Halsey aus New Jersey: Das Veilchen ist aus Glitter.

Foto: Universal Music

Halsey – Manic

Ihr Auge sieht auf dem Cover ihres Albums Manic aus wie ein Veilchen. Bei genauerer Betrachtung kann man Entwarnung geben, Glitzer verrät das vermeintliche Monokelhämatom als Schminke. Auch sonst geht es bei Halsey aus New Jersey viel um den Schein, wenngleich sie in ihrem sexuell aufgeladenen Electro-Pop scheinbar alte Tagebucheinträge vertont – von wegen der Komplexität ihrer Lürix. Dazu wirken die oft in Unterwäsche in der Tradition von Hersteller Wicked Weasel inszenierten Videos fast fremdkörperlich, die Musik federt das aber mit Akustikgitarre im Bereich der Erträglichkeit ab.

HalseyVEVO

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Bill Fay – Countless Branches

Der der Vergessenheit entrissene Songwriter Bill Fay legt mit Countless Branches ein weiteres berührendes Alterswerk vor. Nach zwei obskuren 1970er-Jahre-Alben verschwand der Londoner, bis er von einem Fan wiederentdeckt wurde. Seitdem protegieren und hofieren ihn Stars wie Jeff Tweedy (Wilco), Jim O'Rourke (Tortoise, Sonic Youth ...), David Tibet (Current 93) oder Jason Pierce (Spiritualized). Fay widersteht der Versuchung des Ruhms, er schreibt lieber große Kleinode, die im Outfit eines anrührenden Chamber-Pop sein Publikum erschüttern. Oder, wie er singt: "Filled with Wonder once again."

Dead Oceans

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Big Black – Songs About Fucking

Am 24. Dezember 2019 starb David Riley im Alter von 59 Jahren an Kehlkopfkrebs. Riley war Bassist der vergleichslosen US-Band Big Black, deren Album Songs About Fucking von 1987 letztes Jahr von Steve Albini remastered neu aufgelegt wurde. Nichts weniger als ein Klassiker der Moderne, gipfelt in dem Album die Mischung aus der Renitenz des Punk mit den Sujets des amerikanischen Albtraums. Der Drum-Computer Roland hämmert, Albini und Santiago Durango spielen ihre Gitarren wie Kreissägen – und Riley, der mit dem vernarbten Antlitz, hält das Ganze mit seinem Bass am Boden. Farewell. (Karl Fluch, 20.1.2020)

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