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Österreich ärgerte Spanien eine Halbzeit lang.

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Barcelona-Routinier Raoul Entrerrios kam oft nicht durch die ÖHB-Abwehr durch.

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Nikola Bilyk ging es umgekehrt auch nicht anders.

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Österreichs Handball-Nationalteam hat bei der Europameisterschaft im zweiten Hauptrunden-Spiel die zweite Niederlage kassiert. Nach dem 23:27 gegen Kroatien musste sich die ÖHB-Auswahl am Samstag vor rund 8.500 Zuschauern in der Wiener Stadthalle Spanien mit 26:30 (16:17) geschlagen geben. Weiter geht es für die Österreicher am Montag (20.30 Uhr) gegen Deutschland.

Es sollte ein richtig gutes Handballspiel werden gegen den regierenden Europameister. Nikola Bilyk wirkte viel aggressiver als gegen Kroatien, bekommt aber immer noch keinen Star-Bonus bei den Pfiffen der Schiedsrichter. Noch immer fehlt der Respekt. Österreich scorte konstant, der erste Rückschlag nach sieben Minuten: Eine Zwei-Minuten-Strafe für Flügel Weber (ein leichter Stoß) nutzte Spanien zur 7:5-Führung. Dem Zuschauer schwante Übles. Aber das ÖHB-Team schlug zurück, stibitzte den Spaniern immer wieder Bälle und lief in überragendem Tempo Gegenstöße. Der Jammer nur: Drei mal scheiterten Weber (save) und Frimmel (Stange) allein vor dem Goalie. Diese Chancen musst du auf diesem Weltklasse-Niveau eben verwerten.

Im vierten Anlauf klappte es für Weber: 10:9 (15.). Durchschnaufen. Die Spanier agierten nicht so souverän wie in ihren bisherigen EM-Auftritten. "Sie haben mit den Rückraumleuten Raul Entrerrios (38 Jahre) und Joan Canelas (33) Erfahrung" sagte Teamchef Ales Pajovic, "dazu kommt ihr geduldiges Angriffsspiel".

Zur Halbzeit knapp

Österreich war taktisch wieder top eingestellt, Pajovic ließ eine 5:1-Deckung mit Frimmel an der Spitze aufstellen. Eine Halbzeitführung wurde aber durch zwei, drei bittere Fehler vergeben. Bilyk verliert in Überzahl am Gegenstoß den Ball im Dribbling, Frimmel steigt ins Out, Bozovic zieht aus guter Position übers Tor und macht Trash-Talk mit den Spaniern. David Herburger wurde für einen "Clothesline" mit den Roten Karte ausgeschlossen. Kann man wohl geben. Halbzeit: 16:17 statt 17:16.

Der zweite Durchgang (für die Skifans hier) begann ungünstig mit einer Zwei-Minuten-Strafe für Bozovic. Dafür war Thomas Eichberger zur Stelle, der ÖHB-Goalie rutschte nach einem Wechsel von der Bank spektakulär ins Tor und lenkte einen Ball an die Stange (18:19). Die Spanier schoben nun den Seziertisch in die Stadthalle. Diszipliniert wurde jeder Angriff zu Ende gespielt, bis ein Loch in der ÖHB-Abwehr aufging (19:23, 41. Minute). Der Klassen-Unterschied manifestierte sich ab der 37. Minute: Bei den Spaniern kamen in der Rotation weitere Top-Leute aus der französischen, spanischen und polnischen Liga zum Einsatz.

"Wir sind aber nicht so weit weg", sagte Kreisläufer Tobias Wagner. Stimmt. Irgendwie. Leider wurden auch in Halbzeit zwei mehrere Gegenstöße mit Ballverlusten verschenkt. Spanien zog mit fünf Toren davon, die Entscheidung in einem spektakulären Spiel (21:26, 48.). Am Ende wurde es ein respektables Ergebnis gegen den regierenden Europameister. "Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Wir haben bis zum Ende gekämpft und eine gute Abwehr gespielt, dann haben ein paar Pässe nicht geklappt", sagte Teamchef Pajovic. "So gegen den Europameister Spanien zu spielen, da kann ich nur gratulieren. Wenn wir alle Chancen genutzt hätten, könnte das Spiel vielleicht auch kippen."

Die Hoffnung auf Gruppenplatz drei lebt weiter, für den wohl zumindest im Montagsspiel gegen Deutschland und eventuell dann auch zum Hauptrundenabschluss gegen Weißrussland Siege her müssen. Dann würde es in Stockholm ein Spiel um Platz fünf geben.

Deutschland unterliegt Kroatien

Deutschland musste seine Halbfinalhoffnungen nach einer packenden 24:25-Niederlage gegen Kroatien so gut wie begraben. Das Team von Bundestrainer Christian Prokop hatte den weiterhin ungeschlagenen Gegner zwar 45 Minuten lang im Griff, doch dann riss der Faden.

Der deutsche Fünf-Tore-Vorsprung schmolz, eine Zeitstrafe zwei Minuten vor Schluss beim Stand von 24:24 setzte die Vorderleute des überragenden Goalies Andreas Wolff unter Druck. Das 25:24 für Kroatien von Igor Karacic nach einer starken Defensivaktion von Superstar Domagoj Duvnjak war deren erste Führung seit dem 2:1 – und das reichte zum Sieg, da Goalie Marin Sego zehn Sekunden vor Schluss Jannik Kohlbachers Wurf parierte. (Florian Vetter, 18.1.2020)

Ergebnis:

Spanien – Österreich 30:26 (17:16)
Wiener Stadthalle, 8.500 Zuschauer

Tore AUT: Bozovic 5, Frimmel 4, Bilyk, Weber je 3, Dicker, Zeiner, Wagner, Posch je 2, Jochmann 1, Hutecek 1, Wöss 1
Beste Werfer ESP: Maqueda Pena 6, Entrerrios Rodriguez, Figueras Trejo, Arino Bengoechea je 4