Sowohl auf der Südstrecke als auch im Wiener Nahverkehr will die ÖBB ausbauen.

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Wien – Die ÖBB will heuer vor allem den Ausbau der Südstrecke vorantreiben. Das ist einer der Schwerpunkte des Bauprogramms 2020 für die Ostregion, das ÖBB-Infrastruktur-Vorstand Franz Bauer am Donnerstag präsentierte. Zusätzlich wurden Verbesserungen für den Nahverkehr im Großraum Wien, die Modernisierung weiterer Bahnhöfe, aber auch Streckensperren angekündigt.

Insgesamt wird die ÖBB heuer rund 670 Millionen Euro in die Schieneninfrastruktur in der Ostregion stecken. Diese setzt sich aus den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland zusammen. Ziele der Investitionen sind unter anderem Steigerungen der Kapazität, des Nahverkehrs in Ballungsräumen und des Elektrifizierungsgrades auf den Strecken. Damit sollen auch mehr Menschen zum Umstieg auf die Bahn begeistert werden, so Bauer.

Von den österreichweit 250 Millionen Bahnkunden pro Jahr seien immerhin zwei Drittel in der Ostregion unterwegs, sagte Bauer. Beispielsweise würden täglich 600.000 Menschen nach Wien pendeln. 40 Prozent davon kommen aus dem Süden – und nur 20 Prozent davon würden auf dem Weg zur Arbeit "auf der Schiene" unterwegs sein. Hier sieht der Infrastruktur-Vorstand viel Potenzial für die Zukunft. Als Vergleich zog er dazu die Weststrecke heran, wo bereits 40 Prozent der Pendler den Zug nutzen würden.

Viergleisig zwischen Wien und Wiener Neustadt

Starten werden Hauptarbeiten auf der Pottendorfer Linie am zweiten Abschnitt Ebreichsdorf. Ziel ist dort der viergleisige Ausbau der Strecke von Wien bis Wiener Neustadt bis 2023. Ebenfalls bis 2023 soll der Ausbau der Bahnstrecke Wien bis Bratislava realisiert werden. Nach der Fertigstellung soll die Fahrzeit zwischen den beiden Städten von 66 Minuten auf 40 Minuten verkürzt werden. Zusätzlich wird die Strecke Gänserndorf bis Marchegg elektrifiziert.

Im Süden soll der Ausbau des Semmering-Basistunnel "konsequent und zügig" vorangetrieben werden, kündigte Bauer an. Voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte soll die Hälfte des Tunnels im Rohbau gegraben sein. Ab 2027 soll der Tunnel die Reisezeit zwischen Wien und Graz auf weniger als zwei Stunden reduzieren. Zusätzlich wird auf der Strecke der Bahnhof Mürzzuschlag modernisiert.

Streckensperren im Sommer

Auch für den Großraum Wien haben die ÖBB in diesem Jahr einiges auf dem Programm. Das Vorhaben einer Verbindungsbahn zwischen Wien-Hütteldorf und Wien-Meidling soll in diesem Jahr zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingereicht werden. Läuft alles plangemäß, wird von 2023 bis 2027 gebaut. Auf der neuen Strecke sind auch zwei neue Haltestellen geplant: Hietzinger Hauptstraße und Stranzenbergbrücke.

Weiters plant die ÖBB den viergleisigen Ausbau der Strecke von Meidling bis Mödling. Hier habe es im Vorjahr bereits die ersten Gespräche und Überlegungen gegeben, sagte Bauer. Ziel sei, einen Fünfminutentakt im S-Bahn-Verkehr zu ermöglichen. In zwei Jahren soll die konkrete Planung beginnen, die Fertigstellung ist für Anfang der 2030er-Jahre geplant. Bei der Flughafenspange (Strecke von Wien über den Flughafen bis nach Nickelsdorf) soll heuer die Trassen ausgewählt werden, der Baustart ist in fünf Jahren vorgesehen.

Zu Streckensperren aufgrund von Sanierungsarbeiten kommt es in den Sommermonaten zwischen Floridsdorf und Praterstern (5. bis 18. Juli) und in Niederösterreich zwischen Stockerau und Retz (18. Juli bis 7. September). Schienenersatzverkehr wird bereitgestellt.

Neues Bussystem für 40 Prozent der niederösterreichischen Gemeinden

Bessere Verbindungen soll es für die Niederösterreicher bald auch im Busverkehr geben. Mehr als 40 Prozent aller Gemeinden in dem Bundesland erhalten in diesem Jahr ein neues Bussystem. Ziel sei die Ausweitung des Angebots und eine Steigerung der Qualitätsstandards. Insgesamt betreffen die Verbesserungen rund 250 Gemeinden und fast 750.000 Bürger, informierte Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) am Donnerstag.

In der Region Weinviertel-Ost werden künftig acht statt wie bisher 5,9 Millionen Öffi-Kilometer zur Verfügung stehen, im Gebiet um Baden erfolgt eine Erhöhung um 800.000 Kilometer, sagte Schleritzko. In der Wachau profitieren die Menschen von 270.000 zusätzlichen Öffi-Kilometern, erweiterten Betriebszeiten und einer Erhöhung der Takte in Krems. Im Raum Neunkirchen sollen ab Sommer 51 statt wie bisher 46 Bus-Linien unterwegs sein. (APA, 16.1.2020)