Danijel Aleksić hat zwei Berufe erlernt: Maschinenschlosser und Werkzeugmacher. Er ist 36, arbeitet, seit er 15 ist, und führt seit drei Jahren das Werk des Autozulieferers Modine im niederösterreichischen Kottingbrunn. 480 Mitarbeiter produzieren dort Kühlsysteme für die Automobilindustrie. Weitergebildet hat er sich kontinuierlich abends, in der "Freizeit", schließlich vor vier Jahren an der Uni Klagenfurt seinen Master gemacht.

In all den Berufsjahren hat sich eine Leidenschaft herausgebildet: Lean. Nicht als simple Produktionsmethode zwecks Effizienz- und Produktivitätserhöhung, sondern als Kulturfrage, als Haltung. Das war auch Thema seiner Masterarbeit, ist jetzt Thema seiner Doktorarbeit. Damit ist er in der richtigen Industriesparte gelandet. "Wer Lean Management richtig gemacht hat, ist jetzt viel besser gewappnet", sprudelt es aus Alesić hervor. Es gehe um smarter, nicht um noch härter, weist er Zweifel an immer besseren Effizienzpeitschen in der produzierenden Industrie von sich.

Danijel Aleksić und Personalberater Oliver Suchocki diskutieren über Lean Management als Mindset.
Christian Fischer

Personalberater Oliver Suchocki legt aus seiner Arbeit nach: "Lean-Experten sind gerade wieder wirklich gesucht. Es geht dabei nicht um einmalige Casheffekte, sondern um ein Mindset, das Möglichkeit und Spielraum für Innovation und Transformation ermöglicht." Also eine Renaissance des alten Lehrstücks Toyota? Ja, so die beiden, aber: in seiner neuen Version, eben als Haltung, nicht bloß angewandt, um Lagerräume, Herstellungswege und Leerzeiten zu optimieren. Es gehe jetzt quasi um die Leerzeiten in der Unternehmenskultur.

Lean Management keine einmalige Übung für Bilanz

Der große Denkfehler, sagen beide, sei, Lean Management als einmalige Übung zu verstehen, um Bilanzen zu verbessern. Tatsächlich handle es sich um einen kontinuierlichen Prozess, der allen im Unternehmen zu besserem Arbeiten verhelfe, Change möglich mache, indem alte Routinen permanent hinterfragt werden. Hands-on Change-Management quasi. Ob das nicht Stress in der Belegschaft verursache? Wieder ein Nein von beiden, weil es ja fühlbar mache, wie die eigene Arbeit besser, sinnvoller aufgestellt wird. Suchocki ist überzeugt, dass solche Learnings – Beispiel Modine – aus einer frühzyklischen Branche, deren Umsätze aufgrund vieler Faktoren wohl als rückläufig einzuschätzen sind, ein guter, ein vorbildlicher Ansatz sind, und verweist auf Stellenabbau und Kurzarbeitsmodelle in der deutschen Autoindustrie.

Modine hat diese nicht, werde sie vermutlich auch nicht benötigen, heißt es. Auch wenn der Mitarbeiterstand in den vergangenen Jahren von ursprünglich 600 reduziert werden musste – der Standort sei nicht gefährdet, man könne dank Lean auf den Weg zum Systemlieferanten bauen, sagt Aleksić. Mit seinem glaubhaft klaren Ziel hat er sich in der Branche auch Reputation verschafft. Wozu bitte schön jetzt noch eine Doktorarbeit? Danijel Aleksić brennt für das, was er tut, und wenn es den Begriff Commitment nicht schon gäbe, man müsste ihn für ihn erfinden.

Und: Geht sich da noch ein Stück Leben aus? Ja, sicher, lächelt der Vater zweier Kinder recht lässig und eigentlich relativ entspannt beim Gespräch frühmorgens im Kaffeehaus. (kbau 17.1.2020)