Bagdad – Im Irak sind die regierungskritischen Proteste wieder aufgeflammt. Bei Zusammenstößen in mehreren Städten wurden am Montag nach Angaben aus Sicherheitskreisen und von medizinischem Personal sechs Menschen getötet, vier Demonstranten und zwei Polizisten. Demnach setzte die Polizei auf dem Tajaran-Platz in Bagdad scharfe Munition ein und erschoss zwei Menschen. Eine dritte Person sei von einem Tränengas-Kanister tödlich getroffen worden. Ein vierter Demonstrant wurde in Kerbela von der Polizei erschossen. Aus Sicherheitskreisen verlautete, zwei Beamte seien in Basra bei Protesten überfahren worden.

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Unter anderem in der Hauptstadt Bagdad demonstrierten erneut zahlreiche Menschen gegen die irakische Regierung.
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Im Irak hatten sich am Montag tausende Menschen zu neuen landesweiten Protesten versammelt, um den Druck auf die Regierung zu erhöhen. In Bagdad versuchten hunderte Menschen, Straßenblockaden zu errichten. Wie ein AFP-Korrespondent berichtete, lieferten sie sich auf dem Tajaran-Platz in Bagdad gewaltsame Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften, die mit scharfer Munition und Tränengas gegen die Demonstranten vorgingen. Auch aus Nassirija und Amara wurden am Montag Proteste gemeldet.

Die Demonstranten sind verärgert über die schleppenden Reformen und hatten der Regierung ein Ultimatum bis Montag gesetzt, um ihren Forderungen nachzukommen. Bereits am Sonntag hatten die Regierungsgegner in mehreren Städten Autoreifen in Brand gesetzt, um Straßen und Brücken zu blockieren. Auf dem Tajaran-Platz in Bagdad kam es zu Zusammenstößen.

Unter anderem in Bagdad kam es zu Ausschreitungen.
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Der Irak wird seit Oktober von einer beispiellosen Protestwelle erschüttert, an der sich hunderttausende Menschen beteiligten. Rund 460 Menschen wurden seitdem getötet. Die Demonstranten werfen der Regierung und der irakischen Elite Korruption und Untätigkeit vor. Der Rücktritt von Ministerpräsident Abdel Adel Mahdi, der aber weiterhin geschäftsführend im Amt ist, konnte den Unmut nicht dämpfen. Die Demonstranten fordern ein neues Wahlgesetz und Neuwahlen, eine neue Regierung und die Bestrafung korrupter Beamter. (APA, Reuters, red, 20.1.2020)