Wien – Sonntagabend ist es für Fans des American Football soweit: Im Super Bowl, dem Finale der National Football League (NFL), stehen sich in Miami (Florida) die Kansas City Chiefs und die San Francisco 49ers gegenüber. Hierzulande wird das 54. Endspiel von Puls 4 und ProSieben übertragen, Streaming ist zum Beispiel über das Sport-Streamingportal Dazn möglich (wahlweise mit englischem Original-Kommentar).

Um diesen Pokal geht es am Sonntag: die Vince Lombardi Trophy. Ende Oktober war die Super-Bowl-Trophäe – laut NFL erstmals – in Österreich ausgestellt.
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Der Super Bowl ist in den USA ein Sportevent der Superlative, das mit Familie, Freunden und Freundinnen verbracht wird. In Vorbereitung auf das Spiel werden landesweit Milliarden US-Dollar für Getränke, Speisen und Snacks, Fan-Artikel, Bekleidung und Dekoration ausgegeben. Das Marktforschungsunternehmen Nielsen berechnete für den Super Bowl 2017, dass in den USA in einem Zeitraum von vierzehn Tagen über fünf Milliarden Dollar für Speisen und Getränke ausgegeben wurden: Davon 1,3 Milliarden für Bier und Cider, 500 Millionen für Spirituosen sowie knapp 600 Millionen für Wein.

Millionen sehen den Super Bowl im TV

Bei der Fernsehreichweite in den USA hat es indessen einen Einbruch gegeben: Lag die durchschnittliche Quote in den Jahren 2010 bis 2018 deutlich über der 100-Millionen-Marke, so konnten vergangenes Jahr im Schnitt nur noch 98,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verzeichnet werden. Dies wurde vielfach auf ein zähes Spiel mit wenig Punkten und eine schwächere Halbzeitshow zurückgeführt.

Diesen Rückgang gab es bei allen Messwerten: 2015 hatten noch 71 Prozent aller Haushalte mit Fernsehern in Gebrauch die Super-Bowl-Berichterstattung verfolgt – 2019 waren es nur noch 67 Prozent. 2015 wurde der Super Bowl in durchschnittlich 55,3 Millionen Haushalten gesehen, im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich 49,3 Millionen Haushalte.

Zu den Fernsehrechten veröffentlicht die NFL keine Zahlen, kolportiert wird jedoch, dass die Fernsehsender CBS, Fox und NBC gemeinsam rund drei Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Übertragung der regulären Football-Spiele zahlen (bis inklusive der Saison 2022). Bei der Übertragung des Super Bowls wechseln sich die drei Sender ab – heuer ist Fox im Einsatz.

In Puls 4 wird das Football-Finale vom bewährten Duo Walter Reiterer und Michael Eschlböck kommentiert. Für die Party wird das Studio erneut umgebaut (Archivbild).
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In Österreich erzielte der Super Bowl in den letzten Jahren bei Puls 4 durchschnittliche Reichweiten um die 100.000. Beim deutschen Sender ProSieben (bzw. früher Sat.1) schauten im Schnitt um die 48.600 Österreicher und Österreicherinnen das Football-Endspiel an.

In der Gruppe der 12- bis 49-Jährigen erreichte der Fernsehsender Puls 4 damit in den vergangenen Jahren Marktanteile um die 19 bis 24 Prozent, ProSieben lag bei 11 bis 13,5 Prozent.

Viel Aufmerksamkeit für Werbung

Für die Werbewelt ist der Super Bowl ebenso ein Großereignis, denn die Werbespots erhalten nicht nur durch die Ausstrahlung beim NFL-Finale viel Aufmerksamkeit. Ihre Lebensspanne wird durch eigene Marketing-Budgets und Presseaussendungen Wochen vor der Super Bowl verlängert.

Der Werbespot "1984" von Apple wurde während des Super Bowl XVIII (1984) aufgeführt und mehrfach ausgezeichnet (Regie: Ridley Scott).
ZONDA ENSENSY VAREAL

Für die Produktion der Werbefilme werden Hollywood-Stars engagiert und teilweise punkten die Spots mit witzigem Storytelling. Rankings der besten Spots verschaffen den Werbefilmen auch nach dem Super Bowl weitere Beachtung.

