Die smarten Kontaktlinsen von Mojo Vision sollen Augmented Reality ohne Brille erlauben.

Foto: Mojo Vision

Es klingt wie eine Idee aus einem Science-Fiction-Film: smarte Kontaktlinsen, die das Gesehene mit zusätzlichen Informationen anreichern. Und doch ist diese Vision bereits näher, als man erwarten würde – zumindest wenn man den Versprechungen eines Start-ups aus dem kalifornischen Silicon Valley glauben darf.

Augmented Reality

Am Rande der Elektronikmesse CES hat Mojo Vision einen ersten Prototyp seiner smarten Kontaktlinsen vorgezeigt, wie US-Medien berichten. Diese sollen ihren Trägern quasi "Superkräfte verleihen", formuliert es der Hersteller großspurig. Konkret bedeutet dies, dass allerlei Informationen über das Gesehene geblendet werden – von aktuellen Fitnessdaten beim Sport bis zu Details, um sich bei Dunkelheit zurechtzufinden, verweist man auf Einsatzgebiete für diese Form der "Augmented Reality".

Kern der Entwicklung ist ein winziges Display, das in der Mitte der Kontaktlinse angebracht ist. Dieses bietet eine Pixeldichte von rund 14.000 PPI. Zum Vergleich: Ein aktuelles Smartphone weist üblicherweise Werte zwischen 300 und 500 PPI auf. Diese hohe Auflösung ist aber auch notwendig, um auf so kurze Entfernung noch ein brauchbares Bild zu liefern. Die Darstellung von Informationen ist dabei derzeit auf simple Linien in einer Farbe – in diesem Fall Grün – beschränkt.

So soll die "Augmented Reality" von Mojo Vision für die Träger der Kontaktlinsen aussehen.
Foto: Mojo Vision

Nur ein Prototyp

Bevor die Erwartungen allzu hoch werden, muss allerdings noch auf aktuelle Beschränkungen der Technologie verwiesen werden. Das, was Mojo Vision hier vorzeigte, war nämlich primär ein Prototyp für das entsprechende Display. Um ein fertiges Produkt handelt es sich dabei noch nicht. So konnte keiner der Tester die betreffende Linse ins eigene Auge geben, da sie noch von externer Stromversorgung und Prozessor abhängig ist.

Die Entwickler zeigen sich aber davon überzeugt, dass das in absehbarer Zeit zu lösende Probleme sind. So will man erste Produkte auf Grundlage der Technologie schon innerhalb der kommenden zwei Jahre auf den Markt bringen. Allerdings betont die Firma, dass zunächst vor allem medizinische Einsatzgebiete anvisiert werden sollen – etwa um Personen zu helfen, die schlecht sehen. Consumer-Versionen sollen erst später folgen. Auf einen Preisrahmen will sich die Firma bisher nicht festlegen. Das Aufladen der Linsen soll über Nacht drahtlos erfolgen, einmal im Jahr müssten sie ausgetauscht werden.

Ausblick

Das langfristige Ziel ist also eine Art Google-Glass-Nachfolger – nur eben ganz ohne dafür eine Brille zu benötigen. Bleibt abzuwarten, wie solche Kontaktlinsen von der breiteren Öffentlichkeit angenommen werden. Die Datenbrille von Google hatte damals schließlich einen gehörigen Backlash ausgelöst, da sich viele durch diese überwacht fühlten. Eine Kontaktlinse hätte natürlich den Vorteil, dass sie erheblich unauffälliger ist und somit auch weniger Reaktionen provoziert.

Während es also derzeit für Mojo Vision noch einige technische – und regulatorische – Hürden zu nehmen gilt, scheint zumindest eines gesichert: die Finanzierung. Das Start-up hat bisher bereits 100 Millionen US-Dollar an Risikokapital eingesammelt. (red, 17.1.2020)