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Die Proteste gingen am Sonntag weiter.

Foto: REUTERS/Aziz Taher

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Ein Zeltlager der Protestierenden ging am Samstag in Flammen auf.

Foto: AP/Hussein Malla

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Die Polizei wurde mit Feuerwerkskörpern beschossen.

Foto: REUTERS/Mohamed Azakir

Mehrfach-Tränengasgranatenwerfer.

Foto: Hassan Ammar

Beirut – In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es den zweiten Abend in Folge zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen regierungskritischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes wurden am Sonntag 145 Menschen verletzt, von denen 45 in Krankenhäusern behandelt werden mussten.

Bereits am Samstag mussten mindestens 377 Menschen medizinisch versorgt werden. Es handelte sich um den gewalttätigsten Tag seit Beginn der Proteste vor drei Monaten.

In Beirut marschiert die Armee auf.

Die Sicherheitskräfte riefen am Samstag alle friedlichen Demonstranten auf, die Gegend der Auseinandersetzungen zu meiden. Der geschäftsführende Innenminister Raja Hassan geißelte die Angriffe auf Sicherheitskräfte sowie staatliches und privates Eigentum als "völlig inakzeptabel". Präsident Michel Aoun wies die Minister für Verteidigung und Inneres an, für ein Ende der Unruhen und für Sicherheit zu sorgen. In einem Tweet rief er zugleich dazu auf, friedliche Demonstranten zu schützen.

Der Libanon wird seit Mitte Oktober von beispiellosen Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft erschüttert. Die Wut der Bevölkerung hat in den vergangenen Wochen noch zugenommen, weil sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert und es mehr als zwei Monate nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Saad Hariri noch immer keine neue Regierung gibt.

Dem mit der Regierungsbildung beauftragten Universitätsprofessor Hassan Diab ist es bisher nicht gelungen, ein neues Kabinett zu bilden. Er möchte eine Regierung aus Technokraten bilden. Die wichtigsten politischen Blöcke ringen im Hintergrund jedoch um Einfluss. Besonders stark ist die schiitische Hisbollah, die enge Kontakte zum Iran pflegt.

Steine, Blumentöpfe, Straßenschilder

Die Zusammenstöße am Samstag begannen, als einige Dutzend Demonstranten Mitglieder der Bereitschaftspolizei angriffen, die sich hinter Absperrungen und Stacheldraht vor dem Parlament postiert hatten. Die Demonstranten, einige von ihnen vermummt, bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen, Blumentöpfen, Straßenschildern und anderen Gegenständen, andere versuchten eine Polizeiabsperrung vor dem Regierungssitz zu durchbrechen.

Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas vor. Wie ein AFP-Reporter berichtete, feuerten die Sicherheitskräfte auch Gummigeschoße ab. In vornehmen Straßen der Beiruter Innenstadt hingen Rauch- und Tränengasschwaden in der Luft, immer wieder waren die Sirenen von Rettungswagen zu hören.

Polizeigewalt

Human Rights Watch sprach von brutaler Polizeigewalt gegen größtenteils friedliche Demonstranten. Der stellvertretende Leiter der Nahost-Abteilung der Menschenrechtsorganisation, Michael Page, sagte, die Polizisten hätten Tränengas- und Gummigeschoße auf Kopf- und Augenhöhe der Demonstranten abgefeuert und auch Menschen in Krankenhäusern und Moscheen angegriffen.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ani wurden rund 30 Menschen vorübergehend festgenommen. Hariri sprach von "verdächtigen und verrückten" Vorgängen in Beirut und machte "Eindringlinge" für die Gewalt verantwortlich. (APA, AFP, 19.1.2020)