Kein Asylzentrum im Burgenland, ein Volltreffer für Doskozil.

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In den burgenländischen Regierungsparteien überlegt man, dem Karl Nehammer einen nicht zu geringen Orden zu verleihen. Sein Vorschlag für grenznahe Asylzentren hat dem dahindämmernden pannonischen Wahlkampf die zweite Luft verliehen, wie es im Sport heißt.

Die Freiheitlichen konnten am Donnerstag gar eine Art Dreiermischung von Pressekonferenz, Demonstration und Abschlusskundgebung inszenieren. Direkt am Grenzübergang in Deutschkreutz. Herbert Kickl, für FP-Landeshauptmann-Vize Johann Tschürtz der "beste Innenminister, den Österreich je gehabt hat", war aus Wien angereist, um seinen Nachfolger der "Dummschwätzerei" zu zeihen.

Der Veranstaltungsort bot sich für die FPÖ auch deshalb an, weil hier Manfred Kölly, Landtagsmandatar der Liste Burgenland, Bürgermeister ist. Und der Ex-Blaue buhlt sehr intensiv um enttäuschte FPÖ-Wähler. Die will Johann Tschürtz vor doppelzüngigen Schalmeientöne warnen. Das Grenzgebäude habe ja die Gemeinde erworben, wäre also ein idealer Standort für so ein Zentrum.

Ein Geschenk für Doskozil

Alles, was mit Grenze, Migration, Asyl zu tun hat, ist auch oder vor allem für Landeshauptmann Hans Peter Doskozil wie ein Geschenk. Er sagt denn auch unmissverständlich, dass es mit ihm kein Asylzentrum geben werde. So schnell konnte der ÖVP-Minister – und dann die Nehammer interpretierende grüne Klubobfrau Sigrid Maurer – gar nicht sagen, dass alles eh nicht so gemeint gewesen sei, dass Doskozil in dem Ganzen nicht doch schon werbewirksam "einen Anschlag auf das Burgenland" sah, "eine Farce".

Die Schutz-und-Trutz-Pose der rot-blauen Regierung kommt den anderen klarerweise eher nicht zupass. Im Bund ruderten die Türkis-Grünen zurück, die Türkisen und Grünen im Burgenland ruderten herum. ÖVP-Spitzenkandidat Thomas Steiner beeilte sich also, das alles als Irreführung zu geißeln: "Innenminister Nehammer hat die Falschmeldungen deutlich richtiggestellt. Es wird kein Asylzentrum geben." Die grüne Spitzenkandidatin Regina Petrik hält die Aufregung für "eine künstliche Scheindebatte".

Alle haben jedenfalls Eberau im Kopf. 2010 rumpelte VP-Innenministerin Maria Fekter mit dem Plan eines Erstaufnahmezentrums in den pannonischen Wahlkampf. Es war damals nicht zum Schaden des roten Landeshauptmanns Hans Niessl. (Wolfgang Weisgram, 24.1.2019)