Das Kopftuch sei in Tirol bis zur Einführung des Verbots an Volksschulen nie ein Problem gewesen, sagt Beate Palfrader.

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Innsbruck – Die Tiroler Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) hat die Ausweitung des Kopftuchverbots auf Schülerinnen bis 14 Jahre in einem Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" vom Montag als "nicht notwendig" bezeichnet und stellte sich damit entgegen der ÖVP-Parteilinie. Am Nachmittag ruderte sie dann zurück und erklärte, ihre Position sei "kein Widerstand gegen das Regierungsprogramm" und es gebe auch "keine Ablehnung der diesbezüglichen Pläne". Es brauche aber zuerst die Vorlage eines Gesetzesentwurfes.

Vorher

Das Thema sei an Tirols Schulen bis zur Einführung des Verbots an Volksschulen nie ein Problem gewesen, so Palfrader im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung". Erst durch das Verbot sei es überhaupt Thema geworden.

Wie viele Volksschülerinnen in Tirol ein Kopftuch tragen, werde nicht statistisch erfasst. Laut Palfrader meldeten vier Bezirke, dass es an den dortigen Volksschulen überhaupt kein einziges Mädchen mit Kopftuch gebe, in den anderen Bezirken seien es Einzelfälle. "Es gab in Tirol nur einen einzigen Fall, wo ein Gespräch mit einem Elternteil geführt werden musste", sagte die Bildungslandesrätin.

Palfrader (links) gemeinsam mit Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) beim "Earth Strike" im September in Innsbruck.
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Nachher

Am Nachmittag stellt sie dann klar: "Zu allererst geht es mir um die Betroffenen. Mir ist vor allem die selbstbestimmte Entfaltung von allen Mädchen wichtig. Und ich sage auch klar, dass das Kopftuch als Symbol der Unterdrückung von Frauen scharf abzulehnen ist". Ihr gehe es aber um "echte Integration" zum Beispiel durch das Erlernen von gutem Deutsch bei Kindern mit Migrationshintergrund der zweiten und dritten Generation. Sie empfahl ein "perfektes Sprachförder- und Integrationsangebot". Dazu würden zusätzliche Ressourcen benötigt, die vom Bund kommen sollten. (APA, 20.1.2020)