Executive Producer Kirsten Beyer, Alex Kurtzman, Akiva Goldsman und Michael Chabon.

Foto: EPA / Andy Rain

Bild nicht mehr verfügbar.

Michael Chabon, Pulitzer-Preisträger und "Star-Trek"-Drehbuchautor.

Foto: AP / Willy Sanjuan / Invision / AP

Bild nicht mehr verfügbar.

Patrick Stewart ist wieder da!

Foto: AP / Willy Sanjuan / Invision / AP

Alex Kurtzman, Executive Producer und Autor von "Star Trek: Picard".

45 Minuten lang erklärten Alex Kurtzman und Michael Chabon, was sie bei ihrer geplanten Fortsetzung von Star Trek mit dem wiederkehrenden Captain Picard vorhätten. Patrick Stewart, der den Sternenkapitän in den 1990er-Jahren zum Kult spielte, dankte höflich und lehnte ab. Was ihn doch zur Umkehr bewog, erklärte der Schauspieler bei Gruppeninterviews in Berlin. Star Trek: Picard startet am 24. Jänner auf Amazon Prime.

STANDARD: Wie kam es, dass Patrick Stewart sich dazu überreden ließ, ein Vierteljahrhundert nach "Star Trek: The Next Generation" noch einmal die Rolle von Jean-Luc Picard zu spielen?

Kurtzman: Wir saßen zusammen und sprachen über die Short Treks, die Serie mit kurzen Filmen über einzelnen Figuren aus dem Star Trek-Universum, die seit 2018 läuft. Irgendwann kam die auch die Idee auf: Machen wir doch ein Short mit einem jungen Picard. Und dann war die Frage: Würde auch Patrick dabei mitmachen? Wir wussten, er wollte die Rolle nie wieder spielen. Ich meine, es war im Februar 2018, als wir ihn über seinen Agenten kontaktierten. Er traf sich tatsächlich mit uns, und wir pitcheten ihm ungefähr 45 Minuten lang, wo es hingehen könnte. Er war sehr respektvoll, sagte aber nein. Zwei Tage später meldete er sich noch einmal, und bat uns: Schreibt doch etwas auf, ein paar Seiten nur, dann lasse ich mir das noch einmal durch den Kopf gehen. Wir baten dann Michael Chabon als Autor dazu und hatten plötzlich 35 Seiten. Und dazu sagte Patrick dann ja.

STANDARD: Was macht die Figur von Picard für Sie aus? Auch im Vergleich zu Captain Kirk?

Chabon: Kirk war mein erster Kapitän und ist mir deswegen natürlich am nächsten. Wegen der Interpretation von Patrick Stewart habe ich die Figur Picard immer mehr respektiert. Kirk ist ja sehr impulsiv und unausgeglichen. Picard versteht sich selbst viel besser, das macht ihn zu einer interessanten, sehr rationalen Figur mit starken heimlichen Leidenschaften.

STANDARD: Was hat Sie bewogen, Jean-Luc Picard nach so langer Zeit noch einmal zu spielen, Mister Stewart?

Stewart: Ich sah eine Gelegenheit für etwas, das alle Schauspieler mögen: einen Unterschied zu markieren. Picard ist zwar derselbe Mann, den wir kennen, aber er ist verändert durch seine Erlebnisse. Er war es immer gewohnt, dass man auf ihn hörte, dass er Autorität hat. Nun aber ist er in Schwierigkeiten, er ist unglücklich und zornig, und er gesteht sich endlich ein, dass er Fehler begangen hat. Star Trek: Picard gibt mir die Gelegenheit, die andere Seite eines Individuums zu erforschen.

STANDARD: Wie schwierig war der Anschluss an die bisherigen Geschehnisse im "Star Trek"-Universum?

Kurtzman: Die Serie sollte auch funktionieren, wenn man gar nichts von den früheren Geschichten kennt. Eines der Ereignisse aus dem Film Star Trek: Nemesis, dem letzten der Next Generation-Filme, spielt allerdings eine wichtige Rolle, und dazu die romulanische Supernova aus dem Film Star Trek (2009).

STANDARD: Was macht Führungsqualität aus? Das ist heute ja mehr denn je ein Thema und war auch in "Star Trek" immer eines.

Stewart: Die Fähigkeit, zu führen, sich aber zugleich zurückzunehmen, sodass es nicht um dich geht, sondern um die Sache. Leider sind diese Führungsqualitäten eher zu einer Ausnahme geworden.

STANDARD: "Star Trek" ist eines jener Universen, von denen die populäre Kultur heute bestimmt wird. Achten Sie darauf, was die Konkurrenz tut?

Kurtzman: Ich glaube nicht, dass wir mit Marvel oder Star Wars konkurrieren. Das wäre kein fairer Kampf. Es reicht uns, Star Trek auf eine neue Ebene zu heben. Wir sind ja häufig so etwas wie eine Ersatzfamilie. Viele Menschen, die sich ein wenig als Außenseiter fühlen, finden hier einen sicheren Hafen. Ich schaue mir das natürlich alles an, was die anderen Franchises so machen, aber ich finde, sie sind sehr anders. Star Wars, Marvel, aber auch Pixar oder DC haben alle haben ihre Identitäten. Star Trek steht für sich. Und jetzt hat es das Streaming TV möglich gemacht, Geschichten auf eine so neue Weise zu erzählen. Deep Space Nice war noch mehr eine typische Fernsehserie. Jetzt aber geht es mehr in Richtung langer Geschichten, fast so etwas wie zehn oder fünfzehn Stunden lange Filme.

STANDARD: In welchem Stück von Shakespeare könnten Sie sich denn Picard am besten vorstellen?

Stewart: Ich denke, das müsste eines der Historiendramen sein, da geht es ja oft um die Eigenschaften von Mächtigen. Richard II hätte er sehr gut treffen sollen, aber auch Henry IV natürlich und dessen Sohn Heinrich V, den Prince of Wales. Ich glaube, es gibt eine untergründige Verbindung zwischen klassischem Theater und dem Science-Fiction- und Fantasy-Genre. Wie könnte man sonst erklären, dass so viele britische Schauspieler da so gut vertreten sind? Mir kommt vor, dass auch in Star Trek, vor allem in The Next Generation, aber auch in der neuen Serie, die Dialoge immer ein bisschen überhöht sind. Die Schauspieler lassen das dann wieder natürlich wirken. Bei Shakespeare ist es auch diese hohe Sprache, dazu kommt natürlich der Blankvers, der einen vorwärtstreibt. (Bert Rebhandl, 20.1.2020)