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Lamas lassen sich nicht so schnell einschüchtern.
Foto: REUTERS/David W Cerny

Salzburg – Während sich die heimische Wolfspopulation weiterhin im unteren zweistelligen Bereich befindet (Schätzungen gehen von etwa zwei Dutzend Tieren aus), laufen die Diskussionen darüber weiter, wie mit dem zögerlichen Comeback des Raubtiers in Österreich umzugehen sei. Und die meisten Argumente sind längst bekannt, sowohl von Seiten der Befürworter als auch der Gegner des Wolfs.

Pflanzenfressende "Hütehunde"

Bei einer vom WWF mitorganisierten internationalen Tagung in Salzburg stach aber ein Statement heraus, das aufs erste Hinhören eher exotisch klingt: Um die durch Wölfe besonders gefährdeten Schafe zu schützen, könnten künftig auch Lamas zum Einsatz kommen. Gezüchtet werden die südamerikanischen Kleinkamele hierzulande – wie auch in anderen europäischen Ländern – ohnehin schon lange.

Die Idee ist nicht ganz neu: Verschiedene Pflanzenfresser sind bekannt dafür, dass sie Raubtiere – insbesondere Hundeartige – nicht tolerieren und anders als Schafe auch wehrhaft genug sind, um diese zu vertreiben. Esel beispielsweise sind in der Alten Welt schon lange als Herdenhüter eingesetzt worden.

In anderen Weltregionen schon lange üblich

Lamas haben den Vorteil, dass sie mit den von ihnen behüteten Schafen soziale Bindungen eingehen. Besonders stark sind diese, wenn man sie als Einzeltiere hält – ansonsten kümmern sie sich eher nur um die Artgenossen. Im Westen der USA und in Australien schützen Lamas seit den 1980er Jahren Schafherden vor Kojoten, Dingos oder streunenden Hunden.

Erfahrungen im Umgang mit Wölfen, die etwas größer sind als Kojoten oder Dingos, gebe es zwar noch wenige, hieß es auf der Tagung. Beobachtungen aus der Schweiz würden aber nahelegen, dass Lamas Herden durch Tritte und Beißen besonders gegen Einzelwölfe schützen können.

Verlorenes Wissen muss wieder hervorgeholt werden

Diese Idee war freilich nur eine aus einer Vielfalt von Möglichkeiten, wie sich Herden besser schützen lassen – neben Elektrozäunen, Nachtpferchen oder dem Einsatz von Schäfern und Hunden. "Herdenschutzhunde sind eines der besten Werkzeuge zum Schutz der Schafe. Aber es ist viel an Wissen verloren gegangen, weil die Raubtiere vielerorts lange verschwunden waren", sagte etwa der französische Wolfsforscher Jean-Marc Landry. Da die Ausbildung der Tiere ein bis zwei Jahre dauere, müsse man schnellstmöglich damit beginnen, forderte daher WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.

Die Conclusio der Tagung war jedenfalls, dass Herdenschutzmaßnahmen Tötungen vorzuziehen seien – und zwar nicht nur im Sinne der Wölfe: Landwirte würden sich nach Abschüssen in falscher Sicherheit wiegen und keine weiteren Schutzmaßnahmen ergreifen, erklärte Adrian Treves von der der University of Wisconsin, der eine Studie zum Wolfsmanagement in den USA und in Europa durchgeführt hatte. "Nachziehende Wölfe finden mit ungeschützten Herden einen gedeckten Tisch vor." (red, APA, 23. 1. 2020)