Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, finden im Frauenhaus Zuflucht. Das Land Salzburg setzt erstmals ein neues Schutzkonzept um, bei dem die Adresse des Hauses nicht mehr geheim ist.

Symbolbild: APA/dpa/Maja Hitij

Saalfelden – "Sichtbar und sicher" nennt die Salzburger Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) das Schutzkonzept für das neue Frauenhaus im Pinzgau. Das heißt: Die Adresse ist nicht mehr geheim. Das Frauenhaus in Saalfelden wurde bewusst in die Mitte der Gesellschaft geholt und wird in eine neue Wohnsiedlung eingebettet sein.

Dieses Konzept habe sich bereits in anderen europäischen Ländern bewährt. In den Niederlanden seien sämtliche Frauenhäuser darauf umgestellt, erläutert die Landesrätin. Die anonyme Adresse lasse sich schwer geheim halten und isoliere die Frauen von ihrem sozialen Umfeld. "Wir wollen häusliche Gewalt nicht hinter Mauern verstecken", sagt Klambauer. Gemeinsam mit der Polizei, dem Gewaltschutzzentrum und den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses werde ein Opferschutzkonzept erarbeitet.

Das Land kauft dazu erstmals sechs Wohnungen, wo fünf Plätze für von Gewalt bedrohte Frauen und ihre Kinder entstehen. In einer Wohnung gibt es zudem Gemeinschafts- und Arbeitsräume. Im Frühling 2021 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. 1,5 Millionen Euro kostet das neue Frauenhaus in Saalfelden. 750.000 Euro davon kommen von der EU aus dem Topf für die Entwicklung des ländlichen Raums.

130 Frauen suchten Schutz in Frauenhäusern

130 Frauen und ihre Kinder suchten im vergangenen Jahr in einem der drei Frauenhäuser in Salzburg Schutz. Das Land gibt dafür 1,57 Millionen Euro an Basisförderung im Jahr aus. Das Gewaltschutzzentrum Salzburg hat im Vorjahr 1.214 Personen betreut. 515 Mal musste die Polizei ein Betretungsverbot aussprechen. "Männliche Gewalt beginnt nicht mit einer Ohrfeige, sondern mit der Einstellung, über Frauen verfügen zu dürfen. Dies äußert sich in Besitzdenken, in Abwertung und Kontrolle", sagt die Landesrätin. Bereits an diesem Punkt müsse Frauen geholfen werden, um Machthierarchien frühzeitig zu durchbrechen.

Das alte Frauenhaus in Saalfelden war bereits sehr renovierungsbedürftig, beengt, und die Frauen mussten sich Küche und Bad teilen. Das wiederum hatte die Auswirkung, dass einigen Frauen die Mindestsicherung gekürzt wurde, weil sie in einer Wohngemeinschaft wohnten. Da es nun eigenständige Wohnungen werden, haben die Bewohnerinnen Anspruch auf die volle Mindestsicherung. (Stefanie Ruep, 20.1.2020)