Drinnen Korporierte wie im Vorjahr Heinz-Christian Strache ...

Foto: APA / FPÖ / Mike Ranz

Wien – Der Grazer Akademikerball mit Demonstrationen gegen Rechtsextremismus ist vorbei, nun folgt der alljährliche Aufreger in Wien. Ob Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Freitag den Ball in der Hofburg besuchen wird, ist offen. Zugesagt hat sein Nachfolger Norbert Hofer, er wird auch am Rednerpult erwartet.

Auf der Straße sind wieder Proteste geplant, das Bündnis "Offensive gegen rechts" hat unter dem Motto "FPÖ-Burschiball blockieren" zu Protesten aufgerufen. "Zeigen wir, dass unser Widerstand kein Ende finden wird. Auch nach dem Ende der Regierungsbeteiligung wird der Protest weitergehen", heißt es im Demoaufruf. Die Polizei hat angekündigt, wie jedes Jahr ein sicherheitspolizeiliches Platzverbot zu verhängen.

Aufreger Identitäre

Über den kolportierten Besuch des Identitären Martin Sellner am Korporierten-Ball echauffierten sich SPÖ und ÖVP. Den Freiheitlichen fehle jede Distanz zum Rechtsextremismus. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch meinte, "dass für die FPÖ die Abgrenzung vom rechten Rand nur Schall und Rauch ist". Er sieht in einem Besuch Sellners einen weiteren Beweis, dass die FPÖ ihre vielbehauptete Distanzierung vom Rechtsextremismus "ganz und gar nicht ernst nimmt".

Das offenbare einmal mehr, "dass es innerhalb der FPÖ keine klare Haltung gegen diese Organisation gibt", stieß der ÖVP-Abgeordnete Martin Engelberg ins selbe Horn: "Strömungen wie die Identitären haben in einer liberalen und aufgeklärten Gesellschaft nichts verloren. Eine solche klare Abgrenzung erwarte ich mir auch von Norbert Hofer und seiner Partei."

... und draußen Uniformierte.
Foto: Matthias Cremer

Ballorganisator Udo Guggenbichler konterte, man werde sicher niemandem verbieten, die Veranstaltung in der Hofburg zu besuchen. Ob Sellner zum Ball kommt, bestätigte Guggenbichler nicht. Die ÖVP solle besser vor ihrer eigenen Tür kehren. Immerhin liefen Ermittlungen gegen den katholischen Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV), weil in dessen Verbandsliederbuch das Lied "Es lagen die alten Germanen" aufgeschienen sei – wie auch bei der Burschenschaft Germania des niederösterreichischen FPÖ-Politikers Udo Landbauer.

Seit Jahren Proteste

Der Akademikerball sorgt seit Jahren für Proteste aus dem linken Lager. Der Unmut richtete sich vorwiegend gegen deutschnationale Burschenschafter, die seit 1952 die Veranstaltung ausrichten und prägen. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Hofburg übernahm die FPÖ Wien, die ihn in Akademikerball umtaufte. Neben freiheitlicher Prominenz und Burschenschaftern tanzten dort in der Vergangenheit auch stets rechtspopulistische Politiker aus ganz Europa. Kritiker sehen in dem Ball ein internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer. (red, APA, 19.1.2020)