Rudy Pevenage hatte jede Menge schmutziger Tricks parat – nun erzählt er darüber.

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Brüssel – Rudy Pevenage hat in seiner Biografie langjährige Dopingpraktiken in der Zeit als Teamchef, Betreuer und Mentor des früheren Tour-de-France-Siegers Jan Ullrich zugegeben. In dem am Donnerstag erschienenen Buch "Der Rudy" berichtet der Belgier detailliert zum Dopinggebrauch im Radsport.

Blutbeutel in Milchpaketen, Dopingmittel in doppelwandigen Cola-Dosen und eine Handy-Panne, die schließlich die Verbindung zum Dopingarzt Eufemiano Fuentes offenlegte, werden in dem Buch beschrieben. "Ich möchte niemanden verletzen, erzähle aber die Wahrheit darüber, was ich mitgemacht und gesehen habe", schrieb Pevenage, ehemaliger Sportdirektor des Teams Telekom (später T-Mobile).

So berichtet der 65-Jährige, wie er vor dem Tour-Start 2004 in Lüttich ein Hotelzimmer im nahe gelegenen Kelmis mit einem Extra-Kühlschrank angemietet hat. Auch die spanischen Dopingärzte Fuentes und Jose Luis Merino hätten sich in dem Hotel aufgehalten. Von dort habe ein ehemaliger Mountainbiker mit dem Codenamen Ali Baba als Kurier die in leeren Milchkartons verpackten Blutbeutel zu Fahrern gebracht.

"Die Dose war doppelwandig"

Mitunter wurde es auch brenzlig, wie etwa bei einer Razzia 2001 in Italien, als Pevenage schnell eine Insulinspritze zerbrach und die Toilette hinunterspülte. Vergessen hatte er nur die raffiniert präparierte Cola-Dose – offenbar ohne Folgen. "Die Dose war doppelwandig, und man konnte sie oben aufschrauben, um Medikamente einzufüllen und aufzubewahren. Sehr praktisch. Durch die Doppelwand blieb der Inhalt kühl und war von außen nicht von einer echten Dose Cola zu unterscheiden", erklärte Pevenage.

So perfekt ging es nicht immer zu. Die Verbindungen zwischen Fuentes und Ullrich wurden auch durch eine Handy-Panne von Pevenage während des Giro d'Italia 2006 aufgedeckt. Als Ullrich das Einzelzeitfahren gewann, wollte Pevenage dies vor lauter Freude Fuentes mitteilen. Die Telefonkarte seiner Freundin sei aber leer gewesen, daher habe er sein eigenes Handy benutzt. "Das war nicht so schlau, sie haben ihn abgehört. So hatten die Ermittler und die spanischen Polizei plötzlich meine Nummer", schrieb Pevenage, der auch Dopingpraktiken während seiner aktiven Karriere einräumte.

Der Skandal um Fuentes war 2006 im Zuge der Operacion Puerto aufgeflogen. Zahlreichen Radprofis wurden die beim Arzt gelagerten Blutbeutel per DNA-Abgleich zugewiesen, darunter auch Ullrich. Pevenage wurde vom T-Mobile-Team entlassen. Eine Rückkehr in den Radsport gab es für ihn nicht mehr. (APA; 23.1.2020)