Viele Haustierhalter haben sich die grausige Frage schon einmal gestellt: Würde mein Liebling nach meinem Tod über meinen Körper herfallen? Hinweise darauf, dass die Antwort unter gewissen Umständen ja lautet, gibt es sowohl von Hunden wie auch von Katzen. So wurde von etlichen Fällen berichtet, in denen Haustiere, die über einen längeren Zeitraum mit ihren verstorbenen Besitzern eingesperrt waren, die offensichtliche Futterquelle anzapften und sich an den Leichen labten.

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Würden Katzen Leichen fressen? Mitunter ja, berichten Forscher.
Foto: AP/PETAR PETROV

Aber würden sich Haustiere auch so verhalten, wenn sie sich nicht in einer Notlage befänden? Eine Studie im "Journal of Forensic Sciences" deutet darauf hin, dass Katzen – obwohl sie vorwiegend Jäger sind– durchaus an Toten naschen dürften, wenn sich die Gelegenheit bietet: Forscher um Sara Garcia von der Colorado Mesa University beobachteten zwei verwilderte Hauskatzen dabei, wie sie über Wochen hinweg nahezu täglich Leichen aufsuchten, um von ihnen zu fressen. Wie die Wissenschafter berichten, bevorzugten die Tiere dabei bestimmte Körperregionen.

Beobachtung auf Bodyfarm

Durchgeführt wurde die makabere Studie in der universitätseigenen Forensic Investigation Research Station – einem Forschungsgelände, auf dem wissenschaftliche Studien zu Verwesungsprozessen von Leichen freiwilliger Spender durchgeführt werden. In den USA existieren insgesamt fünf solche Freiluft-Labors, die neben der wissenschaftlichen Forschung auch der Ausbildung von Kriminologen dienen, auch in den Niederlanden gibt es eine "Bodyfarm".

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Verwilderte Katzen scheinen sind menschlichem Aas womöglich nicht ganz abgeneigt.
Foto: Reuters/THOMAS PETER

Konkret beobachteten Garcia und Kollegen mithilfe von Kameras, welche Aasfresser sich auf dem Gelände in Colorado einfanden und welche Fraßspuren sie an den Toten hinterließen. Die Auswertung der Aufnahmen zeigte zur Überraschung der Forscher, dass unter den Besuchern auch zwei verwilderte Hauskatzen waren. Katzen treten in feier Wildbahn nur selten als Aasfresser in Erscheinung.

Arme als Schmankerl

Die Tiere tauchten unabhängig voneinander auf, fraßen von noch nicht stark verwesten Körpern und kehrten in der Folge immer wieder dorthin zurück. Obwohl die Auswahl an Leichen auf dem Gelände groß war, blieben die Tiere stets bei ihrer ersten Wahl. "Die Theorie ist, dass Katzen einfach wählerisch sind – wenn sie einmal Futter finden, das ihnen schmeckt, dann bleiben sie dabei", sagte Garcia zur "Washington Post".

Zu schmecken schien den Katzen vor allem das weiche Gewebe im Bereich der Schultern und Arme. Nach einigen Wochen verschwanden die ungebetenen Gäste wieder – die Forscher vermuten, dass die Verwesung der Toten für den Katzenappetit bereits zu weit fortgeschritten war. Die Beobachtungen seien bisher einzigartig, könnten für Forensiker aber von Bedeutung sein, schreiben die Forscher. (dare, 25.1.2020)