2016 war die Welt zwischen Jeff Bezos und Kronprinz Mohammed bin Salman (2. und 3. von links) noch in Ordnung.

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Der mutmaßliche Einbruch in das Handy von Amazon-Chef Jeff Bezos wird nicht nur den seit dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi lädierten Ruf Saudi-Arabiens weiter belasten. Der Vorfall zeigt auch, dass Gesetzgeber die Sicherheit von Messengern nicht mit Überwachungsbegehren fahrlässig aufs Spiel setzen dürfen.

Die von Ermittlungsbehörden immer gewünschten Hintertüren zur Unterwanderung der Verschlüsselung – wie etwa ein "Bundestrojaner" – würden Vorkommnissen wie diesen Tür und Tor öffnen. Niemand kann garantieren, dass eine den Strafverfolgern vorbehaltene Lücke nicht früher oder später auch von Cyberkriminellen oder Geheimdiensten anderer Länder entdeckt und ausgenutzt wird. Ohnehin prüfen Organisationen wie die NSA schon heute Whatsapp und Co eifrig auf Sicherheitslücken, die sie geheim halten und zu Überwachungszwecken ausnutzen.

Gefundenes Fressen für böswillige Akteure

Noch verheerender wäre ein staatlich verordnetes Schlupfloch für den Zugang zu Smartphones und Computern. Hier würden dann nicht nur Messenger-Chats zum gefundenen Fressen für böswillige Akteure, sondern im Prinzip gleich das komplette digitale Leben ihrer Besitzer. Handyhersteller wie Apple tun das Richtige, wenn sie sich weigern, für Behörden die Geräte mutmaßlicher Straftäter zu "knacken". Die Privatsphäre aller Nutzer darf auch für den Kampf gegen Verbrechen nicht geopfert werden. Was Bezos erlebt hat, könnte sonst zum Normalfall werden. (Georg Pichler, 22.1.2020)