Der Kärntner Max Franz übte am Mittwoch für Samstag. Der letzte Österreicher, der die Kitzbühel-Abfahrt gewinnen konnte, war 2014 der derzeit verletzte Hannes Reichelt.

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Peter Schröcksnadel hat etwas mitzuteilen, und ausnahmsweise gibt sich DER STANDARD als Sprachrohr her. Schließlich geht's darum, die Skination zu beruhigen. "Ich bin durch und durch überzeugt", teilt Schröcksnadel also mit, "dass wir auch heuer den Nationencup holen werden." Doch nach 39 von 85 Bewerben sieht es nicht danach aus. Die Schweiz hat 277 Punkte Vorsprung auf Österreich. Die Schweiz! 277 Punkte!

Heuer jubiliert nicht nur Kitzbühel als Veranstalter der 80. Hahnenkamm-Rennen – Super-G am Freitag, Abfahrt am Samstag, Slalom am Sonntag. Vor auch schon wieder dreißig Jahren, 1990, ist Schröcksnadel als Präsident des Skiverbands angetreten. Jahr für Jahr hat er die Trophäe für den Sieg in der Nationenwertung ins Innsbrucker ÖSV-Büro getragen, vielleicht auch tragen lassen. Doch erst jetzt, sagt der 78-Jährige, sei dem Publikum aufgefallen, "wie schwierig es ist". Zuvor habe der Nationencup "dreißig Jahre lang keinen Wert gehabt".

Maulen

Tatsächlich wird landauf, landab schon gemault, und aus all dem Maulen ist oft der Name Hirscher herauszuhören. Mit seinem Rücktritt wird die Baisse vor allem verknüpft. Vordergründig tut das auch Schröcksnadel. Hirscher sei ein "Schutzschild" gewesen. "Dahinter konntest du tun, was du willst. Wenn du rausgeflogen bist, war es kein Problem."

Ein Vergleich der aktuellen mit der vergangenen Saison zeigt allerdings, dass diese Argumentation einiges verschleiert. Demzufolge ist Hirschers Rücktritt nämlich nur ein Teil des ÖSV-Problems. Im Vergleichszeitraum 2018/19 hielt der ÖSV bei 6.222 Punkten (nun 4.376), zu denen Hirscher 976 Zähler beigesteuert hatte. Da fehlt also noch einiges, auch wenn man Hirscher ausklammert.

Das gilt für beide Geschlechter und auch für die Anzahl der einzelnen Erfolge. 15 waren es zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr. Für acht der 13 Siege bei den Herren hatte Hirscher verantwortlich gezeichnet, zwei steuerten die Damen bei. Aktuell hält der ÖSV bei vier Erfolgen, von denen drei aufs Herrenkonto gingen.

Conclusio: Auch andere lassen aus. Hinzu kommen Ausfälle sonder Zahl. In den ÖSV-Weltcupteams waren seit Anfang 2018 mehr als zwanzig Kreuzbandrisse zu beklagen. Die horrende Zahl erklärte Schröcksnadel im Gespräch mit dem STANDARD mit den Relationen: "Wir haben die größten Teams, deshalb auch die meisten Verletzten."

Globales Problem

Tatsächlich sind die vielen Ausfälle ein quasi globales Problem des Skirennsports. So hat sich der Italiener Dominik Paris am Dienstag im Training einen Kreuzbandriss zugezogen, womit der Kitzbühel-Abfahrt der Vorjahrssieger und Favorit abhandenkam. Mag sein, die Schweiz hat das Glück, relativ wenige Ausfälle beklagen zu müssen. Aber sie hat auch Marco Odermatt. Im 22-Jährigen sehen viele einen Gesamtweltcupsieger in spe. Im Dezember feierte er im Super-G in Beaver Creek den ersten Weltcupsieg, aktuell ist er verletzt, er soll aber schon bald zurückkehren.

Auf Nachfrage gibt Schröcksnadel "Probleme in der Nachwuchsarbeit" zu. "Es fehlen uns drei, vier Jahrgänge", sagt er, deshalb habe er im Verband einiges umgestellt. Wann die Umstellungen greifen, bleibt abzuwarten. Ob Schröcksnadel im Sommer noch einmal als ÖSV-Chef verlängert, will er davon abhängig machen, ob Saalbach heuer im Mai die alpine WM 2025 zugesprochen wird. Und nicht davon, ob Österreich die Siegesserie im Nationencup prolongieren kann. (Fritz Neuman, 23.1.2020)

Zwischenstände Ski Alpin

Mannschaft Herren (21):

1. Schweiz 2.865
2. Norwegen 2.545
3. Frankreich 2.502
4. Österreich 2.150
5. Italien 1.380
6. USA 928
7. Deutschland 837
8. Slowenien 530
9. Schweden 446
10. Kroatien 260

Mannschaft Frauen(18):

1. Österreich 2.226
2. Italien 2.174
3. Schweiz 1.788
4. USA 1.172
5. Norwegen 1.059
6. Deutschland 944
7. Schweden 819
8. Slowakei 726
9. Frankreich 624
10. Slowenien 446

Nationencup (39):

1. Schweiz 4.653
2. Österreich 4.376
3. Norwegen 3.604
4. Italien 3.554
5. Frankreich 3.126
6. USA 2.100
7. Deutschland 1.781
8. Schweden 1.265