Werbespots vor Spiel

Vergangene Woche veröffentlichte Nielsen ein Umfrageergebnis, das auf einer Stichprobe von mehr als 25.000 Haushalten basiert. Demnach schlägt die Werbung den Sport knapp: 51 Prozent gaben an, die während des Super Bowls gesendeten Werbungen mehr als das Spiel selbst zu genießen, 49 Prozent gaben dem Football den Vorzug.

Super-Bowl-Ads von Trump und Bloomberg

War 2019 erstmals die Tageszeitung "The Washington Post" mit einem eigenen Werbespot vertreten, so haben sich heuer US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Michael Bloomberg Werbezeit beim Super Bowl gekauft. Sie zahlen jeweils mindestens zehn Millionen Dollar.

"The Force" von Volkswagen (2011) gehört zu den meistgesehenen Super-Bowl-Werbungen. Beim Werbefestival Cannes gewann der Werbefilm in drei Kategorien und erhielt zwei Goldene und einen Bronzenen Löwen.
Open Six

Für das Finale am Sonntag, den Super Bowl LIV, meldete der Fernsehsender Fox Sports bereits im November, alle Werbeplätze verkauft zu haben – demnach wurden für 30 Sekunden Werbezeit bis zu 5,6 Millionen US-Dollar hingeblättert. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren noch maximal drei Millionen Dollar, vor 20 Jahren rund 2,1 Millionen Dollar für 30 Sekunden Werbezeit beim Super Bowl zu bezahlen.

Aufeinandertreffen der Conference-Champions

Trotz all dieser wirtschaftlichen Aspekte geht es auch um Sport: Im Super Bowl, dem Finalspiel jeder NFL-Saison, treffen die Champions der beiden Conferences – National Football Conference (NFC) und American Football Conference (AFC) – aufeinander. Die Aufteilung in zwei Conferences hat historische Gründe und geht, kurz gefasst, auf die Fusion der National Football League mit der Konkurrenzliga American Football League zurück. Beide Conferences sind in jeweils vier Divisionen zu je vier Teams unterteilt.

Die folgende Karte der USA zeigt, woher die Super-Bowl-Sieger kommen und in welcher Conference sie spielen.

Die Conference-Bilanz scheint seit dem ersten Super Bowl im Jänner 1967 ausgeglichen: 26 Mal haben AFC- und 27 Mal NFC-Mannschaften gewonnen. Das heißt im Detail, dass die AFC-Champs in den vergangenen 20 Jahren aufholen konnten: 12 der letzten 20 Spiele gingen an den Sieger der American Football Conference. Diese Serie könnten heuer die San Francisco 49ers unterbrechen.

NFL-Meister: Je sechs Siege für Steelers und Patriots

2019 haben die New England Patriots mit Quarterback Tom Brady zum sechsten Mal den Super Bowl gewonnen.
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An der Spitze der Meisterliste sind die Pittsburgh Steelers und seit vergangenem Jahr auch die New England Patriots zu finden – beide haben den Super Bowl je sechs Mal gewonnen. Diesen Sonntag haben die San Francisco 49ers in der Super Bowl LIV die Chance, mit den beiden gleichzuziehen, halten die 49ers doch aktuell bei fünf Siegen.

Die zweiten Finalteilnehmer hingegen, die Kansas City Chiefs, stehen überhaupt erst zum dritten Mal in einem Endspiel. Einmal haben die Chiefs den Super Bowl gewonnen: Vor 50 Jahren (im Jänner 1970) – dies war, abgesehen von heuer, auch ihre letzte Finalteilnahme.

Die Jubiläumssaison leitete die NFL mit dem Spot "The 100-Year Game" ein, der beim Super Bowl 2019 gezeigt wurde.
NFL

Der Weg in den Super Bowl LIV

Beide Teams haben mit starken Auftritten während der 100-jährigen Jubiläumssaison der NFL ihre Division gewonnen und konnten somit dank Playoff-Freilos die Wild-Card-Runde überspringen. Die Chiefs verloren in der regulären Saison vier von 16 Spielen und verbuchten insgesamt 537 Punkte. Ähnlich war es bei den 49ers: drei Niederlagen und 543 erzielte Punkte.

