im europäischen Spitzenfeld. Im Schnitt sind Österreicher beim Schritt in die Selbstständigkeit 36,6 Jahre alt.

WKÖ-Präsident Harald Mahrer und Junge-Wirtschaft-Bundesvorsitzende Christiane Holzinger präsentieren die Gründerzahlen für 2019.
Foto: WKÖ/DMC

Regierungsprogramm

Im türkis-grünen Regierungsprogramm – das Mahrer selbst mitverhandelt hat – ortet er viel Potenzial zur Stärkung des Unternehmertums. Etwa solle die Körperschaftsteuer von 25 auf 21 Prozent gesenkt und der Gewinnfreibetrag ausgeweitet werden. Weitere Punkte sind Steuerbegünstigungen bei der Mitarbeiterbeteiligung, die Abschaffung der Veröffentlichungspflicht in Papierform in der "Wiener Zeitung" und die Erhöhung der Freigrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter.

Für Start-ups soll es eine neue Kapitalgesellschaftsform geben, die genaue Ausgestaltung fehlt aber noch. Das GmbH-Mindeststammkapital soll auf 10.000 Euro gesenkt werden. Geplant ist auch, eine Kultur der zweiten Chance stärker zu verankern. "Nur weil jemand einmal gescheitert ist, muss man ihn nicht automatisch stigmatisieren", so Mahrer. Durchs Scheitern würde man lernen. Allerdings müsse auch ein Mechanismus verankert werden, um Missbrauch vorzubeugen. Konkreter wurde er hier ebenfalls nicht.

Zahlen der Wirtschaftskammer attestieren von Frauen gegründeten Unternehmen eine hohe Überlebensrate.
Foto: Uwe Umstätter / Westend61 / pict

Motive

Als stärkstes Motiv dafür, ein eigenes Unternehmen zu gründen, gilt der Wirtschaftskammer zufolge nach wie vor der Drang, sein eigener Chef zu sein. Dahinter folgen der Wunsch nach flexiblerer Zeit- und Lebensgestaltung und mehr Eigenverantwortung.

Neugründungen nach Branchen:

  • Gewerbe und Handwerk (39,3 Prozent)
  • Handel (27,7 Prozent)
  • Information und Consulting (19,2 Prozent)
  • Tourismus und Freizeitwirtschaft (8,3 Prozent)
  • Industrie, Bank und Versicherung (0,2 Prozent)

Drei Viertel der Firmen wurden als Einzelunternehmen gegründet, 13 Prozent als GmbH, nur je rund zwei Prozent als OG oder KG.

Neuer Start-up-Fonds

Überdies bereitet die staatliche Förderbank AWS einen neuen Start-up-Fonds vor, der in junge, innovative Unternehmen investieren soll. Ein sogenannter Technologie-, Innovations- und Wachstumsfonds steht im Regierungsprogramm der türkis-grünen Regierung. Die nicht mehr im Amt befindliche ÖVP-FPÖ-Regierung hatte im Mai kurz vor der Regierungskrise bereits einen derartigen Fonds im Ministerrat fixiert.

Im zweiten Halbjahr 2020 soll der geplante Fonds operativ starten. "Wir sind jetzt dabei, die technischen Details auszuarbeiten", sagte AWS-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. Unter anderem müsse noch der Investitionsfokus mit dem Wirtschaftsministerium abgeklärt werden. (and, APA, 16.1.2020)