Memes haben die 2010er-Jahre geprägt. Keine politische oder gesellschaftliche Debatte ohne entsprechende Begleitung durch mehr oder weniger lustige Bilder, Gifs und Videos im Netz. Die Bildplattform Imgur hat ihre Mitglieder nun dazu aufgerufen, das Meme des Jahrzehnts zu wählen. Den Gewinner hatte DER STANDARD in seinem eigenen Meme-Rückblick zugegebenermaßen nicht auf dem Radar – es ist ein ungarischer Pensionist, der nur per Zufall herausfand, dass er zum Internet-Meme geworden war.

Meme seit 2011

Die meisten Stimmen wurden für ein Meme abgegeben, das tiefsitzende, unterdrückte Ängste, Schmerz und Kränkungen ausdrücken soll. Diese Gefühle materialisierten sich im Internet als "Hide the Pain Harold" – Stockfotos eines älteren Herren, der in verschiedenen Situationen eigentlich recht harmlos, aber etwas gequält in die Kamera lächelt. Das Meme kam laut Imgur 2011 auf und wurde in den darauffolgenden Jahren immer populärer.

Oft werden Personen zu Memes, die von ihrem "Glück" gar nichts wissen. Nicht so bei "Hide the Pain Harold". Dahinter steht der pensionierte Elektroingenieur András Arató aus Ungarn. Wie es zu seinem Ruhm kam? Ein Fotograf hatte vor zehn Jahren Urlaubsfotos des Mannes im Netz entdeckt und ihn gefragt, ob er für ein paar Stockfotos zur Verfügung stehen würde. Diese Fotos, die Arató etwa beim Telefonieren, vor dem Computer oder bei Turnübungen zeigen, machten den heute 75-Jährigen zum Internet-Star.

Von seinem Ruhm erfuhr er erst nach einiger Zeit, als er eine Reverse-Bildersuche durchführte, wie er 2019 dem "Guardian" erzählte. Arató befeuert sein Meme mittlerweile auch selbst – auch weil es ihn störte, dass so viele Menschen seine Fotos ohne sein Einverständnis als Profilfotos verwendeten. Seine Facebook-Seite, auf der er regelmäßig Fotos postet, haben 113.000 Fans abonniert. Er wird auch für Fernsehwerbungen gebucht und gab bereits einen "TED-Talk" über seine plötzliche Berühmtheit als Internet-Meme. (red, 25.1.2020)