Wenn die Skifahrer am Samstag die Streif in Kitzbühel runterjagen, zieht das Spektakel tausende Zuseher in den Bann. Wer als Laie davon träumt, auch einmal mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde und bis zu 80 Meter weit über die Mausefalle zu springen, riskiert in der Realität eher einen Beinbruch als eine sichere Landung. Eine andere Option gibt es jedoch: Ski-Games. Hier kann man seinen Träumen auf den Skipisten dieser Welt nachjagen.

DER STANDARD bietet pünktlich zu Kitzbühel einen Überblick über die bekanntesten Skispiele. Dabei fällt auf, dass ihre große Zeit vorbei und ihr Markt begrenzt scheint. Sämtliche Titel sind daher eine Reise in die Vergangenheit.

1980: Skiing

1977 kam der Atari 2600 auf den Markt, 1980 folgt das erste Skispiel für die Konsole. Activisions Skiing bot zwei Modi: In der Abfahrt ging es darum, so schnell wie möglich eine Skipiste runterzubretteln. Tore gab es keine, stattdessen stellten sich Bäume in den Weg. Im Slalom musste man auch Tore passieren.

Retro Smack

1984: Olympic Skier

In drei Disziplinen (Slalom, Skispringen und Abfahrt) galt es, möglichst viele Punkte zu sammeln. Immerhin ging es um den Sieg bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo im selben Jahr. Die Skipiste war in einen Wald eingebettet. Hindernisse waren wieder je nach Disziplin Tore oder Bäume. Auch für die Sicherheit hat Entwickler Mr. Chip Software gesorgt: Bei schweren Stürzen wurde der Athlet vom Rettungshubschrauber abgeholt.

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1985: Winter Games

Auf dem Commodore 64 konnte man 1985 Winter Games von Epyx genießen, später war es auch für andere Konsolen und PC verfügbar. Das Spiel sollte ein bisschen Olympia-Feeling ins Wohnzimmer bringen, deshalb waren – je nach Plattform – gleich bis zu acht Wintersportarten spielbar, darunter eben auch Ski Alpin. Die Kulisse erinnerte an die zuvor genannten Spiele: Tore und Bäume.

Im "Internet Archive" kann man das Spiel noch heute spielen.

Kein Blick aufs Skifahren, aber ein Einblick in Winter Games.
Major Thriftwood

1990: Ski or Die

Was wie der Titel des nächsten James-Bond-Films klingt, ist eine Sportsimulation von Electronic Arts. Dabei konnte man in fünf Disziplinen im Einzel- oder Mehrspielermodus antreten. In der Extremabfahrt musste man sich den Weg vom Berg nach unten bahnen. Wenn man bedenkt, dass man dafür an steilen Klippen oder Bäumen vorbeibalancieren musste, war der Titel durchaus berechtigt.

Im "Internet Archive" kann man das Spiel noch heute spielen.

Major Thriftwood

1991: "The Games: Winter Challenge"

Accolade bot in diesem Spiel acht verschiedene Disziplinen an, darunter die Abfahrt und den Riesentorlauf. Letzterer bot eine durchaus schwungvolle Kurssetzung, in der Abfahrt war die Suche nach der Ideallinie die größte Herausforderung – Sprünge inklusive. Der Multiplayer erlaubte Spielspaß beziehungsweise –frust für bis zu zehn Akteure. Besonderer Pluspunkt: Die 3D-Grafik.

Oberon Gaming

2004: Ski Challenge

Mitte der 2000er startete die Hochzeit der Skigames. Der erste Teil der wohl berühmtesten PC-Skireihe "Ski Challenge" erschien bereits 2004, dafür kooperierte der österreichische Spieleentwickler Greentube mit dem Skisender schlechthin, dem ORF. Das Spiel konzentrierte sich zunächst auf die Königsdisziplin, die Abfahrt. Ab 2011 kam auch der Super-G dazu.

Das Game versprühte einen besonderen Reiz, weil erstmals die Originalstrecken des Ski-Weltcups befahrbar waren. In der ersten Version Kitzbühel und Bormio, über die Jahre kamen auch andere Klassiker wie Gröden, Wengen oder die Birds of Prey von Beaver Creek dazu. Über die Jahre kamen nicht nur mehr Strecken hinzu, sondern nahmen auch immer mehr Spieler aus immer mehr Ländern an immer mehr Online-Wettkämpfen teil.

