Das Bundeskriminalamt ist – wie der Rest des Landes – vom IT-Fachkräftemangel betroffen.

Foto: gpi

Immer öfter werden Straftaten im Netz begangen. Und überdurchschnittlich oft kommen in Österreich dabei virtuelle Währungen zum Einsatz. Entsprechend legen Ermittler ihren Fokus intensiver auf den digitalen Raum. Das heißt aber, dass auch die Exekutive von dem Fachkräftemangel in der IT-Branche betroffen ist. "Fast alle Delikte haben mittlerweile mit dem Internet zu tun", erklärte Michael Fischer, stellvertretender Direktor des Bundeskriminalamts, bei einer Pressekonferenz, die anlässlich einer Fachkonferenz zum Thema "Blockchain und virtuelle Währungen" stattgefunden hat.

Innerhalb des Bundeskriminalamts (BK) komme man nicht mehr mit den eigenen Polizisten aus, daher brauche es Spezialisten. "Wir müssen ein attraktiver Arbeitgeber werden", sagt Fischer. Seit 2011 gebe es das Cybercrime-Competence-Center – abgekürzt C4 –, wo in dem Bereich ermittelt und koordiniert wird. Aktuell seien dort rund 60 Mitarbeiter angestellt, insgesamt brauche es aber 50 bis 100 weitere Spezialisten. "Wir haben in Österreich 27.000 Polizisten", sagt Fischer. "Wir brauchen entsprechendes Personal in der digitalen 'Parallelwelt'."

"Crime as a Service"

Gerade im Darknet verstärke sich immer mehr das Angebot für "Crime as a Service". Beispielsweise können angehende Gesetzesbrecher Erpressertrojaner direkt im Darknet erwerben, um mit diesen dann große Unternehmen anzugreifen.

Ein spezieller Fokus der Ermittler liegt auf Kryptowährungen. "Viele Kriminelle wollen kein ‚echtes‘ Geld mehr", sagt Erhard Friessnik, Leiter des C4, "auch weil sie wissen, dass vor allem der Geldfluss verfolgt worden ist." Abhilfe verschaffen könnte womöglich eine neue EU-Richtlinie, die Geldwäsche verhindern soll: Künftig müssen Firmen, die mit Kryptowährungen handeln – beispielsweise Dienste, die den Tausch in echtes Geld ermöglichen –, die Identität ihrer User erfassen und bei Verdacht auf Geldwäsche Informationen bei den Behörden melden.

Österreich für Kriminalität mit virtuellen Währungen attraktiv

Österreich sei für Cyberkriminelle, die Geld mittels Kryptowährungen erlangen, ein überraschend attraktives Ziel. Der Grund dafür liege wohl darin, dass in der Privatwirtschaft überraschend viele Bitcoins zum Einsatz kommen. Und nicht zuletzt sei die Verwendung schlicht gängiger als in anderen Ländern: So könne man Bitcoins in Trafiken kaufen.

Zum Einsatz kämen Kryptowährungen vor allem bei Delikten wie Ransomware, Polizeiviren, aber auch bei Internetbetrug. Dabei wird das Opfer animiert, Geldbeträge vor allem – aber nicht nur – in Form von Bitcoins zu überweisen. "Der Täter weiß, er kann nur schwer identifiziert werden, wenn er sich nicht blöd anstellt." Über die Jahre hätte sich herausgestellt, dass es länderübergreifende Ermittlungen brauche. Daher gebe es mittlerweile immer mehr Kommunikation mit europäischen und internationalen Behörden wie Europol und Interpol.

"Wenig Praxiserfahrung"

Doch auch die eigenen Ermittler wolle man schulen. "Ein Problem ist, dass es wenig Praxiserfahrung bei der Polizei gibt", sagt Ermittler Alexander Haslinger. Es sei schwierig, über Kryptowährungen zu sprechen, wenn Beschuldigte solche bereits besessen haben, die Polizei aber nicht. Deswegen habe man den eigenen "BK-Token" geschaffen, der mit einem Smart Contract innerhalb der Ethereum Blockchain hochgeladen wurde.

Das Team des Bundeskriminalamts (v. li.): Erhard Friessnik, Leiter des C4; Michael Fischer, Direktor des BK; Klaus Mits, Abteilungsleiter; Ermittler Alexander Haslinger.
Foto: Bundeskriminalamt

Dieser wird nun zu Schulungszwecken genutzt: Wenn die Ermittler den eigens entwickelten "Coin-O-Mat" richtig bedienen, um eine Transaktion durchzuführen, erhalten sie zur Belohnung eine Münze. In Workshops lernen die Teilnehmer dann, wie die virtuellen Verträge auf forensische Spuren untersucht werden können.

Eine größere Herausforderung sei es, ältere Menschen über den richtigen Umgang mit Betrug im Netz und Co zu informieren: Während man junge Personen vor allem an der Schule besuchen und weiterbilden könne, seien die Kontaktmöglichkeiten gerade im Fall der Baby-Boomer-Generation schwieriger. In akuten Fällen setze man auf Aussendungen und Informationen in Medien. (muz, 21.1.2020)