Für ein wirksames Recycling ist die getrennte Abfallsammlung unabdingbar.

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Die Initiative "Reinwerfen statt Wegwerfen" unterstützt unter anderem Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung von Littering.

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Phänomene wie "Littering", also das achtlose Wegwerfen von Müll, sind nicht nur ärgerlich für den Einzelnen. Auch der Kreislaufwirtschaft entgehen wertvolle Ressourcen bei unsachgemäßer Mülltrennung und anderen Umweltsünden. Zahlreiche Postings zum Thema wurden in "Was machen Sie mit Ihrem Dreck?" verfasst. Doris Wurz, Projektleiterin der Initiative "Reinwerfen statt Wegwerfen", kurz RSW, beantwortet einige der relevantesten Postings:

Doris Wurz, RSW: Laut einer Umfrage von Hasslinger Consulting aus 2016 im Auftrag von "Reinwerfen statt Wegwerfen" wird Österreich von 85 Prozent der Bürgerinnen und Bürger als sauberes Land empfunden. Das liegt vor allem auch daran, dass wir in der Bevölkerung den achtsamen Umgang mit Müll durch ein funktionierendes Sammel- und Verwertungssystem, die vielen Initiativen sowie die 260 Abfallberaterinnen und Abfallberater, die in ganz Österreich im Einsatz sind, gelernt haben. Dahinter stecken über 25 Jahre intensiver Einsatz für eine verantwortungsvolle Abfallwirtschaft. Und trotzdem braucht es auch in Österreich weiterhin Aufklärung, um achtloses Wegwerfen von Müll zu vermeiden und mit gutem Beispiel voranzugehen.

Doris Wurz: Das ist Einsatz. Tatsächlich ist es sinnvoll, wenn jede und jeder gleich selbst Kartons zusammenfaltet oder zerreißt. So spart man Platz, und in der Altpapiertonne kann auch mehr gesammelt werden. Das Gleiche gilt auch für Getränkekartons, Kunststoffflaschen und Dosen. Wenn diese vor Entsorgung zusammengedrückt werden, beugt man dem Überquellen der Sammelbehälter vor.

Doris Wurz: Die Österreicherinnen und Österreicher sind vor allem im Frühling sehr aktiv, was Flurreinigungen betrifft. Gruppen von Freiwilligen schwärmen dann gemeinsam aus und sammeln den Abfall in der Natur und entlang von Straßen auf. Das ist mittlerweile in vielen Orten bereits zur Tradition geworden. Das Hinterherräumen kann jedoch keine langfristige Lösung sein, daher ist vor allem auch die Bewusstseinsbildung wichtig, damit Littering erst gar nicht entsteht. Bewusstseinsbildende Projekte und Ideen sind deshalb sehr willkommen und können unter www.reinwerfen.at auch für eine finanzielle Förderung eingereicht werden.

Doris Wurz: Absolut richtig – Abfall ist wertvoller Rohstoff. Für ein wirksames Recycling ist jedoch die getrennte Abfallsammlung unabdingbar, um Materialien verwerten und im Kreislauf halten zu können. Sammel- und Verwertungssysteme sorgen dafür, dass (Verpackungs-)Abfälle wie PET-Flaschen, Getränkekartons und -dosen sowie Altglas und Altmetall möglichst effizient und umweltschonend zu neuen Rohstoffen werden. Diese Leistungen werden von den Herstellern der Produkte durch sogenannte Lizenzentgelte abgegolten. Die Abholung und Beseitigung des Restmülls wird durch Hausmüllgebühren finanziert. Werden nun alle Abfälle nur in der Restmülltonne entsorgt, können diese nicht mehr recycelt werden – und die Kosten der Entsorgung steigen, weil mehr Abfallmenge anfällt. Richtige Abfalltrennung schont Ressourcen und das Geldbörserl.

Doris Wurz: Die getrennte Abfallsammlung wird österreichweit unterstützt, ist regional aber unterschiedlich geregelt. Wann und wie in einer Region die Müllentsorgung erfolgt, kann ganz einfach durch Angabe der Postleitzahl über den ARA-Abfuhrkalender abgefragt werden.

In Wien stehen neben den Sammelbehältern für Restmüll, Altpapier und Bioabfälle seit Herbst 2019 an mehr als 6.500 Standorten die neuen blau-gelben Tonnen für Plastikverpackungen, Getränkekartons und Dosen zur Verfügung. Durch die gemeinsame Sammlung in der Kombitonne werden Transportwege von rund 80.000 Kilometern jährlich und damit circa 160.000 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart. Dass Plastik für die Verbrennung von Restmüll benötigt wird, ist leider ein hartnäckiger Müllmythos. Restmüll verbrennt bei 850 Grad Celsius ganz ohne Zusatzbrennstoffe wie Plastikverpackungen und erzeugt dabei nutzbare Abwärme.

Doris Wurz: Da man fürs Leben lernt, ist ein derartiges Schulfach definitiv erstrebenswert. Was das Thema Mülltrennung und Abfallvermeidung betrifft, sehen wir bei "Reinwerfen statt Wegwerfen" bereits ein gesteigertes Interesse und Eigeninitiative bei Lehrenden sowie Schülerinnen und Schülern. Die HAK in Innsbruck zum Beispiel hat mit Start des Schuljahres 2019/20 auf Initiative eines engagierten Lehrerteams ein Mülltrennsystem in der Schule eingeführt. Die Schülerinnen und Schüler werden in Form eines Wettbewerbs und kleinen Incentives zum Trennen des Abfalls motiviert. So konnten 80 Prozent der Restmüllmengen eingespart werden. Nachahmen ist in diesem Fall sehr erwünscht und wird auch durch "Reinwerfen statt Wegwerfen" gefördert. (ugc, 22.1.2020)