Also sitz ich jetzt im M8. Alter Schwede! Die Lackierung "Frozen Marina Bay Blue Metallic" passt perfekt zum kühlen Wetter, vielleicht auch zur Landschaft, ich habe den Faaker See, den Weißensee und den Aichwaldsee im Visier. Alle drei bemühen sich sehr um eine Eisschicht, das wird schon noch werden.

Blaue Muskelmasse: Das M8 Coupé ist sehr athletisch geschnitten, kein Gramm Fett, die Kotflügel nicht einen Zentimeter zu breit. Kein Angeber, sondern ein Leistungssportler.
Foto: Der Standard

Das Auto. Eines muss man jetzt wissen, dann kann man den M8 ein bisschen einordnen: Das M8 Coupé, so wie es dasteht, in der Competition-Ausführung, also mit Sportabgasanlage, Keramikbremsen und Frozen Blue, das kostet insgesamt 237.000 Euro. Da muss man schon einmal schlucken, das ist auch für ein recht schnelles Auto eine beachtliche Summe.

Graphik: Der Standard

Dafür bekommt man alles, was die BMW-Ingenieure mit einem Achtzylindermotor anstellen können, das sind unter anderem 625 PS, um da einmal einen halbwegs aussagekräftigen Wert hinzuwerfen. Die Beschleunigung von null auf hundert km/h wäre in 3,2 Sekunden möglich, wenn man es einmal richtig eilig hat, da sind wir schon in Bereichen unterwegs, die auch Ferrari ganz gut beherrscht. Recht viel flotter kommt man auch anderswo nicht von der Stelle.

Ein Gesamtpaket für die Rennstrecke

Was aber wirklich zählt, ist das Gesamtpaket. Die Motorleistung ist natürlich sagenhaft. Acht Zylinder, 4,4 Liter Hubraum, zwei Turbolader, zylinderübergreifende Abgaskrümmer, Direkteinspritzung mit gesteigertem Druck und ein Kühl- und Ölversorgungssystem, das auch für den Einsatz auf der Rennstrecke taugt, ich sag’s nur.

Das Ganze ist kombiniert mit einem fabelhaften Acht-Gang-M-Steptronic-Getriebe, das ebenso gut automatisch funktioniert, wie es sich an den Wippen schalten lässt. Allradantrieb mit sehr hinterradbetonter Auslegung, damit wir ein bisschen Spaß haben können, aber nicht gleich von der Strecke abgehen. Die Lenkung, das Fahrwerk, die Rückmeldung von der Straße, all das ist perfekt abgestimmt, sehr sensibel.

Ein funktionaler Arbeitsplatz, der einem Konzentration abverlangt.
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Die gesamte Abstimmung des Fahrzeugs lässt sich auf Knopfdruck verändern, da gibt es Eskalationsstufen bis hin zu einer verschärften Gangart, die nur noch auf der Rennstrecke Sinn macht, und angenommen, ich hätte das jetzt ausprobiert, wofür eigentlich ein Waffenschein vorgeschrieben sein müsste, dann könnte ich sagen, dass es in diesem Wagen auch richtig eng und ungemütlich werden kann, dass die Landschaft verdammt schnell vorbeizieht, der Wagen hart und eckig wird und nach genauer Anleitung verlangt. Bei ordentlich Zug auf der Maschine gesellt sich zum Brüllen noch ein weiteres Brüllen, kein Kreischen wie bei Ferrari oder Lamborghini, sondern ein tieferes, ein Stereobrüllen – oder mit meinen Ohren stimmt was nicht.

Wenn der Wagen entspannt

Von Wien aus Richtung Bogenfeld flüsterten der Wagen und ich allerdings, wir schmiegten uns akustisch aneinander, auch körperlich. Die sportlichen Sitze sitzen gut an der Hüfte, da wird meinereiner recht eng und intensiv umfasst. Ich bemühte mich redlich, niemanden zu belästigen, meinen Führerschein zu behalten, die Limits von 100 und 130 km/h gut einzuhalten, was mir streckenweise ganz gut gelang, und das ist ja auch eine Leistung, abgesehen von der schnellen Ortsveränderung.

Neben den Eskalationsmöglichkeiten lässt sich der Wagen auch gemütlich, entspannt fahren, wir erzielen damit Verbrauchswerte, für die man sich nicht allzu sehr schämen muss, wir sitzen straff im Fahrzeug und hören schön Musik. Und lassen uns schon gar nicht von irgendwelchen Porsches provozieren, weil das haben wir nicht nötig. So viel Selbstvertrauen haben wir. Noch dazu sieht das M8 Coupé auch fantastisch aus, gut geschnitten, athletisch, perfekt proportioniert, kein Protz, kein Zentimeter Kotflügel zu viel, da steigt man sportlich federnd aus dem Wagen aus, wenn man in Bogenfeld angekommen ist. (Michael Völker, 22.01.2020)