Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf Betrug, Untreue, Abgabenverkürzung.

Foto: Montana Tech Components

Für Michael Tojner gab es zuletzt viel Süßes und viel Saures. Bei der deutschen Varta konnte er durch einen Zukauf zwei der einst drei Sparten zusammenführen. Der Wert der Aktie des börsennotierten Batterieerzeugers legte 2019 ums Fünffache zu, am 8. Jänner stürzte er um 24 Prozent ab. Jetzt sollen bei Varta in Deutschland 600 Jobs entstehen.

In Österreich kämpft der Unternehmer dagegen nach wie vor um den Bau seines Wiener Heumarkt-Projekts und mit den Folgen der Betrugsanzeige des Burgenlands.

Pannonia, Gesfö und Riedenhof

Diverse Gesellschaften haben die drei Wohnbaugenossenschaften Pannonia, Gesfö und Riedenhof übernommen, später wurden Liegenschaften daraus weiterverkauft. Die Gemeinnützigkeit der Genossenschaften wurde aberkannt. Dafür stehen dem Land Abschlagszahlungen zu. Das Burgenland behauptet, es habe dabei zu niedrige Zahlungen bekommen. Grund seien falsche Liegenschaftsbewertungen auf Tojners Seite gewesen.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wegen Verdachts auf Betrug, Untreue, Abgabenverkürzung. Tojner soll sich um 113 Millionen Euro bereichert haben. Die Beschuldigten bestreiten all das. Kernfrage ist, ob "Mastermind" Tojner (WKStA) von Beginn weg hinter den involvierten Gesellschaften stand. Die WKStA geht davon aus, Tojner bestreitet es. Belastet wird er von einem beschuldigten Anwalt, der erklärt, nur Treuhänder Tojners gewesen zu sein. Auch auf eine Aussage von Immobilieninvestor Günter Kerbler stützen sich die Ermittler.

Tojners Begehrlichkeiten

Er habe mit besagtem Anwalt Grundstücksgeschäfte rund um Riedenhof und Gesfö ausgehandelt, für ihn sei "Dr. ... ein Vertreter von Tojner gewesen", sagte Zeuge Kerbler. Tojner habe ihn Ende 2014 / Anfang 2015 angesprochen, ob er Liegenschaften kaufen wolle, "nach langen Verhandlungen haben wir uns auf fünf Liegenschaften geeinigt". Bei anderen seien Tojners Begehrlichkeiten nicht erfüllbar gewesen. Im Herbst 2015 habe er mit Tojner eine mündliche Einigung erzielt, "dass ich die Liegenschaften um den späteren Kaufpreis erwerben werde". Unterschrieben habe die Verträge aber ein anderer, er denke, das sei der genannte Anwalt gewesen. Ihn hat Tojner übrigens wegen seiner Aussage geklagt.

Tojner bestreitet, wirtschaftlich Berechtigter der Firmen gewesen zu sein. "Wirtschaftliches Interesse" habe er schon gehabt, seine Unternehmensgruppe sei "immer an Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Wohnbauträgern interessiert gewesen", erklärt sein Anwalt Karl Liebenwein. Und Kerblers Aussage? Dazu hält Tojners Anwalt fest, dass die Kaufverträge erst Mitte 2016 geschlossen wurden, nach Entzug der Gemeinnützigkeit am 28. Oktober 2015. Das sei aber der Stichtag für die Liegenschaftsbewertungen gewesen.

Die WKStA prüft per Kontoöffnungen auch eine Überweisung. Es geht um rund 218.000 Euro, die eine Tojner-Gesellschaft an die Notartreuhandbank überwiesen habe, für den Kauf der Riedenhof. Auch das ist laut Tojners Anwalt nichts Vorwerfbares. Er sagt, Tojners Unternehmen habe nur ein Beratungsmandat gehabt. (Renate Graber, 18.1.2020)