Von einem Kitzbühelsieg träumt Feuz noch. Als Mensch würde ihn der nicht verändern.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Der Schweizer Favorit Beat Feuz ließ es im ersten Training auf der Streif eher gemächlich angehen. Trotzdem lieferte er sehr schöne Bilder.

Foto: APA/EXPA/Johann Groder

Es schien alles angerichtet für ein großes Abfahrtsduell. Doch wie so oft kommt es ganz anders. Nachdem sich Dominik Paris am Dienstag beim Training in Kirchberg einen Riss des vorderen Kreuzbands und eine Fraktur des Fibulakopfs im rechten Knie zugezogen hatte, fehlt der italienische Titelverteidiger. Der Sieger beider Rennen in Bormio und Zweite von Lake Louise und Wengen wird diese Saison kein Rennen mehr bestreiten.

Damit scheint für Beat Feuz der Weg zum ersten Sieg auf der Streif geebnet. Der Sieger der Abfahrten in Beaver Creek, der zuletzt in Wengen seinen dritten Triumph am Lauberhorn gefeiert hatte, war bei den Hahnenkammrennen bisher nicht ganz so erfolgreich gewesen. Während der amtierende Super-G-Weltmeister Paris 2013, 2017 und 2019 den Abfahrtsklassiker und dazu den Super-G 2015 für sich entscheiden konnte, blieb dem Schweizer Abfahrtsweltmeister von 2017 ein Sieg in Kitzbühel noch verwehrt. Er musste sich dreimal mit Platz zwei in der Abfahrt begnügen: 2016 hinter dem Italiener Peter Fill, 2018 hinter dem Deutschen Thomas Dreßen und 2019 hinter Paris.

Nächster Versuch

Also startet Feuz den nächsten Versuch. Worauf es ankommen wird? "Dass man schnell ist. Ich werde nicht viel ändern, schlussendlich war ich dreimal Zweiter. Ich weiß, was es braucht", sagt der 32-Jährige. Die Strecke sei sicher etwas weniger unruhig als in den vergangenen Jahren, darum werde das Rennen offener sein. "Eine Autobahn ist es aber nicht, es rüttelt immer noch gut", sagt der in Aldrans bei Innsbruck lebende Emmentaler nach dem ersten Training für die Abfahrt am Samstag (11.30 Uhr, ORF 1). Er war es eher gemächlich angegangen. Feuz schloss die Übung mit 2,38 Sekunden Rückstand auf den Norweger Kjetil Jansrud ab.

Swiss-Ski-Cheftrainer Thomas Stauffer kennt die Fähigkeiten des Bauernsohns aus Schangnau, der wegen seiner Beziehung mit der ehemaligen Skiläuferin Katrin Triendl nach Österreich übersiedelte: "Er ist ein guter Skifahrer mit viel Gefühl und total gutem Renninstinkt", sagt der 50-jährige Coach. Die Streif liege Feuz. Warum es noch nicht zum Sieg gereicht habe? "Einmal haben sich die Sichtbedingungen geändert, als Dreßen mit Startnummer 19 bei Sonne kam und gewann. Einmal war er weit voraus und ist auf einer Eisplatte ausgerutscht. Das hat den Unterschied ausgemacht. Probieren wir es wieder", sagt Stauffer.

Seriensieger

Feuz hat zuletzt zweimal en suite den Abfahrtsweltcup für sich entschieden. Aktuell führt er den Disziplinenweltcup mit 400 Punkten und 199 Zählern Vorsprung auf Dreßen, den ersten gesunden Verfolger, an. Matthias Mayer fehlen 200 Punkte auf Feuz. Bemerkenswert: In den vergangenen 22 Abfahrten stand der "Kugelblitz" genannte, stämmige Schweizer 18 Mal auf dem Podest. In der Saison 2011/12 hatte Feuz nur knapp den Triumph im Gesamtweltcup verpasst, er musste sich seinerzeit nach vier Saisonsiegen um 25 Punkte Marcel Hirscher geschlagen geben, der dem ersten Streich en suite acht weitere folgen lassen sollte.

Der gelernte Maurer Feuz hat seit seinem Debüt 2006 13 Weltcupsiege, zehn davon in der Abfahrt und insgesamt 45 Podestplätze verbucht. Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang gewann er hinter Mayer Silber im Super-G und dazu Abfahrtsbronze.

Von Verletzungen blieb auch er nicht verschont. Noch als Kind brach er sich beide Fersen, 2007 erlitt er als dreifacher Juniorenweltmeister von Altenmarkt einen Kreuzbandriss. Die Saison 2012/13 verpasste er wegen massiver und anhaltender Kniebeschwerden komplett. (Thomas Hirner aus Kitzbühel, 23.1.2020)