Nach der Ski Challenge 2016 wurde die Entwicklung eingestellt, treue Fans halten das Spiel jedoch noch als Offline-Challenge (LINK) am Leben. Mit einem Patch für SC:16 können Skifans nach wie vor die Ski Challenge annehmen.

gameplayfun4you
Der Kanal
Die Ski Challenge 2015 in Wengen, untermalt mit dem Kommentar von Hans Knauß während einer ORF-Kamerafahrt.
Roy Hahmann

2004: Ski Racing 2005 featuring Hermann Maier

Der "Herminator" im Titel war nicht der einzige Reiz an diesem Spiel. Anders als die Ski Challenge präsentierte es nämlich die komplette Weltcupsaison der Herren, also neben den Speeddisziplinen auch Riesentorlauf und Slalom. Neben dem Kampf um den Gesamtweltcup konnte man auch online um die schnellsten Zeiten fahren sowie eigene Strecken kreieren.

Dass hinter der ersten derartig umfassenden Skisimulation mit Jowood ein österreichisches Entwicklerstudio steckte, ehrte wohl die Skination. 2005 folgte eine Neuauflage, 2011 musste Jowood jedoch Insolvenz anmelden.

GuggMaster

Ski Alpin 2005

Das deutsche Pendant. Entwickler 49 Games setzte damit neben der Skisprungreihe auch auf Ski Alpin – und spätere Stars auf dem Cover: Neben Felix Neureuther auch Maria (später: Höfl-)Riesch, im Jahr danach Maiers US-Konkurrent Bode Miller. Der Karrieremodus entsprach jenem der Skisprungreihe, dafür konnte man mit weniger originalgetreuen Strecken aufwarten.

2006 verwachsten Ski Racing und Ski Alpin zum Spiel "Ski Racing 2007: Bode Miller vs. Hermann Maier".

Helga Berger

RTL Winter Games 2007/Winter Sports ab 2008

Ende der 2000er ging die Entwicklung von einem auf eine Sportart konzentrierten Spiel wieder weg auf ein Wintersportkomplettpaket, mehrere Sportarten inklusive. Die Skisprung- und Ski Alpin-Reihe von 49Games endete damit und verschmolz mehr oder weniger in den RTL Winter Games 2007 und später in Winter Sports: The Ultimate Challenge. Ersterer Name war wohl nicht zufällig an den C64-Klassiker angelehnt. Seit dem Release der 2012er-Ausgabe wartet man vergeblich auf eine Neuanlage.

Skifahren ab 3:57.
George Mission

2009: Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen

Pünktlich vor den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver tauchte auch Super Mario in die Wintersportwelt ein. Dabei waren Charaktere aus dem Mario- und Sonic-Universum zu spielen. Zu Olympia 2014 in Sotschi gab es einen Nachfolger.

Skifahren ab 9:36.
John GodGames

2018: DER STANDARD 8bit-Slalom

Apropos Olympia: 2018, zum Großereignis in Pyeongchang, entwickelte auch DER STANDARD ein Skispiel. Man munkelt, dass die brutale Kurssetzung im 8-Bit-Slalom einige User zur Verzweiflung brachte.

Foto: DER STANDARD

2018: Steep: Road to the Olympics

2016 erschien Steep als Open-World-Spiel für Winterextremsportler. Vor Olympia 2018 machte Ubisoft aber auch einen Ausflug in die Ski Alpin-Welt und brachte diesen Addon heraus. Allerdings ist der Story-Modus nur für Snowboarder zugänglich, nicht für Skifahrer. Diese können dafür Abfahrt, Slalom, Riesenslalom, Super-G und Parallelslalom erkunden.

Checkpoint TV

2019: Ski Austria Expert

Der Österreichische Skiverband brachte zur neuen Saison ein klassisches Fantasy-Managerspiel heraus, um neue Zielgruppen zu erreichen. Für 100 Millionen Euro Budget muss man sich ein Team aus acht Fahrern zusammenstellen, je vier Frauen und vier Männer des realen Skiweltcups. Je nach deren Abschneiden punktet auch das virtuelle Team. Während der Saison sind Transfers möglich. Wer dem Nationencup nachtrauert, kann hier also wieder die österreichische Skifahrerehre retten. (Andreas Gstaltmeyr, 24.1.2020)