Erling Haaland, wie man ihn kennt.

Foto: EPA/TIMM SCHAMBERGER

Augsburg – Erling Haaland hat sogar die eigenen Erwartungen übertroffen. Der Ex-Salzburger erzielte am Samstag bei seinem Debüt für Borussia Dortmund in Augsburg (5:3) einen Dreierpack. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht von drei Toren geträumt, sondern von zwei – und das war schön", sagte der 19-Jährige, den die Dortmunder im Winter mithilfe einer 20-Millionen-Euro-Klausel aus Salzburg losgeeist hatten.

Haaland imponierte seine neuen Chefs nicht nur mit seinen Toren, sondern auch mit seiner coolen, unbekümmerten Art. Der Rummel um seine Person schien dem Norweger nichts anzuhaben. "Ich habe kurz mit ihm gesprochen, und er hat gesagt: Das ist der Grund, warum ihr mich gekauft habt", berichtete BVB-Sportdirektor Michael Zorc mit einem lauten Lachen. "Und das stimmt."

Den Sieg eingewechselt

1:3 lagen die bis dahin enttäuschenden Dortmunder beim FC Augsburg zurück – dann kam Haaland. Drei Tore, seine Präsenz und eine beeindruckende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss verhinderten den Rückschlag zum Rückrundenstart. "Ein fantastischer Einstand. Er ist ein superbelebendes Element", stellte Dortmunds Lizenzspielerchef Sebastian Kehl zufrieden fest.

Haaland ist der siebente Spieler, der bereits in seinem ersten Spiel in der deutschen Bundesliga drei Tore erzielte. Zuletzt war dies Pierre-Emerick Aubameyang 2013 ebenfalls für Dortmund gelungen – bei einem 4:0 gegen Augsburg. Dabei wurde Haaland erst in der 56. Minute eingewechselt. "Ich wollte so viel positive Energie wie möglich reinbringen und das Spiel drehen", erklärte das Ausnahmetalent.

Dortmund-Trainer Lucien Favre ließ seinen neuen Wunderknaben vorerst auf der Ersatzbank, setzte anstelle des abgangswilligen Spaniers Paco Alcacer im Sturmzentrum auf Kapitän Marco Reus. "Er ist noch nicht bereit für die 90 Minuten", begründete Favre mit Hinweis auf die Knieprobleme, die Haaland in der Vorbereitung beeinträchtigt hatten.

"Habe ich fit gewirkt?"

Der Norweger selbst wischte Fragen über seine Fitness, die ihn schon im vergangenen Halbjahr in Salzburg begleitet hatten, beiseite. "Habe ich fit gewirkt?", lautete seine rhetorische Frage. Favre lobte ihn für seine Präsenz, aber auch für seine Läufe in die Tiefe. "Er will lernen, er ist aufnahmefähig, hat eine Top-Mentalität und hat mit 19 viel Potenzial", meinte der Schweizer.

Dieses will Haaland trotz anderer Angebote in Dortmund ausschöpfen. Sportdirektor Zorc ließ allerdings durchblicken, dass der "Rohdiamant", wie er ihn bezeichnete, in seinem bis Sommer 2024 datierten Vertrag erneut eine Ausstiegsklausel verankert haben könnte. "Wenn man weiß, wer alles noch im Boot war, diktiert man nicht die Bedingungen", erklärte Zorc vielsagend.

Haaland hätte sich etwa Manchester United oder Juventus Turin anschließen können, entschied sich gemeinsam mit seinem Vater Alf-Inge aber für Dortmund als den nächsten Karriereschritt. Der Weg ist ein Gegenentwurf etwa zu jenem von Norwegens Wunderkind Martin Ödegaard. Haalands Landsmann wechselte 2015 mit 16 Jahren zu Real Madrid, wartet fünf Jahre später bei Real Sociedad aber immer noch auf den ganz großen Durchbruch.

BVB statt ManUnited

"Wahnsinnig viel Geld" hätte Haaland bei ManUnited unter Ole Gunnar Solskjaer, seinem Ex-Coach bei Molde FK, oder bei Juventus an der Seite von Cristiano Ronaldo verdienen können, erklärte Haaland-Kenner Jan-Aage Fjörtoft. "Manchester United ist in Norwegen wie Allah, Gott und Buddha gemeinsam, trotzdem denken die nach, wo er sich besser entwickeln kann", lobte der frühere Rapid-Stürmer als Sky-Experte in Augsburg die Besonnenheit seiner Landsleute.

Mit acht Toren in sechs Champions-League-Spielen für Salzburg hatte Haaland seine Durchschlagskraft auf großer Bühne bereits im Herbst unter Beweis gestellt. In Deutschland soll er den BVB vom vierten Tabellenplatz noch nach vorne schießen. "Mit ihm hat Dortmund ein anderes Instrument im Orchester", schwärmte Fjörtoft. "Irgendwie haben sie eine neue Waffe." Von der "Bild"-Zeitung wurde der Neuzugang bereits als "Heiland Haaland" gefeiert.

"Haalands Debüt war historisch", schrieb die norwegische Zeitung "Aftonposten". Den Jubel der Medien in seiner Heimat ist der 1,94-Meter-Mann bereits gewohnt. Mit den neuen Wegen muss er sich dagegen noch anfreunden. In Augsburg verlief sich Haaland beim Weg aus dem Stadion. Den Matchball hatte er unter dem Arm. Das hatte er schon nach seinem Dreierpack beim Champions-League-Debüt für Salzburg im September gegen KRC Genk (6:2) so gemacht. (APA, 19.1.2020)