Jörg Leichtfried (SPÖ) und Werner Kogler (Grüne), hier noch bei einem Bier beim "Aufsteirern" 2019 in Graz.

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Wer redet da von Vergöttlichung? Bitte nicht eine derart herabsetzende Charakterisierung, wo "Österreich" diese Woche bereits bei der Schlagzeile angelangt ist: Kurz wird der "Prinz Eisenherz". Und das war er in nicht näher genannten deutschen Medien bereits, als er Europa noch als Außenminister rettete!

Bei einiger Konsequenz müssten die deutschen Medien jetzt schon bei Richard Löwenherz angelangt sein, um Wolfgang Fellners Bundeskanzler halbwegs angemessen zu beschreiben. Der Medienmogul ist angesichts seines Werbeartikels völlig aus dem Häuschen und wirft Das Extra-Magazin zum Kanzler um 9,90 Euro auf einen schwer übersättigten Markt: Kampf ums Comeback. Sebastian Kurz.

Asylkrise und Klachlsuppe

Der Sonderband über Sebastian Kurz ist eine Nachverwurstung unserer großen Serie über Sebastian Kurz, der sich in der Asylkrise ein knallhartes Image erwirbt. Das lässt sich leicht erwerben, wenn der politische Mitbewerber nebenstehend unter dem Titel Almwirtschaft eine Politik-Auszeit feiert: Leichtfried serviert steirische Klachlsuppe. Und das kam so: Jörg Leichtfried, stellvertretender Klubchef der SPÖ, übte sich am Wochenende als Hüttenwirt. "Ich habe bei meiner Tante auf der Alm ausgeholfen", erklärte er. Als Tagesspezialität servierte Leichtfried – wie ein kleines Foto bestätigt, das werweißwer an "Österreich" gesendet hat – "Klachlsuppe", eine steirische Spezialität.

Der Tante auf der Alm auszuhelfen ist ehrenwert und zeugt von sozialdemokratischer Solidarität, würde dem Image der SPÖ aber nicht einmal dann etwas bringen, wenn im Ausgleich dazu Sebastian Kurz im Habit des Prinzen Eisenherz kopftuchtragenden Lehrerinnen Klachlsuppe serviert. Den Roten fehlt es einfach an Message-Control, so rührend ihre Versuche sind, sich die Gunst von Medienmogul Fellner durch Einsendungen von der Alm zu erschleichen. Es ist immer etwas zu viel oder zu wenig. Der eine landet mit einer "Luxusuhr" in dem Blatt, der andere mit dem Jagdgewehr im Porsche, nur für die Partei fällt trotzdem seit langem nichts ab.

Prinz Eisenherz

Des einen Klachlsuppe, des anderen Burger. Die deutschen Medien, die Werner Kogler zum Prinzen Eisenherz ernennen, müssten erst gegründet werden, obwohl der mehr Kühnheit als jeder andere mittelalterliche Recke bewies, sich einem Sebastian Kurz auszuliefern. Seine Stunde schlug bei McDonalds am Schwedenplatz, wo ihn ein ehemaliger BZÖ-Funktionär beim lüsternen Verzehr eines McMenüs instagrammatisch ertappte. Der Anblick war nicht erfreulich, der Kommentar jedoch verfehlt: "Wasser predigen, Wein saufen!" Obwohl Kogler die Ästhetik nicht auf seiner Seite hatte, gewann er viel patriotische Sympathie, waren doch, wie "Österreich" schützend berichtete, Fleisch und die Erdäpfel aus Österreich. Außerdem könnte das Foto aus der Zeit vor der türkis-grünen Koalition stammen.

So doppelt entsühnt, wagten seine Parteifreunde eine Entlastungsaktion. Der Burger essende Vizekanzler Werner Kogler erlebte eine Solidaritätswelle sondergleichen. Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein ließ sich im Kollektiv Burger essend fotografieren, sogar Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger kam mit "Mäci"-Sackerl (samt Cola) ins Büro. Das kulinarische Debakel entsprach dem ästhetischen, Kogler versuchte zu retten, was noch zu retten war, mit der Beteuerung, er habe nicht behauptet, Vegetarier zu sein.

Auf die SPÖ hört ja keiner

Da "Österreich" dafür bekannt ist, den Dingen auf den Grund zu gehen, warf man am dritten Tag der Berichterstattung über den Kogler-Burger das Problem auf: Darf ein grüner Vizekanzler Hamburger essen? In dieser weltanschaulichen Grundsatzfrage traten Gerald Grosz und Sebastian Bohrn Mena gegeneinander an, beide vereint in ihrer Rolle als Kommentatoren für Fellners oe24.tv. Grosz nannte Mäci-Gate den Ausdruck des Pharisäertums der Politik. Der erste Vertreter des politischen Arms der Bevormunder und Verbotsschreier wird in der Filiale einer internationalen Fast-Food-Kette abgelichtet, wie er voller Lust dem Hochamt des Billigfraßes frönt.

Bohrn Mena sah Koglers Fehler hingegen darin, dass er sich den Burger nicht von einer schein-russischen Oligarchin servieren hat lassen und dass er nicht illuminiert von K.-o.-Tropfen die Republik zum Verkauf anbot.

Beide Argumente haben einiges für sich. Kogler – gerade er als Steirer – hätte sich viel erspart, hätte er auf einer Alm Klachlsuppe zu sich genommen. Aber auf die SPÖ hört ja keiner. (Günter Traxler, 18.1)