Das Alkoholverbot am Praterstern gilt seit bald zwei Jahren. Vor allem bei der Einführung wurde die Maßnahme heftig kritisiert.

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Man sei "sehr transparent" vorgegangen und habe in der Presseunterlage ausgewiesen, dass die "Ich weiß nicht"-Stimmen weggezählt wurden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wies am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz zurück, die Stadt habe bei der Evaluierung des Alkoholverbots am Praterstern geschönte Zahlen präsentiert. DER STANDARD hatte über die Originalstudie am Dienstag berichtet. Was Ludwig neuerlich nicht dazusagte: Die "Ich weiß nicht"-Angaben machten bei der im Juli des Vorjahres präsentierten Umfrage mehr als 24 Prozent aus.

Die Zustimmung war selbst mit diesen Stimmen gegeben: 51 Prozent bejahten die Aussage, das Sicherheitsgefühl am Praterstern habe sich seit Einführung des Alkoholverbots verbessert. In der adaptierten Grafik fällt die Zustimmung freilich noch positiver aus: Fast 68 Prozent stimmten der Aussage zu.

Ludwig wischte die Bedenken dennoch weg. Selbst wenn keine Mehrheit bei der Befragung dafür gewesen wäre, "wäre ich dafür gewesen, diese Maßnahme zu setzen", sagte er. Er stelle sich bewusst "auf die Seite jener Frauen und Mädchen, die sich belästigt gefühlt haben, und nicht auf die Seite der aggressiven Alkoholiker".

Inputs von Polizei und Sozialarbeitern

Außerdem sei die betreffende Befragung nur ein Teil im Entscheidungsprozess gewesen. Man habe sich auch ein Meinungsbild von der Polizei, den Sicherheitsdiensten von ÖBB und Wiener Linien sowie von Sozialeinrichtungen eingeholt.

Dennoch sorgten die Zahlen am Dienstag für große Aufregung. Die FPÖ nahm die Debatte gleich zum Anlass, die Ausweitung des Alkoholverbots zu fordern. Die Situation am Praterstern habe sich "merklich verbessert", sagte Wolfgang Seidl, Bezirksparteiobmann der FPÖ Leopoldstadt. Er regte ein Alkoholverbot "sowohl in Floridsdorf als auch entlang der U6" an. Die Stadt hat einer Ausweitung bislang jedoch eine Absage erteilt.

Auch Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, erkennt den Bedarf einer Ausweitung nicht. Das Alkoholverbot am Praterstern sei verhängt worden, um die strafrechtlich relevanten Delikte am Umsteigeknoten zu reduzieren. "Nachdem sich laut Polizei diese Art von Delikten halbiert hat, ist der Zweck erfüllt", so Lochner. "An anderen Orten in Wien bestand oder besteht diese Situation nicht."

Das Weglassen der "Ich weiß nicht"-Antworten sei in Ergebnispräsentationen von Studien üblich und ändere nichts am Verhältnis der Antworten zueinander: Die überwiegende Mehrheit der Befragten sehe eine Verbesserung durch das Alkoholkonsumverbot am Praterstern.

Kein Kommentar von Hebein

Die Grünen, der Regierungspartner der SPÖ in Wien, wollten sich zur gepimpten Evaluierung nicht äußern. Auch Vizebürgermeisterin Birgit Hebein gab keine Stellungnahme ab. Sie hatte bei der Einführung des Alkoholverbots am Praterstern im April 2018, damals noch als Sozialsprecherin der Grünen, massiv Kritik geübt. Hebein hatte vor einem Verdrängungseffekt gewarnt und von "populistischen Scheinlösungen" gesprochen. (Rosa Winkler-Hermaden, 21.1.2020)