Die AUA inklusive der gesamten Lufthansa-Gruppe bleibt der Marktführer am Wiener Flughafen.

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Wien – Nach dem rasanten Wachstum der Billigairlines in Wien auf zehn Millionen Passagiere, was einen Marktanteil von 31 Prozent ergibt, dürfte es in absehbarer Zeit zu einer Konsolidierung kommen. Die niedrigen Ticketpreise werden auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten sein, sagte das Flughafen-Wien-Vorstandsduo Günther Ofner und Julian Jäger bei der Präsentation der Verkehrszahlen für 2019 am Dienstag. Marketing- und limitierte Lockpreise werde es zwar weiterhin geben, aber Billigairlines wie Lauda (Ryanair) oder Wizz seien gewinnorientierte Gesellschaften. Dazu komme die Ticketgebühr, die insgesamt mit etwa 100 Millionen Euro zu Buche schlägt.

Schwierige Prognose

Im Übrigen sei es heuer besonders schwer vorherzusagen, wie sich die Nachfrage entwickle, weil erstmals in der Flughafengeschichte zu Spitzenzeiten keine neuen Slots, also Start- und Landerechte, mehr verfügbar seien. Da es noch keinen Sommerflugplan gibt, sei eine Prognose schwierig. Mit einer Marktbereinigung wird fix gerechnet, die Frage sei nur, wann und in welchem Ausmaß. Die beiden in Wien dominanten Billigcarrier Lauda und Wizz kündigten aber bereits an, mehr Flüge ab Wien anzubieten. Jäger zufolge ist das Wachstum nur mit größeren Fliegern, besserer Auslastung und Flügen außerhalb der Spitzenzeiten möglich. Gleichzeitig betonte er, dass der Anteil der Billigairlines europaweit bei 41 Prozent liege. In Wien sei der Anstieg eben relativ spät (infolge der Air-Berlin-Pleite), dafür aber umso heftiger eingeleitet worden.

Interessantes Detail am Rande: Als Hotspot ab Wien erwies sich im Vorjahr Tel Aviv mit einem Passagieranstieg um 44,8 Prozent auf 299.119. Als einzigen Wermutstropfen im Vorjahr nannte Jäger die Entwicklung des rückläufigen Frachtgeschäfts. Das sei europaweit ähnlich und der Entwicklung des Handelskonflikts zwischen China und den USA geschuldet.

Dritte Piste kommt

Nichts Neues gab es in Sachen dritte Piste zu berichten: Alle Bewilligungen seien vorhanden. Der Bau soll frühestens 2030 erfolgen, in den nächsten zwei bis drei Jahren werde die Entscheidung fallen. Ausgelegt sei die Piste, um eine Passagierzahl von 40 Millionen zu bewerkstelligen. Ofner bekräftigte: Das Projekt sei unanfechtbar, die Investitionen würden zur Gänze vom Airport getätigt.

Von der guten Geschäftsentwicklung profitieren auch die Mitarbeiter, die über eine Stiftung mit zehn Prozent am Airport beteiligt sind: Laut Ofner erhalten die Mitarbeiter "etwas mehr als ein Monatsgehalt" zusätzlich ausbezahlt.

Erfreut zeigte sich Ofner auch ob der angekündigten Senkung der Körperschaftsteuer von 25 auf 21 Prozent. Dadurch werde der Nettogewinn des Flughafens in den nächsten Jahren um acht bis zehn Millionen Euro steigen und die Investitionstätigkeit zunehmen.

Ofner selbst dürfte auf absehbare Zeit den Chefposten im Aufsichtsrat der Austro Control, der obersten Flugaufsichtsbehörde, innehaben. Wie berichtet scheidet der als FPÖ-nah geltende Anwalt Werner Walch per Ende Jänner als Präsident des Aufsichtsrats aus. Ihm folgt sein Vize Ofner nach. Eine Nachbesetzung im Gremium ist vorgesehen. Ofner selbst rückt automatisch zum Präsidenten auf.

