Wenn sich Eltern scheiden lassen, werden Kinder gerne Opfer eines Ehekriegs. Kinder brauchen beide Eltern, auch nach der Trennung.

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Vater, Mutter, Kind: Das berühmte Spiel von einer optimalen Welt aus Kindersicht ist ab dem Kindergartenalter ein Klassiker. Denn Rollenspiele sind über viele Jahre ein wesentlicher Faktor der Entwicklung. Sie sind ein Schlüssel zum Begreifen der Welt. Vater und Mutter sind die ersten und engsten Bezugspunkte.

Alle Eltern, die miteinander streiten, sehen ziemlich schnell, wie sehr Kinder darunter leiden. Auch im Kindergarten und an Schulen bleiben Erziehern und Erzieherinnen die Konflikte nicht verborgen. Denn so wie Kinder versuchen, über Rollenspiele einen Platz in der Welt zu finden, verarbeiten sie auch Streit. Aggression gegen andere, Weinerlichkeit oder Rückzug: Es gibt viele Formen, wie Kinder die für sie belastenden Ereignisse zu Hause zu verarbeiten versuchen.

Gesundheit der Kinder leidet

Doch haben Streits zwischen Ehepartner und Scheidungen tatsächlich auch gesundheitliche Folgen für Kinder. Das erkannten nun Wissenschafter der Universität Bergen in Norwegen. Für die Studie wurden 1.225 Jugendliche in einem Zeitraum von zwei Jahren bis 2013 befragt. Zu Beginn waren 213 von ihnen Scheidungskinder, am Ende 270. Nach Angaben des Instituts für öffentliche Gesundheit sind rund 40 Prozent aller Jugendlichen in Norwegen von einer Trennung der Eltern betroffen.

Die Wissenschafter stellten fest, dass es einen Zusammenhang zwischen der Kommunikation mit dem Vater und der Gesundheit der Kinder gibt. "Die meisten gesundheitlichen Beschwerden hatten Kinder, die angaben, den Kontakt zum Vater verloren zu haben oder die es schwierig fanden, nach der Scheidung mit ihm zu sprechen", sagte Meland von der Universität Bergen. Angst, Depression, emotionale Probleme oder Stress könnten die Folge sein, sagte einer der Autoren der Studie, Eivind Meland.

Vater und Tochter

Vor allem vielen Mädchen falle es schwer, mit ihrem Vater zu sprechen. Die Scheidung schien die Kommunikation mit der Mutter hingegen nicht zu beeinflussen. Wenn die Kinder nach der Scheidung angaben, ein gutes Verhältnis zu beiden Elternteilen zu haben, schien die Trennung ihr Selbstwertgefühl oder die Gesundheit nicht negativ zu beeinflussen. Doch in vielen Fällen leide das Vertrauensverhältnis zum Vater, wenn die Ehe in die Brüche geht.

"Wenn die Scheidung vor Gericht gebracht wird, wird am häufigsten der Mutter der Status als Hauptbetreuerin zuerkannt", so Meland. Es werde vermutet, dass dreimal mehr Kinder den Kontakt zu ihren Vätern verloren haben als zu ihren Müttern. Die Ursachen haben die Forscher nicht untersucht. Meland mahnt dazu, die Rolle des Vaters bei der Entwicklung eines Kindes nicht unterzubewerten. "Unsere Forschung zeigt deutlich, dass eine enge Beziehung zu beiden Elternteilen wichtig für die Gesundheit der Kinder ist", sagt Meland. (red, APA, 21.1.2020)