Luigi Di Maio räumt den Chefsessel der Fünf-Sterne-Bewegung.

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Luigi Di Maio tritt also als Chef der Fünf-Sterne-Bewegung ab, die Partei selbst droht in der Versenkung zu verschwinden. Man kann natürlich gehässig sein und fragen, was man sich von einem Sandwichverkäufer schon groß erwarten konnte: Italien erneuern? Doch so würde man am wahren Problem vorbeizielen. Die "Schuld" an der Krise der Partei liegt eher bei deren Gründer: Beppe Grillo. Der in seiner Heimat weltberühmte Satiriker beschimpfte jahrelang wüst alle Politiker. Als es aber nach anfänglichen lokalen Wahlerfolgen schön langsam ernst wurde für die Fünf Sterne, meldete sich Grillo plötzlich ab: Er habe alles getan, nun solle jemand anderer übernehmen.

Systemkritik ohne Handeln

Hier irrte Grillo gewaltig: Auf scharfe Systemkritik muss irgendwann verantwortungsvolles Handeln folgen, er hätte nicht desertieren dürfen. Der Guru aber schickte durchwegs unerfahrene, oft auch unbedarfte Kandidaten in die Arena und gab aus dem Hintergrund Befehle, die mit pragmatischer Politik vollkommen unvereinbar waren. Reihenweise Fehler der neuen Akteure waren die logische Folge.

Natürlich trägt auch Di Maio Verantwortung: Er hätte viel früher zurücktreten müssen – nicht erst vier Tage vor einer Regionalwahl, die wohl zum existenzgefährdenden Debakel für die "Grillini" wird. So bringt sich Grillo wohl um sein Lebenswerk: Italien in eigentlich verdienstvoller Weise aufgerüttelt zu haben. Die Früchte sammelt längst ein anderer ein: der Rechtspopulist Matteo Salvini. (Gianluca Wallisch, 22.1.2020)