Frage: Was ist bisher geschehen?

Antwort: Im Dezember wurde in einem Spital in der chinesischen Elf-Millionen-Stadt Wuhan eine Häufung von Lungenerkrankungen festgestellt. Alle Erkrankten waren auf einem Fischmarkt gewesen, auf dem auch lebende Tiere verkauft werden. Das SARS-Virus war durch eine Tier-Mensch-Mutation entstanden und hatte 2002 rund 800 Menschen das Leben gekostet. Man schloss deshalb den Markt und sequenzierte das Genom des Erregers im Labor. Am 12. Jänner wurde bekannt, dass es sich tatsächlich um ein neues Virus aus der Familie der Coronaviren handelt. Es bekam den Namen 2019-nCoV. Am 16. Jänner stand ein Diagnosetool zur Verfügung. Damit können nun Fälle von Lungenentzündung eindeutig identifiziert werden. Es wird nicht nur in Wuhan, sondern auch in anderen chinesischen Spitälern getestet. Dadurch sind die Krankenzahlen angestiegen. Eindeutig als 2019-nCoV bestätigt sind 308 Fälle, aktuell stehen 900 weitere Menschen unter Beobachtung. Experten schätzen, dass etwa 1.700 Menschen tatsächlich erkrankt sind.

Auch als Podcast: Was man zum neuen Virus aus China wissen muss.

Frage: Besteht Anlass zu Sorge?

Antwort: Nein. Information über das Virus ist wichtig und gut, um eine eventuelle Verbreitung frühzeitig zu erkennen, Grund zur Panik gibt es laut dem Virologen Stephan Aberle von der Med-Uni Wien aber nicht. Er kennt die Genomsequenz und könnte testen, derzeit beobachtet er die Situation und vermutet, dass der 2019-nCoV mit derzeit sechs Todesfällen nicht sehr aggressiv ist.

Frage: Woher kommt das neue Coronavirus?

Antwort: Menschen und Tiere sind von Viren umgeben: Das ist ein biologisches Grundprinzip. Nur die wenigsten Viren machen krank. Coronaviren lösen auch hierzulande immer wieder harmlose Atemwegserkrankungen aus. Das Besondere an Coronaviren ist die Tatsache, dass sie auch bei Tieren vorkommen und es deshalb zu Mutationen kommen kann. Auch SARS und MERS gehören zu den Coronaviren. Von welchem Tier 2019-nCoV stammt, ist noch unklar.

Der Fischmarkt in Wuhan wurde am 1. Jänner 2020 geschlossen und desinfiziert.
Foto: APA/AP/Dake Kang

Frage: Wie gefährlich ist es?

Antwort: Insgesamt sind bislang sechs Todesfälle bei 308 bestätigten Kranken zu verzeichnen. Das ist eine Letalität von zwei Prozent. Allerdings handelte es sich ausschließlich um schwer chronisch kranke Patienten, deren Immunsystem ohnehin geschwächt war. Die Sterblichkeit bei SARS betrug zehn Prozent, bei MERS 34 Prozent. In den letzten Tagen hat sich herausgestellt, dass das Virus nicht nur von Tier zu Mensch, sondern auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Das ist für die chinesischen Behörden und die WHO Grund zur Sorge.

Frage: Wie schnell könnte sich das Virus verbreiten?

Antwort: Am 25. Jänner wird in China das Neujahrsfest gefeiert. Es ist die Zeit mit der höchsten Reisetätigkeit im Land. Viren können sich über die Flugrouten sehr schnell verbreiten. Sechs Fälle wurden bislang außerhalb Chinas bekannt – in Südkorea, Thailand, Japan, Taiwan und den USA. Betroffen waren stets Menschen, die zuvor in China gewesen waren. Auf den Philippinen und in Australien gibt es je einen Verdachtsfall. Direktflüge von Wuhan nach Europa landen in Frankfurt, London und Rom. Nur in Rom gibt es am Flughafen Körpertemperaturkontrollen. Laut Einschätzungen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) besteht derzeit nur ein geringes Ausbreitungsrisiko. Auch vom Österreichischen Gesundheitsministerium wird ein großflächiges Verbreitungsrisiko als gering eingestuft.

Coronaviren unter dem Mikroskop.
Foto: cdc/Dr. Fred Murphy & Sylvia Whitfield

Frage: Welche Symptome treten auf?

Antwort: Das Spektrum der Erkrankungssymptome reicht von harmlosen Erkältungen bis zu Fieber, Lungenentzündungen und dem Atemnotsyndrom SARS. An der SARS-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003 waren rund 800 Menschen gestorben. Da das neue Coronavirus in vielen Fällen nur milde oder gar keine Symptome verursacht, dürften viele Ansteckungen gar nicht registriert werden. Anhand von Flugdaten schätzt das MRC Centre for Global Infectious Disease Analysis in London die Anzahl der Infektionen auf 1.723 Fälle. Sollte sich diese Schätzung als korrekt herausstellen, ist von einer geringen Sterblichkeitsrate auszugehen.

Frage: Welche Maßnahmen werden auf Flughäfen getroffen?

Antwort: Der Flughafen Wuhan und europäische Flughäfen mit Direktverbindung nach Wuhan haben eine intensive Überwachung von Reisenden aus Wuhan implementiert, um Verdachtsfälle rechtzeitig zu identifizieren. Da es keine Direktflüge nach Österreich aus Wuhan gibt, erfolgt keine Kontrolle in Schwechat. Von drei europäischen Flughäfen mit Direktverbindungen (Frankfurt, London, Rom) erfolgt laut Gesundheitsministerium nur in Rom eine medizinische Einreisekontrolle.

Frage: Wie könnte sich das chinesisches Neujahrsfest auswirken?

Antwort: Das chinesische Neujahrsfest wird den Reiseverkehr, vor allem innerhalb von China, erhöhen. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus außerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes ausbreitet.

Durch das chinesische Neujahrsfest am 25. Jänner steigt der Reiseverkehr deutlich an. Das erhöht auch das Risiko, dass sich das Virus weiter verbreitet.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Frage: Welche Maßnahmen gegen eine Pandemie gibt es bei uns?

Antwort: Laut Gesundheitsministerium gibt es ein engmaschiges Überwachungsnetz und ständigen Austausch mit den Stakeholdern im Gesundheitssystem. Je nach Art der Bedrohung werden entsprechende Maßnahmen gesetzt. Der Pandemieplan Influenza in Wien sieht etwa ein medizinisches Krisenmanagement, eine Aufstockung der Spitalsbetten in abgeschlossenen Bereichen sowie ein ausgeweitetes Angebot des Ärztefunkdienstes vor. Für den Umgang mit Patienten sind spezielle hygienische Maßnahmen für den Ernstfall vorgesehen. Dazu zählt auch die Verwendung von Schutzkleidung wie Schutzmasken, Einmalhandschuhen, Augenschutz und Schutzkitteln. Um die Verfügbarkeit der Schutzmasken auch über eine längere Zeit zu gewährleisten, werden von der Stadt Wien entsprechende Vorräte angelegt.

Frage: Wie kann man sich schützen?

Antwort: Reisende in China sollten laut Empfehlung des österreichischen Außenministeriums häufig Hände waschen, sicherheitshalber eine Atemschutzmaske tragen, offene Märkte, Tiere und rohes Fleisch meiden und bei Auftreten der beschriebenen Symptome einen Arzt aufsuchen. Eine Impfung gegen 2019-nCoV gibt es nicht. (Günther Brandstetter, Karin Pollack, Bernadette Redl, 21.1.2020)