Jahrelang schrieb Scholl beharrlich offen Briefe an die Zuständigen Minister und Ministerinnen und protestiere gegen Abschiebungen und Rassismus.

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Alt sein heißt nicht, zu Hause zu sitzen und auf den Tod zu warten", sagt Susanne Scholl in einem Interview mit dem Magazin Madame Wien. Nach dieser Maxime lebt die ehemalige ORF-Korrespondentin seit dem sie im Oktober 2009 beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Pension gegangen ist.

Jahrelang schrieb Scholl beharrlich offen Briefe an die zuständigen Minister und Ministerinnen und protestierte gegen Abschiebungen und Rassismus. Sie veröffentlichte sie auf auf ihrer Facebook-Seite und beteiligte sich rege an den politischen Debatten in sozialen Netzwerken. Doch in "der Blase" wollte sie nie bleiben. In der politisch umtriebigen Zeit der späten 1960er Jahre studierte die Tochter zwei österreichischer Kommunisten in Rom und wurde Zeugin zahlreicher Straßenproteste. Im Jahr 2011 rief sie auf zur Demonstrationen gegen das Fremdenrechtspakt der damaligen Innenministerin Maria Fekter (ÖVP). 2017 gründete die Psychotherapeutin Monika Salzer die Plattform "Omas gegen rechts"., Scholl war Mitglied er ersten Stunde.

Ihre "Mitomas" mit den selbstgestrickten Hauben nahmen an zahlreichen Protesten gegen die türkis-blaue Regierung teil, unter anderem auch an den Donnerstagsdemos in der oberösterreichischen Hauptstadt. Nun wird berichtet, dass der der Verfassungsschutz sämtliche Teilnehmer der Linzer Demos als linksradikal klassifiziert. Die "Omas gegen rechts", haben sich mit einem offenen Brief an Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gewandt. Sie fragten darin, was genau an ihnen linksextrem sei. Nun soll alles ein Missverständnis sein: Die Demonstranten seien "linksliberal".

Die vielfach ausgezeichnete Menschenrechtsaktivistin Scholl betont, dass sie auf der Straße demokratische Werte verteidige. "Meine Erfahrung ist, dass wir als alte Frauen mit einiger Lebenserfahrung wichtig sind im Kampf um Demokratie und Rechtsstaat. Gerade jetzt, gerade heute!", sagt Scholl. Sie und ihre Mitstreitrinnen stießen mit ihren Protest auf viel Sympathie und mediale Resonanz. Auch in zahlreichen internationalen Medienbericht sprach die ehemalige Journalistin von "Abschaffung der sozialen Errungenschaften" und den Gefahren, die vom rechten Gedankengut ausgehen. Susanne Scholl, deren Großeltern im Nationalsozialismus ermordet wurden, betont immer, dass sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen dürfen und ihre Generation eine besondere Verantwortung trägt. (Olivera Stajić, 17.1.2020)