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Joe Biden (77) ist kein großer Freund von gewalthaltigen Videogames.

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Im deutschsprachigen Raum ist für Gamer die sogenannte "Killerspieldebatte" ein "guter, alter Bekannter". Nach Schul-Amokläufen in den frühen 2000ern erklärten Politik und viele Breitenmedien Videospiele zur Ursache solcher Gewaltausbrüche. Ein klarer Zusammenhang wurde wissenschaftlich aber bis heute nicht entdeckt.

Doch auch in den USA ist das Thema nicht ganz neu. Joe Biden, aussichtsreicher Kandidat im Vorwahlkampf der Demokraten, hat sich gegenüber der "New York Times" nun kritisch gegenüber den Spieleherstellern geäußert.

Womöglich Chef von EA gemeint

Als er noch Vizepräsident unter Barack Obama war, hatte er sich im Weißen Haus mit führenden Persönlichkeiten großer IT-Konzernen getroffen, um über eine Vereinbarung hinsichtlich des Schutzes von geistigem Eigentum zu reden. "Und einer dieser kleinen Fieslinge am Tisch", Bidens Vernehmen nach ein Multimillionär oder Milliardär, "erklärte mir, er sei ein Künstler, weil er Spiele macht, die einem beibringen, wie man Menschen tötet."

Wer gemeint war, ist Gegenstand von Spekulationen. Wahrscheinlich dürfte Biden aber über ein Treffen im Jänner 2012 gesprochen haben, erklärt man bei Kotaku. In diesem Fall bliebe nur der damalige Chef von Electronic Arts, John Riccitiello, übrig. Er war einer von zwei anwesenden Chefs von Spielestudios. Der andere war der Gründer von Zynga, das allerdings Games wie Farmville und keine Shooter herstellt.

Wenig erfreut reagierte Biden auch auf Aussagen der IT-CEOs, dass sie der "Wirtschaftsmotor Amerikas" seien. Diese hätten insgesamt weniger Angestellte, als der Autoriese General Motors im Quartal vor dem Treffen entlassen hatte. Die Obama-Regierung hatte eine eigene Taskforce eingesetzt und der schwächelnden US-Autobranche damals mit umfassenden finanziellen Maßnahmen unter die Arme gegriffen.

Forderte einst zusätzliche Steuern auf Gewaltinhalte

Für Biden war es nicht die erste skeptische Äußerung in Richtung Videogames. 2013 brachte er den Vorschlag ein, zusätzliche Steuern auf "gewalthaltige Medien" einzuheben. Die Trump-Administration versuchte, eine Verbindung zwischen Games und bewaffneten Amokläufen herzustellen, und veröffentlichte dazu auch einen Zusammenschnitt aus diversen "Ab 18"-Spielen.

Gleichzeitig allerdings stellt sich die US-Regierung gegen Verschärfungen beim Waffenrecht. Obwohl es in steter Regelmäßigkeit zu blutigen Vorfällen kommt und der Anteil an durch Schusswaffen zu Tode gekommenen Menschen unter allen westlichen Staaten am höchsten ist, wurden lediglich Schnellfeuerkolben verboten, die die Feuerrate von halbautomatischen Waffen massiv steigern können.

Laut aktuellen Umfragen, hier etwa zusammengefasst bei Five-Thirty-Eight, ist Biden derzeit der Favorit unter den Kandidaten für die demokratische Präsidentschaftsnominierung für die diesjährigen Wahlen. Seine Chancen, bis Juni die notwendige Menge der Delegierten hinter sich zu versammeln, werden mit 43 Prozent beziffert. Ihm folgen Bernie Sanders, ein unabhängiger Senator aus Vermont (20 Prozent), und Elizabeth Warren, demokratische Senatorin aus Massachusetts (15 Prozent). (gpi, 20.1.2020)