Bild nicht mehr verfügbar.

Der gebürtige Moskauer kennt sich in der Welt der Daten und Zahlen aus.

Foto: AP

"Daten sind das Gold, Öl und Platin des 21. Jahrhunderts", sagt Michail Mischustin. Wer heutzutage Informationen richtig sammeln und analysieren könne, schaffe einen Mehrwert. Die weltgrößten Konzerne seien alle in der Datenverarbeitung aktiv, begründete er seine Aussage.

Der gebürtige Moskauer, Jahrgang 1966, kennt sich aus in der Welt der Daten und Zahlen: Seit zehn Jahren arbeitet der studierte Systemingenieur als Chef der russischen Steuerbehörde. In dieser Zeit hat er die veraltete Verwaltung auf Vordermann gebracht. Mussten die Beamten früher Aktenberge wälzen, so ist der Papierkram inzwischen auf ein Minimum gesunken. Viele Russen geben ihre Steuererklärung heute online ab.

Seinen Hang zur Computertechnik entwickelte Mischustin bereits in den 1990er-Jahren, als er eine Zeitlang die NGO Internationaler Computerclub leitete. Seit 1998 allerdings ist er überwiegend Beamter, diente sich unter dem damaligen Wirtschaftsminister und heutigen Sberbank-Chef German Gref zum stellvertretenden Wirtschaftsminister hoch. Nach Grefs Rücktritt machte auch Mischustin einen kurzen Ausflug in die Privatwirtschaft und verdingte sich knapp zwei Jahre bei der damals zur Deutschen Bank gehörenden Investmentgesellschaft UFG Capital.

Dann folgte die Rückkehr in den Staatsdienst als oberster Steuereintreiber. Seither haben sich die Etateinnahmen vervierfacht – vor allem dank neuer Effizienz, die Mischustin den Finanzbeamten eingebläut hat.

Eishockey-Spieler in der Nachtliga

Er selbst gilt als arbeit- und strebsam, aber auch hart gegenüber sich und anderen; nicht nur beim Eishockey, seinem Hobby, wo er in der von Wladimir Putin gegründeten Nachtliga spielt.

Sein Wissen könnte Mischustin dabei helfen, eine effizientere Wirtschaftspolitik aufzubauen. Im Kreml allerdings ist er ein Außenseiter. Ein Netzwerk in der großen Politik hat der dreifache Familienvater nicht. Keiner der mächtigen Clans, die im Kreml um Einfluss ringen, steht ihm besonders nahe. Er ist weder mit dem Geheimdienst verbandelt noch mit irgendwelchen Oligarchen.

Gerade das dürfte ihn aber auch für Putin interessant machen. Eine Gefahr für die eigene Macht bedeutet er so nämlich vorerst nicht. Angesichts des politischen Umbaus mit der Schwächung des Präsidentenamts, den der Kreml-Chef vornimmt, ein wichtiger Aspekt. Der Premier muss seine Loyalität gegenüber Putin beweisen, um sich im Amt zu halten. (André Ballin, 16.1.2020)