Genf – Knapp 50 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 35 Jahren weltweit befürchten, dass es noch zu ihren Lebzeiten einen Dritten Weltkrieg geben wird. Zudem rechnen 54 Prozent mit einem Atomwaffeneinsatz in den kommenden zehn Jahren, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichen Studie des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). "Millennials scheinen einen katastrophalen Krieg noch zu ihren Lebzeiten für wahrscheinlich zu halten", erklärt IKRK-Präsident Peter Maurer im Vorwort zu dem Bericht.

Befragt wurden dafür 16.000 junge Erwachsene aus 16 Ländern – von jungen Afghanen und Syrern mit Kriegserfahrungen bis zu Franzosen und Briten, die noch nie mit Kriegen in Berührung kamen. Allerdings zeigten sich 60 Prozent der jungen Syrer hoffnungsvoll, dass der Krieg in ihrem Land innerhalb der kommenden fünf Jahre zu Ende geht.

Raketen aus dem Irak in Richtung Syrien. 60 Prozent der jungen Syrer gehen davon aus, dass der Krieg in ihrem Land innerhalb der kommenden fünf Jahre zu Ende geht.
Foto: APA/AFP/AHMAD AL-RUBAYE

Zustimmung zu Folter

Einen "besorgniserregenden Trend" machte die Studie bei den Ansichten junger Erwachsener über Folter aus. So hielten 41 Prozent der Befragten die Folter feindlicher Kämpfer in Gefangenschaft unter gewissen Umständen für zulässig. Die größte Unterstützung für Folter gab es in Israel, Nigeria und den USA.

Dagegen vertraten bei den jungen Syrern 70 Prozent die Ansicht, dass Folter unter keinen Umständen hinnehmbar sei. Und 85 Prozent von ihnen fanden, Soldaten in Gefangenschaft sollte der Kontakt zu ihren Angehörigen erlaubt werden.

"Entmenschlichende" Begriffe und Aktionen

Nach den Worten von IKRK-Präsident Maurer zeigt die Befragung eine "beunruhigende Akzeptanz" von Begriffen und Handlungen, die vermeintliche oder tatsächliche Feinde "entmenschlichen", wie sie in der Ära von "Fake-News, Falschinformation und polarisierenden Ansichten" vorherrschten.

Laut dem Bericht haben nur 54 Prozent der Millennials schon einmal von den Genfer Konventionen gehört, die als Konsequenz der Gräuel im Zweiten Weltkrieg seit 1949 den Schutz von Soldaten und Zivilisten in Kriegszeiten regeln. (APA, 16.1.2020)