Kyriakos Mitsotakis: "Es gibt ein Veto zu jeder Art von Übereinkunft zwischen der EU und Libyen, solange Tripolis nicht sein Abkommen mit der Türkei annulliert."

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Athen – Die griechische Regierung will alle Beschlüsse der EU zu Libyen blockieren, solange Tripolis ein umstrittenes Abkommen mit der Türkei zu Seegrenzen im Mittelmeer nicht für nichtig erklärt. In dieser vor wenigen Wochen getroffenen Übereinkunft teilen sich Tripolis und Ankara ihre Einfluss- und Interessenzonen im Mittelmeer auf. Griechenland erachtet das als Verstoß gegen internationales Recht.

"Es gibt ein Veto zu jeder Art von Übereinkunft zwischen der EU und Libyen, solange Tripolis nicht sein Abkommen mit der Türkei annulliert", sagte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstagabend dem Fernsehsender Alpha.

Erdogan will Mittelmeer erkunden

Denn von dem Abkommen betroffen wäre unter anderem eine Region südlich der griechischen Insel Kreta in der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Griechenlands, wo reiche Rohstoffvorkommen vermutet werden. Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan hatte am Donnerstag angekündigt, noch in diesem Jahr mit Erkundungen in der betreffenden Mittelmeerzone zu beginnen.

Ein ähnlicher Konflikt besteht bereits mit Zypern. Vor der Mittelmeerinsel sind türkische Schiffe für Probebohrungen schon seit 2019 unterwegs. Die EU-Staaten hatten deshalb einen rechtlichen Rahmen für Sanktionen gegen die Türkei geschaffen. Ankara weist den Vorwurf, die Bohrungen seien illegal, zurück. Der betroffene Meeresboden gehöre zu ihrem Festlandsockel, argumentiert die Türkei.

Griechenland kritisiert, trotz der konfliktreichen Gemengelage nicht zur Libyen-Konferenz am Sonntag in Berlin eingeladen worden zu sein. (APA, dpa, 17.1.2020)