Autowerbung ist ein riesiger Geschäftszweig, 153 Millionen Euro investierte die Autobranche 2019 allein in Österreich in Werbung. Das entspricht den Kosten von fast 420.000 Jahreskarten der Wiener Linien. Diese Werbung sorgt dafür, dass Autos mit Freiheit, Lifestyle, Spaß und Männlichkeit assoziiert werden. Ähnliche Attribute, wie sie jahrzehntelang auch die Tabakwerbung strapaziert hat.

Das führt zur absurden Situation, dass Menschen widerspruchslos akzeptieren, dass Autos in Wien 65 Prozent der Verkehrsflächen besetzen, obwohl nur 27 Prozent der Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden. Jedes Jahr kommen über 1,5 Milliarden Euro an staatlichen Subventionen dem Autoverkehr zugute, obwohl jeder Cent für die dringend notwendigen Investitionen in den Klimaschutz gebraucht werden würde. Autowerbung hat dazu beigetragen, gesellschaftlichen Konsens über die Privilegien der Autoindustrie herzustellen. Durch Werbung wurde das Auto emotional mit Mobilität gleichgesetzt, gleichzeitig wurde Infrastruktur geschaffen, die die Abhängigkeit vom Auto zur Stillung dieses Grundbedürfnisses buchstäblich in Beton gießt. Je mehr die Klimakrise jedoch eskaliert, desto brüchiger wird dieser Konsens, insbesondere dort, wo bereits massentaugliche Alternativen zum Auto bestehen – etwa in Wien.

Der (Klima-)Killer Auto

Vergangene Woche fand die jährliche Vienna Autoshow statt, die größte Automesse Österreichs. Die zivilgesellschaftlichen Gruppen "System Change, not Climate Change", Fridays for Future und Extinction Rebellion organisierten Protestaktionen dagegen. Ihre Kernbotschaft lautete, Autokonzernen und ihrer Werbung darf keine Bühne mehr geboten werden, um sich zu inszenieren – denn sie zerstören Umwelt und Gesundheit, um Profite zu machen.

Damit wird ein längst überfälliger Diskurs angestoßen: Wollen wir die schlimmsten Folgen der Klimakrise verhindern, so gilt es, das Auto als Fortbewegungsmittel zumindest in der Stadt zu ersetzen. Denn ähnlich wie bei den Debatten rund ums Rauchen ist es keine reine Privatangelegenheit, wie wir uns fortbewegen. 500 Milliarden Euro externe Kosten verursachen Autos jedes Jahr in der EU. Kosten, die von der Allgemeinheit getragen werden müssen, auch von jenen, die gar kein Auto besitzen. Teuer sind vor allem die Auswirkungen von Umweltzerstörung und Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung, aber auch Verkehrsunfälle.

Während man jedoch die rauchende Person, die einem vom Nebentisch aus den Qualm ins Gesicht blies, direkt erkennen konnte, können sich Autokonzerne hinter ihrem durch Werbung saubergespülten Image verstecken. Fakt bleibt: Jährlich kommen mehrere Tausend Menschen in Österreich frühzeitig durch die Folgen der Luftverschmutzung oder bei Verkehrsunfällen ums Leben. Diese tödlichen Folgen betreffen uns alle, gleichzeitig scheuen sich die Konzerne, Verantwortung für die Folgen ihres veralteten Geschäftsmodells zu übernehmen, wie sich nicht zuletzt beim Dieselskandal gezeigt hat. Fest steht, dass Autokonzerne freiwillig wenig daran ändern werden. Stattdessen braucht es klare rechtliche Vorgaben.

Einschränkungen erwünscht

Auch deshalb diskutiert aktuell zum Beispiel der Gemeinderat von Bern ein Werbeverbot für Autos und Flugreisen. Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag, Fritz Kuhn, hat bereits im Jahr 2007 eine Einschränkung der Autowerbung vorgeschlagen. In Österreich wären nun die Grünen prädestiniert, ein solches Gesetz einzuleiten, denn kaum eine Klimaschutzmaßnahme wäre gleichzeitig ökologisch so effizient und kostengünstig.

Ein Werbeverbot für Autos ist ein erster wichtiger Schritt, um dem Auto und der Autoindustrie ein Stück weit ihren ungerechtfertigten Sonderstatus zu entziehen und der Verkehrswende den Weg zu bereiten. Der Schutz der Allgemeinheit im öffentlichen Raum wiegt schwerer als die individuelle Freiheit, sich selbst und seine Gesundheit zu gefährden. So wurde bei der Einführung des Rauchverbots in Gastronomiebetrieben im Herbst 2019 argumentiert, und so lassen sich auch restriktive Gesetze gegenüber der Autoindustrie argumentieren. (Ruth Fartacek, 20.1.2020)