Passagierrekord

Im Vorjahr verzeichnete die gesamte Flughafen-Wien-Gruppe inklusive der Beteiligungen Malta und Košice mit 39,5 Millionen Reisenden (plus 15 Prozent zu 2018) ein All-Time-High. Der Standort Wien knackte mit 31,7 Millionen Passagieren (plus 17,1 Prozent) den bisherigen Passagierrekord. 2020 wird die Kurve voraussichtlich abflachen, der Ausblick bleibt aber positiv: Die Flughafen-Wien-Gruppe rechnet mit einem Passagierwachstum um drei bis vier Prozent sowie Steigerungen bei Umsatz und Nettoergebnis. Für den Standort Wien wird heuer ein Passagierplus um bis zu fünf Prozent erwartet. Für Investitionen sind rund 230 Millionen Euro vorgesehen.

Die hohe Auslastung führe dazu, dass ab 2020 keine weiteren Slots in den Spitzenzeiten verfügbar sein werden, was künftig nur noch ein sehr gebremstes Wachstum ermöglichen wird, teilte der Flughafen am Dienstag mit.

Der Flughafen Wien zähle nunmehr zu den 20 größten Airports Europas. Der mit dem Wegfall der Air-Berlin-Gruppe seit 2018 eingetretene Aufholeffekt bei den Low-Cost-Carriern werde etwas abflachen. Ende 2020 werde der modernisierte Terminal 2 eröffnet, und ab 2023 "bieten der neugestaltete Pier Ost sowie die neue Süderweiterung ein neues, hochqualitatives Aufenthalts-, Einkaufs- und Gastronomieerlebnis für die Passagiere", sagte Jäger.

Mehr Dividende

Für 2019 wird es eine auf 60 Prozent erhöhte Ausschüttungsquote geben. Trotz schwächeren Verkehrswachstums wird heuer ein höherer Umsatz von über 870 Millionen Euro erwartet und ein Gewinnanstieg auf über 180 Millionen. Im Mai eröffnet der neue Office Park 4 mit über 26.000 Quadratmetern Bürofläche – das Interesse am Flughafen als Betriebsstandort sei ungebrochen hoch. Heuer werden rund 25.000 Menschen am Standort beschäftigt sein.

Vom neuen Regierungsprogramm "erwarten wir positive Impulse, vor allem durch die angekündigte KöSt-Senkung, den Ausbau der Bahn Richtung Bratislava und das Bekenntnis zum einheitlichen europäischen Luftraum (Single European Sky), das sollte die negativen Folgen der höheren Ticketsteuer überkompensieren", erklärt Ofner.

Positiv wirkten sich im Vorjahr vor allem die Langstreckenverbindungen sowie neue Flugverbindungen und Frequenzerweiterungen der Airlines aus. Gestiegen sind sowohl das Passagieraufkommen im Transferverkehr als auch die Anzahl der Lokalpassagiere. Die Anzahl der Starts und Landungen legte um 10,7 Prozent zu, die Sitzplatzauslastung (Sitzladefaktor) stieg um 1,3 Prozent auf 77,3 Prozent. Das Frachtaufkommen verzeichnete ein Minus von 3,9 Prozent.

Passagierplus nach Ost- und Westeuropa

Die Anzahl der nach Osteuropa abgeflogenen Passagiere stieg um 21,6 Prozent, das Passagieraufkommen nach Westeuropa nahm mit 15,3 Prozent stark zu. Das Passagieraufkommen nach Nordamerika stieg um 30,3 Prozent. In den Fernen Osten wurde ein Zuwachs von 13,7 Prozent verzeichnet, in den Nahen und Mittleren Osten waren es 16,3 Prozent. Die Anzahl der Reisenden nach Afrika stieg um 22,3 Prozent. (Claudia Ruff, 21.1.2020)