Graphen könnte uns schon bald wesentlich bessere Handyakkus bescheren.

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Die Anzahl der Wunderakkus in den letzten Jahren ist durchaus beachtlich. Was viele der von Forschern präsentierten Technologien aber gemeinsam haben ist, dass sie noch einen weiten Weg vor sich haben, ehe sie vielleicht im Alltag ankommen.

Anders soll das bei einem neuen Lithium-Ionen-Akku des Unternehmens Real Graphene sein. Der mit Graphen angereicherte Energiespeicher verspricht einige Vorteile gegenüber normalen Akkus, darunter eine deutlich verkürzte Ladedauer. Laut dem Hersteller ist er schon reif für die Massenproduktion, schreibt Digital Trends.

2D-Kohlenstoff

In Form von Akkupacks vertreibt die US-Firma ihre Technologie bereits. Die nächste Generation soll bald folgen und könnte dann erstmals auch in Smartphones landen. Erste Zellen wurden bereits produziert und mehrere Hersteller würden sie bereits testen. Welche dies sind, verrät man allerdings nicht.

Graphen ist ein "zweidimensionales" Material, das aus einer einzelnen Schicht Kohlenstoffatomen besteht und verfügt unter anderem über hohe Elastizität und hervorragende Leitungseigenschaften. In die Akkus des Unternehmens ist es auf zwei Arten integriert. Zum einen ist es Bestandteil der Anode und andererseits wurde auch eine zusätzliche Verbundschicht integriert, die die Leitfähigkeit zwischen den beiden Elektroden verbessert.

Aufladen in 20 Minuten

In Kombination mit einer eigens entwickelten Ladeelektronik verspricht man bisher nicht gekannte Ladegeschwindigkeit. Eine Batterie mit einer Kapazität von 3.000 mAh lasse sich mit einem 60-Watt-Adapter binnen 20 Minuten vollständig aufladen, heißt es. Die Wärmeentwicklung beim Auf- und Entladen soll geringer ausfallen, was die Sicherheit erhöht, und der Akku soll rund 1.500 Ladezyklen mitmachen, ohne an Kapazität einzubüßen – etwa das Dreifache vieler herkömmlicher Akkus.

Eine Herausforderung ist allerdings der Kostenfaktor, da die Herstellung von Graphen recht aufwändig ist. Dem will Real Graphene damit begegnen können, dass man es selbst herstellt. Dennoch lägen die Kosten um 30 Prozent höher als bei einem normalen Lithium-Ionen-Akku. Ein damit ausgerüstetes Smartphone könnte dadurch etwas teurer werden.

Produktionsreif

Um die Herstellung der Akkus zu beschleunigen fehlt nur Zugang zu Fertigungsanlage eines Partnerunternehmens oder eine Kooperation mit einem Akkuhersteller. Würde ein Handyhersteller zuschlagen, könnte man sofort rund 100.000 Akkus herstellen. Für größere Stückzahlen bräuchte man etwa ein Jahr Vorbereitung.

Bald will man außerdem eine Kickstarter-Kampagne für neue Akkupacks starten. Eines wird eine Kapazität von 10.000 mAh bieten und soll über ein 100-Watt-Ladegerät in 20 Minuten aufgeladen werden können. Der Preis, inklusive Ladegerät, liegt bei 105 Dollar. Die zweite Variante wird 20.000 mAh bieten.

Unabhängig von der eigenen Entwicklung rechnet man bei Real Graphene mit dem baldigen Durchbruch von Graphen-Akkus. Binnen eines Jahres werden sie in ersten Markengeräten zu finden sein, sagt Firmenchef Samuel Gong. Zuerst werden sie in teuren Highend-Handys verbaut werden und sich dann von dort langsam den Weg in niedrigere Preiskategorien bahnen. (red, 21.01.2020)