Sie freuen sich über weiteren Zuwachs: die DAÖ-Gründer Karl Baron, Dietrich Kops und Klaus Handler.

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Wien – Die erst im Dezember gegründete Allianz für Österreich (DAÖ) darf sich über Zuwachs freuen: Seit Jänner arbeitet im Wiener Rathausklub der ehemalige Chefredakteur des Magazins "Alles roger?", Roland Hofbauer, für die Gruppierung der Strache-Anhänger. Er ist für die Pressearbeit der Partei zuständig. Am Freitag vermeldete die Partei zudem weitere freiheitliche Überläufer auf Bezirksebene: Drei blaue Funktionäre aus Wien-Landstraße – Patricia Uhmann, Hans Paul und Heinz Wieser – sind zur DAÖ gewechselt.

"Herzlich willkommen in der neuen Familie", kommentierte Dietrich Kops die Neuzugänge im dritten Bezirk. Kops ist stellvertretender Klubobmann des Wiener Landtagsklubs und war die letzten 13 Jahre geschäftsführender Obmann der FPÖ Landstraße, des einstigen Heimatbezirks von Heinz-Christian Strache. Dem STANDARD bestätigte Kops, dass es derzeit Gespräche mit weiteren Bezirksräten gebe. Ergebnisse könnten aber erst kommende Woche präsentiert werden. Der jetzige FPÖ-Bezirksparteiobmann, Michael Stumpf, nahm den Wechsel in einer Aussendung zur Kenntnis und verwies gleichzeitig auf die 274 FPÖ-Bezirksräte: "Diese drei sind also ziemlich genau ein Prozent."

Die im Dezember gegründete Partei spekuliert auf ein Antreten Straches als DAÖ-Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl 2020. Am 23. Jänner wird Strache als Gastredner für die Partei in den Sofiensälen sprechen. "Wir gehen davon aus, dass H.-C. Strache unser Spitzenkandidat wird", sagte DAÖ-Klubchef Karl Baron mehrmals. Am vergangenen Sonntag hatte Strache auf seiner Facebook-Seite angekündigt: "Es braucht eine konsequente und starke HC Strache Liste (Die Allianz für Österreich) für Wien, welche über 15% erreichen kann."

Rechtsstreit mit Drozda

DAÖ-Pressemitarbeiter Hofbauer ist als ehemaliger Chefredakteur von "Alles roger?" kein unbeschriebenes Blatt. Er hat auch an dem rechtsextremen Kongress "Verteidiger Europas" als Diskussionsteilnehmer teilgenommen.

Der frühere SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda hat gegen das Magazin einen Rechtsstreit geführt. Laut dem erstinstanzlichen Urteil des Wiener Handelsgerichts darf "Alles roger?" weiter als rechtsradikal bezeichnet werden. Die Macher kündigten damals Berufung an. Für das Magazin arbeitete unter anderen auch der ehemalige FPÖ- und BZÖ-Politiker Peter Westenthaler als Verlagsleiter.

"Tendenziell antisemitisch"

Das Mauthausen-Komitee stufte das Magazin als "tendenziell antisemitisch" ein, laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) verbreitete es "verschwörungstheoretische Positionen". Vom Presserat wurde "Alles roger?" für den im Mai 2018 erschienen Artikel "George Soros – Das Österreich-Netzwerk des Mega-Spekulanten" wegen "antisemitischer Untertöne" gerügt. Mehrmals wurden zudem Zweifel an der Echtheit von Interviews geäußert.

Von seiner Vergangenheit bei "Alles roger?" will sich Hofbauer im STANDARD-Gespräch nicht distanzieren. Allerdings wolle er sich jetzt auf seine neue Arbeit bei der Partei konzentrieren. Im Oktober 2019 hatte der damalige Herausgeber Ronnie Seunig die Einstellung des Magazins verkündet. (David Krutzler, Laurin Lorenz, 17.1.2020)