Wie beim Hundertwasserhaus sollen grüne Fassaden auch auf städtischen Gebäuden forciert werden. Die Wiener SPÖ will zehn grüne Fassaden pro Jahr umsetzen.

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Wien – Am 11. September 2019 präsentierten Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und seine Vize Birgit Hebein (Grüne) noch in trauter Zweisamkeit Maßnahmen gegen den Klimawandel und ein Klimabudget. Auch die neue Smart-City-Strategie, wonach Wien bis 2050 die CO2-Emissionen im Verkehr auf null reduzieren will, war zuvor gemeinsam verkündet worden. Mit dem Näherrücken der Wien-Wahl setzen SPÖ und Grüne aber auf Alleingänge – und matchen sich beim Thema Klimaschutz um die Pole-Position beim Verkünden von Maßnahmen.

Am Dienstag riefen Ludwig, Umweltstadträtin Ulli Sima und SPÖ-Klubchef Josef Taucher das Wahljahr 2020 zum "Klimaschutzjahr" aus. Vorgestellt wurde ein "Klima-Manifest" mit 50 Projekten – mit dem Ziel, Wien mit einem ausschließlichen Einsatz von erneuerbaren Energien zur CO2-neutralen Metropole zu machen. Einige der Maßnahmen sind bereits angelaufen.

Größte Wärmepumpe Mitteleuropas

So wird in Wien die größte Wärmepumpe Mitteleuropas errichtet. Mit Vollbetrieb 2026 soll diese die grüne Versorgung von bis zu 106.000 Haushalten sicherstellen. Die Erstinbetriebnahme erfolgt in zwei Jahren. Photovoltaik-Anlagen sollen bis 2030 eine Fläche von rund 600 Fußballfeldern umfassen. Durch Nutzung der im Klärschlamm enthaltenen Energie soll sich die Wiener Hauptkläranlage in Simmering ab heuer aus vor Ort erzeugtem Klärgas vollständig selbst versorgen. Die Kläranlage benötigt zur Abwässerreinigung knapp ein Prozent des Wiener Gesamtstromverbrauchs.

Keine City Maut

Angepeilt werden auch bundesländerübergreifende Straßenbahnen und die Halbierung des Pkw-Pendlerverkehrs bis 2030. Hier brauche es auch finanzielle Unterstützung durch Türkis-Grün im Bund. Die von den Wiener Grünen ventilierte Idee einer Citymaut ist aber laut Sima kein Thema: "Wir haben das nicht vor."

Mit dem grünen Koalitionspartner war der Vorstoß nicht abgestimmt, sagte Hebein auf Anfrage. "Aber wir stimmen unsere Parteiveranstaltungen auch nicht mit der SPÖ ab." Die Klimakrise lasse sich nur gemeinsam lösen – "sowohl parteiübergreifend als auch mit Wissenschaft und Zivilbevölkerung. Mit den Ankündigungen der SPÖ im Gepäck bin ich zuversichtlich, dass wir endlich noch mutiger handeln können", sagte Hebein. (David Krutzler, 21.1.2020)