Junge Soldaten bei der Angelobung zum Nationalfeiertag am Heldenplatz.

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Der frühere Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) hatte eine Angelobung von Bundesheerrekruten auf dem Appellplatz des KZ Mauthausen vorgesehen. Diese Angelobung wurde nach heftigem Protest der Grünen, der SPÖ und des wissenschaftlichen Beirats des Mauthausen-Memorials von der neuen Heeresministerin Klaudia Tanner abgesagt.

"Ein militärisches Gelöbnis mit seiner auf die nationale Identität gerichteten Formel gehört nicht an diese Gedenkstätte", sagte der Historiker Bertram Perz. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, ergänzt das mit dem Argument: "Wenn gerade im ehemaligen KZ Mauthausen Uniformierte mit Maschinengewehren aufmarschieren, könnte das als fatales Zeichen gegenüber Shoah-Überlebenden verstanden werden."

Demokratie schützen

Das muss man ernst nehmen. Aber ein anderer Gedanke dazu sei gestattet: Ist es schlecht, wenn den jungen Soldaten der Streitkräfte einer Demokratie an einem Ort wie diesem KZ vor Augen geführt wird, wohin Nationalismus, Rassismus und Demokratiehass führten? Ist ein solches Heer nicht auch dazu da, die Demokratie zu schützen? Auch, notfalls, mit Maschinengewehren? 1983 ließ der liberale FPÖ-Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager in Mauthausen angeloben (übrigens auch am Bürgerkriegsschauplatz Karl-Marx-Hof). Weil er ein demokratisch bewusstes Heer in einer Demokratie wollte. (Hans Rauscher, 18.1.2020)