Der ORF-Teletext vor 40 Jahren ...

Foto: screenshot, teletext.orf.at

... und heute.

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Au-Schoppernau meldet 15 bis 115 Zentimeter Schneehöhe, aber null Loipenkilometer auf Seite 614/1. Vor "vereinzelt stäubenden Haseln" warnt die Polleninfo-Seite 645. Die derzeitige Mondphase wiederum ist gut für Zahnbehandlungen, hingegen sollen Operationen an Oberschenkeln und Muskeln laut Seite 733 ausgespart werden.

Zusammen mit den wichtigsten Meldungen zum Geschehen im In- und Ausland lädt der ORF-Teletext seit nunmehr 40 Jahren zu kompakter Gebrauchsinformation – und trotzt mit nüchternem Schriftbild (Courier!) dem digitalen Zeitalter. Die nostalgische Anmutung täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass der Inhalt genau jene Qualitäten aufweist, die im übersättigten Webraum Mangelware sind – Klarheit und Übersichtlichkeit: Die Schlagzeilen auf 111, Wetter ab 600, Sport ab 200, Ankünfte am Flughafen Wien 827 – Minimalanforderungen, die man sich merkt, um gut durch den Tag zu kommen.

Alles begann mit der sogenannten Austastlücke, einem während der Bildübertragung entstehenden Zeitraum, in dem verschlüsselte Textinformationen transportiert und sichtbar gemacht werden konnten – vorausgesetzt, man hatte ein teletexttaugliches Gerät mit Decoder und – damals noch keineswegs selbstverständlich – Fernbedienung.

Mit seinem ersten Text-Vollprogramm war der ORF Pionier in Europa – skeptisch beäugt von Mitbewerbern am Markt: Zunächst produzierte die Austria Presse Agentur die Nachrichten im Auftrag der Zeitungsverleger, die das bildhafte TV-Medium als Eindringling in ihr ureigenes Gewerbe der geschriebenen Nachricht betrachteten und so entsprechende Vorkehrungen getroffen haben wollten. Für den Versuch wurden 300 Testhaushalte mit teletexttauglichen Fernsehgeräten ausgewählt, allererster Nutzer war der damalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger. Sicher ist sicher.

Die Nachfrage stieg rasch, ebenso das Angebot. Heute verfügt der Teletext über 800 einzeln aufrufbare Seiten zu je 23 Zeilen mit je 40 Anschlägen in sechs Farben plus Schwarz und Weiß. Ungefähr 20 Mitarbeiter liefern rund um die Uhr, inzwischen freilich nicht ausschließlich an den Teletext, sondern auch an andere Kanäle. Rund eine Million Menschen nutzen das Angebot am TV-Gerät wöchentlich, via Website und App kommen noch einmal 3,9 Millionen Visits dazu. Ein Dienst am Volk – im besten Sinne. (Doris Priesching, 21.1.2020)