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Deebo Samuel (Nr. 19) von den 49ers gegen Darnell Savage von den Green Bay Packers im NFC-Championship-Spiel
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Playoffs: 49ers durch – Chiefs anfangs im Rückstand

San Francisco geriet in den zwei Playoff-Spielen nie in Rückstand und gewann 27:10 gegen die Minnesota Vikings und 37:20 gegen die Green Bay Packers. Die zwei Playoff-Spiele von Kansas City waren insofern interessanter, als die Chiefs in beiden Fällen einen Rückstand aus dem ersten Viertel aufholen mussten.

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Tyreek Hill von den Chiefs im AFC-Championship-Spiel – quasi auf dem Weg in den Super Bowl
Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/MATTHEW STOCKMAN

Im Spiel gegen die Houston Texans konnten die Chiefs im zweiten Viertel einen 0:24-Rückstand souverän umdrehen: Quarterback Patrick Mahomes warf vier Touchdown-Pässe – ein Playoff-Rekord, den er nun gemeinsam mit Doug Williams hält. Der Star-Quarterback erreichte in diesem Spiel als erster Spieler überhaupt in einem Playoff-Spiel mindestens 300 Passing Yards, fünf Touchdowns und 50 Rushing Yards. Der Endstand gegen die Texans: 51 zu 31.

Einen Rückstand mussten die Chiefs auch im zweiten Playoff-Spiel gegen die Tennessee Titans hinnehmen. Im zweiten Viertel lagen sie bereits zehn Punkte hinten, bevor die Offensive aufdrehte und Mahomes selbst kurz vor der Halbzeitpause sehenswert über 27 Yards mehrere schlechte Verteidigungsversuche abschüttelte und zum Touchdown lief. Das hieß 21:17 zur Pause und 35:24 für die Chiefs im Endstand.

Der Super Bowl LIV: Kansas City Chiefs gegen San Francisco 49ers

Mahomes und Garoppolo am 27. Jänner in Miami
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Im Finale am Sonntag in Miami stehen sich also die Teams um die Quarterbacks Patrick Mahomes (Chiefs) und Jimmy Garoppolo (49ers) gegenüber. Der Weg für beide war aber keineswegs gleich: Während Mahomes mit seinem Spiel einen Großteil der Offensiv-Führung übernahm und die Chiefs zum Erfolg führte, konnte Garoppolo auf ein ausgeglicheneres Team zurückgreifen. Bei den 49ers machten insbesondere das Laufspiel und die Defensive den Unterschied aus.

In den zwei Playoff-Spielen stellte Chiefs-Quarterback Mahomes seine Wurfqualitäten erneut unter Beweis: 46 vollendete Pässe bei 615 Passing Yards und acht Touchdown-Pässen. San Francisco hingegen konnte sich auf sein effizientes Laufspiel verlassen – ihren 471 Rushing Yards stehen 230 der Chiefs gegenüber. So waren auch Garoppolos Pässe wenig gefordert: 17 vollendete Pässe bei 208 Passing Yards und einem Touchdown-Pass in den zwei Spielen vor dem Einzug in den Super Bowl.

Zwei vs. acht Viertel

Der TV-Sender ESPN hat den Quarterback-Vergleich verdichtet und Mahomes Bilanz aus dem zweiten Viertel der beiden Playoff-Spiele jener von Garoppolos soeben erwähnter gegenübergestellt: Mahomes kam einzig in den beiden Vierteln auf 16 vollendete Pässe bei 209 Passing Yards und fünf Touchdown-Pässen.

Diese Passspiel-Bilanz anders ausgedrückt: Mahomes gelangen in zwei Vierteln – das heißt je 15 Minuten Spielzeit – 16 Pässe über 209 Yards (fünf TD-Pässe), Garoppolo hingegen in acht Vierteln (zwei ganze Spiele) nicht ganz dasselbe mit 17 Pässen über 208 Yards (ein TD-Pass). Der Super Bowl am Sonntag verspricht spannend zu werden! (Daniela Yeoh, 30.1.2020)