Heuer verläuft der Autohandel meist über das Internet; allein für Österreich prognostiziert Eurostat für 2020 einen Gesamtumsatz von 29,55 Milliarden Euro beim Handel mit KFZ, Instandhaltung und Reparatur von KFZ. Im Netz finden Kundinnen und Kunden ein inzwischen fast unübersichtliches Angebot an Modellen, Ausstattungen, Extras und Teilen, die zum Fahrzeug gehören, an Neufahrzeugen aber auch an Gebrauchtmodellen. Doch wie wirkt sich dieser digitale Trend auf die analoge Seite des Handels aus?

Düstere Stimmung in der österreichischen Autowirtschaft?

Die Top-20-Automarken in Österreich nach Anteil der Neuzulassungen wurden 2019 von europäischen Marken angeführt. An der Spitze der deutsche Volkswagen VW (inklusive Seat), gefolgt vom tschechischen Škoda, dem deutschen Opel, deutschen BMW (inklusive Mini) und dem US-amerikanischen Ford.

Doch scheint sich seit 2016 die österreichische Autowirtschaft selbst nur noch abzufretten: Das Geschäftsvertrauen im Einzelhandel ist laut Branchenbericht Kfz-Wirtschaft der Bank Austria gesunken. Lag der Zahlenwert für das Vertrauen Anfang 2017 bereits fast auf 0 sank er zuletzt auf -10; im Autohandel an sich sogar von 15 auf zuletzt fast -20. Der Branchenbericht bezieht sich auf Daten der UniCredit Research, welche durch die EU-Kommission veröffentlicht wurden.

Quarks

Innovationen bei neuen Fahrzeugen oder Ersatzteilen?

Das Problem scheint aber nicht nur für Österreich zu gelten. Auch im großen Autonachbarland Deutschland kriselt es:

Laut der deutschen "Zeit" exklusiv vorliegenden Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney würden 27 Prozent aller Autokäufer ihren nächsten Wagen im Internet kaufen. Blickt man auf die Altersgruppe der unter 30 Jährigen, ist der Ausschlag mit fast 60 Prozent noch gravierender. Suchende, die sich vorab das Sortiment im Netz detailliert unter die Lupe genommen haben und erst dann zum Händler gehen, wurden in der Studie nicht einmal erfasst. Die Unternehmensberatung Bain prognostiziert bis 2025, dass mehr als 25 Prozent aller Neuwagen online verkauft werden.

Das stellt Autohersteller wie auch Autohäuser mit ihrem klassischen analogen Geschäftsmodell vor Herausforderungen und beide versuchen aufgrund dieser Situation auch neue Wege zu gehen:

  • Bei Mercedes wird seit längerem mit den Möglichkeiten des Online-Vertriebs experimentiert.
  • Audi, Volvo oder VW bieten einige ihrer Modelle inzwischen exklusiv im Netz an.
  • Lynk & Co oder Byton aus China wollen in ihrem Europa-Geschäft auf ein Händlernetz verzichten und vor allem online und mit wenigen gut positionierten Flagship-Stores arbeiten.

Besonders die Auto-Industrie versucht durch technische Neuerungen den Alltag im Auto zu erleichtern, hier wird auch auf künstliche Intelligenz gesetzt. Über die Frage, was wirklich künstliche Intelligenz ist, wird stark gestritten.

KI im Rahmen von Fahrzeugen bezieht sich vor allem auf assistiertes Fahren:

  • Straßenschilder werden gescannt und auf einem Display angezeigt
  • Geschwindigkeit wird reguliert
  • Erinnerungen und Warnungen vor Zebrastreifen oder Vorfahrtsstraße

Das assistierte Fahren ist damit eine Unterstufe des vollkommen autonomen Fahrens. Die installierte schwache künstliche Intelligenz ist in der Lage Muster, wie vor das Auto laufende Kinder, zu identifizieren und für die Fahrer zu reagieren. Hierbei bremst das Auto, noch bevor diese reagieren können, um einen Unfall zu vermeiden.

Shareconomy: Onlineshops und digitaler Austausch zunehmend Alltag beim Auto

In der Digitalstudie von TÜV Nord, Autohaus und Effisma wird auf das Zusammenspiel von Share Economy und digitalen Plattformen eingegangen, die zusammen das Potenzial haben den Autohandel an sich nachhaltig zu verändern. In vielen Onlineshops haben Nutzer dank der digitalen Vernetzung die Möglichkeit, mit anderen Käuferinnen und Käufern Rücksprache zu halten. Zudem können sie sich immer wieder über die Herstellernummer an den Fahrzeugteilen absichern.

In manchen Fällen kann es sich lohnen, wenn nur nach günstigen Ersatzteilen im Netz gesucht wird. Neue Scheibenwischer sind im Internet genauso gut zu finden wie eine gesamte neue Fahrerseite oder Motorteile. Hierbei gilt es jedoch darauf zu achten, woher die Teile stammen. Der deutsche Automobilclub ADAC genauso wie der Österreichische ÖAMTC warnen vor einem voreiligen Kauf. Unter keinen Umständen sollte allein der Preis des Ersatzteils für die Kaufentscheidung relevant sein. Man sollte unbedingt die Herkunft des Autoteils in die Kaufentscheidung mit einbeziehen. Denn immer wieder kommen Autoteile nicht direkt vom Hersteller selbst. Besonders bei technischen und elektronischen Teilen sollte immer auf Originalteile geachtet werden.

Häufig wurde und wird auch darüber gestritten, dass die Kosten für den Werkstattbesuch sehr teuer ausfallen können. Wenige Stunden Arbeit und eine geringe Anzahl an Ersatzteilen summieren sich zu einer großen Rechnung auf, die dann für ein Loch im eigenen Geldbeutel sorgt.

Nach dem Vorbild von Netflix für Filme, Spotify für Musik oder AirBNB für Hotels formieren sich auch andere: Der Autodoc Club bietet Mitgliedern professionelle Reparatur- und Austauschanleitungen für die meisten Fahrzeuge europäischer und internationaler Hersteller. Prinzipiell handelt es sich hierbei um eine digitalisierte Werkstatt, die ganz die Zeichen der Zeit erkannt hat. Heute möchten die Menschen nicht mehr stundenlang vor Ort beim Händler verbringen, bis ein neues Fahrzeugteil erwerben können. Mit wenigen Klicks stöbern Sie das gesamte Sortiment durch, suchen anhand von Schlagwörtern genau das passende Autoteil heraus oder finden die perfekte Anleitung zur schnellen Reparatur. Das kann funktionieren, wenn alle Akteure ehrlich miteinander umgehen.

(Christian Allner, 27.2.2020)

Links


Weitere Beiträge des Bloggers